Bremen/Hamburg. Bremen geht Zuhause gegen Paderborn unter. Ex-HSV-Profi Gjasula gelingt Traumeinstand in Darmstadt. Rostock hat einen neuen Helden.

Planlos, ratlos, ideenlos: Beim Bundesliga-Absteiger Werder Bremen hat sich die sportliche Krise dramatisch verschärft. Eine Woche nach dem Pokal-K.o. beim Drittligisten VfL Osnabrück verloren die Hanseaten ihr Liga-Heimspiel gegen den SC Paderborn nach einem über weite Strecken desaströsen Auftritt mit 1:4 (0:3).

In dieser Verfassung müssen die Bremer keinen Gedanken an einen sofortigen Wiederaufstieg verschwenden. Der letzte Heimsieg der Grün-Weißen datiert vom 26. Februar dieses Jahres. „Das war heute nicht erste oder zweite Liga. Das war nicht das, was wir spielen können“, sagte Bremens Trainer Markus Anfang bei „Sky“.

Werder Bremen wird von Paderborn vorgeführt

Besonders in der ersten Halbzeit wurden die Norddeutschen nach allen Regeln der Kunst vorgeführt. Felix Platte legte mit zwei Toren in der 9. und 17. Minute den Grundstein zum ersten Saisonsieg der Gäste. Sven Michel (36.) gelang der dritte Treffer, ebenfalls unter Mithilfe der komplett indisponierten Bremer Hintermannschaft.

„Heute haben wir glaube ich einen Rekord aufgestellt an individuellen Fehlern vorne und hinten“, analysierte Anfang. „Da gibt es am Ende keine Ausreden mehr. Wir müssen die Schuld nicht bei anderen suchen, sondern bei uns selbst.“

Nach dem Seitenwechsel keimte bei den 21.000 Zuschauern im Weserstadion kurzfristig Hoffnung aus, als Niklas Schmidt in der 52. Minute traf. Doch nur drei Minuten später stellte Ron Schallenberg den alten Abstand wieder her. Erst nach einer Stunde kam der SV Werder besser in die Partie, ohne der Begegnung noch eine Wende geben zu können.

Werder-Fans skandieren "Baumann, raus!"

Das Team war schon nach 45 Minuten mit einem Pfeifkonzert in die Kabinen verabschiedet worden, auch lautstarke Forderungen nach einer Trennung von Sport-Geschäftsführer Frank Baumann waren unüberhörbar.

Die 300 mitgereisten Paderborn-Fans hingegen hatten Oberwasser und sangen: „Einer geht noch, einer geht noch rein.“ Bremens Anhang flüchtete sich indes in Galgenhumor und sang: „Wieder alles im Griff auf dem sinkenden Schiff.“

Zum Galgenhumor des eigenen Publikums sagte Werder-Coach Anfang hinterher: „Es ist doch vollkommen logisch, dass die Fans nicht glücklich sind. Dass es kein Spaziergang wird, war in dieser starken Liga klar.“

Baumann indes reagierte „brutal enttäuscht“ auf den Auftritt der Mannschaft: „Man kann auch schon mal schlecht spielen, aber so ist das schon sehr enttäuschend. Es war wie im Schlaraffenland für die Paderborner Spieler.“

Werder verliert Kapitän Toprak verletzt

Die frühe Auswechslung von Kapitän Ömer Toprak schwächte die Platzherren zusätzlich. Der Abwehrchef musste wegen einer Nackenverletzung den Platz schon in der 26. Minute verlassen. Zudem fehlten die verletzten Bundesliga-Routiniers Leonardo Bittencourt und Kevin Möhwald.

Bereits vor der Partie hatten die Bremer einen weiteren Leistungsträger ziehen lassen müssen. Der schwedische Nationalspieler Ludwig Augustinsson wechselt mit sofortiger Wirkung zum FC Sevilla nach Spanien.

6:1 – Darmstadt und Gjasula feiern Kantersieg

Auch die Partie Darmstadt 98 gegen FC Ingolstadt endete mit einem Kantersieg – in diesem Fall aber für die Gastgeber. Die Lilien feierten gegen den Aufsteiger ein furioses 6:1 (4:0). Während die Hessen damit nach zwei Niederlagen ohne eigenen Treffer erstmals punkteten, verweilen die Ingolstädter nach der dritten Pleite in Folge in der Abstiegszone.

