Hamburg. Ab dieser Saison erhält jeder Fan via club-rockit.com Einfluss auf das Geschehen rund um Concordias Oberligateam.

Am Freitag (20.15 Uhr, Sportpark Hinschenfelde, Walddörferstraße 247) schlägt Aufstiegskandidat WTSV Concordia am ersten Spieltag der Oberliga Hamburg gegen den Meiendorfer SV das Kapitel Fußball-Demokratie auf. Ab dieser Saison erhält jeder Fan ab 5,75 Euro pro Monat auf club-rockit.com Einfluss auf das Geschehen rund um Concordias Oberligateam. Neben eher folkloristischen Aspekten wie der Wahl des Bierpreises im Stadion sollen die User auch bei handfesten Entscheidungen wie Transfers, Sponsoring, Finanzen, Aufstellungen, Wechseln und Taktik mitbestimmen können.

Neu ist die Idee nicht. 2008 legte Fortuna Köln das Projekt „deinfussballclub.de“ (DFC) auf – und stellte es 2011 wieder ein. Die basisdemokratischen User hatten beziehungsweise forderten so viel Mitspracherechte, dass der Verein einige DFC-Entscheidungen nicht umsetzte.

Schwarmintelligenz nutzen

„Der Fehler von DFC war, das Projekt einzustellen, anstatt aus den Fehlern zu lernen“, sagt Concordias Präsident Matthias Seidel (52). „Ich war damals selbst einer der virtuellen Manager bei Fortuna Köln und bin nach wie vor von der sehr guten Idee begeistert.“ Seidel, Gründer und Geschäftsführer von transfermarkt.de, ist begeistert von der Idee der Schwarmintelligenz. „Die Einbeziehung der Informationen einer großen Gemeinschaft führt oft zu viel besseren Ergebnissen“, sagt Seidel.

Wie viel die User genau zu sagen haben werden, soll nach den Erfahrungen von Fortuna Köln erst mal ausprobiert werden. Fest steht: Cordis Trainer Pieper kann sich bei Erfolg „Joker“ verdienen, mit denen er die Community überstimmt. Ein Verbindungsmann wird ihm während des Spiels die Meinung der Community mitteilen. „Ich fürchte nicht meinen Rauswurf durch die Fans“, sagt Pieper.

10.000 User zum Saisonende werden angepeilt

„Ich verliere ja meine gestalterischen Möglichkeiten nicht. Ich teile sie nur mit dem Schwarm und verspreche mir davon mehr Know-how.“ Auch die Mannschaft steht dahinter. „Mehr Mitbestimmung für die Fans, ohne den Trainer zu entmachten, ist eine tolle Idee“, sagt Torwart Johannes Höcker. Bald Platz machen zu müssen fürchtet er nicht. „Bringe ich gute Leistungen, werden mich die Leute ja nicht rauswählen.“

Cordi peilt laut Seidel 10.000 User zum Saisonende an. Diese Zahl würde bis zu 700.000 Euro pro Saison in die Vereinskassen spülen. Geld, das Cordi irgendwann für noch höhere Ziele als den Aufstieg in die Regionalliga Nord einsetzen will? „Auch darüber würden wir dann mit unseren Usern diskutieren“, sagt Seidel.