Phillip Tietz (29.) per Kopf, Luca Pfeiffer (39.) mit einem Traumtor in den Winkel sowie Fabian Schnellhardt (45.+2) per Freistoß und erneut Tietz (45.+4) sorgten bereits kurz vor der Pause für die Vorentscheidung zugunsten der Mannschaft von Trainer Torsten Lieberknecht. Im zweiten Durchgang verkürzte Stefan Kutschke (50.) für die Gäste, nachdem Schiedsrichter Michael Bacher einen Foulelfmeter für das Team von Coach Roberto Pätzold nach Ansicht der Videobilder wieder zurückgenommen hatte (49.).

Vor 4506 Zuschauern im Stadion am Böllenfalltor kontrollierte Darmstadt weiter das Geschehen, ehe Pfeiffer mit einem schönen Lupfer nach Vorarbeit des gerade erst vom HSV verpflichteten Klaus Gjasula ebenfalls wie Stürmerkollege Tietz einen Doppelpack (66.) schnürte. Braydon Manu (90.+4.) setzte den Schlusspunkt für die Gastgeber.

Neben einem Assist holte sich Klaus Gjasula auch den ersten Gelben Karton für seinen neuen Arbeitgeber ab.
Neben einem Assist holte sich Klaus Gjasula auch den ersten Gelben Karton für seinen neuen Arbeitgeber ab. © Imago/Jan Hübner

Rostock entführt einen Punkt aus Heidenheim

Die Hoffnungen des 1. FC Heidenheim auf eine Pokalrevanche gegen Hansa Rostock haben sich unterdessen nicht erfüllt. Nur eine Woche nach dem Erstrunden-Aus im DFB-Pokal beim Aufsteiger an der Ostsee (2:3 n.V.) kam die Mannschaft von Heidenheims Trainer Frank Schmidt beim Wiedersehen mit den Mecklenburgern auf eigenem Platz nicht über ein 1:1 0:0) in der 2. Bundesliga hinaus.

Allerdings blieb Heidenheim durch das Remis auch im drittem Punktspiel der Saison ungeschlagen und Rostock auch schon zum zweiten Mal nacheinander unbesiegt.

Munsy wird erneut zum Hansa-Helden

Die Führung durch Rückkehrer Tim Kleindienst (68.) reichte den Hausherren nicht zum zweiten Saisonsieg. Ausgerechnet Ridge Munsy (82.) rettete den Gästen durch sein Ausgleichstor einen Zähler, nachdem der 32-Jährige schon im Pokal das Hansa-Siegtor (119.) erzielt hatte.

Hansa kam durch Ridge Munsy (unten) zu einem späten Punktgewinn gegen Heidenheim.
Hansa kam durch Ridge Munsy (unten) zu einem späten Punktgewinn gegen Heidenheim. © Imago/Jan Hübner

Die Gastgeber stellten in der Anfangsphase ihren Willen zur Wiedergutmachung für den Pokal-K.o. trotz hochsommerlicher 30 Grad durch Einsatzwillen nachdrücklich unter Beweis. Jedoch machte Heidenheim aus seinem hohen Ballbesitzanteil zunächst zu wenig. Ihre beste Chance hatte die Schmidt-Elf denn auch durch eine Standardsituation, als Jan Schöppner nach einem Eckstoß von Tobias Mohr per Kopf die Unterkante des Hansa-Tores traf (18.).

Munsy belohnt Rostocks Kampfgeist

Auf der Gegenseite bot sich den Gästen nach nur vereinzelten Vorstößen durch Streli Mamba die Möglichkeit zum Ausgleich, doch der flinke Stürmer scheiterte freistehend an FCH-Torhüter Kevin Müller.

Nach dem Seitenwechsel blieben die Heidenheimer weiter bemüht. Zwingende Möglichkeiten erspielten sich die Hausherren bis zu Kleindiensts insgesamt überraschenden Treffer per Kopf praktisch keine.

Rostock drängte nach dem Rückstand stärker als zuvor nach vorne. Lohn für den Kampfgeist war Munsys Tor zum 1:1.