Hamburg. Teams des HSV Hamburg (Handball) und der Hamburg Towers (Basketball) könnten für Trainings- und Spielbetrieb dorthin ausweichen.

Der Handball Sport Verein Hamburg sucht nach dem Dachschaden der Sporthalle Hamburg in Winterhude seit drei Monaten eine neue Spielstätte, die Basketballer der Hamburg Towers schauen sich für ihre künftigen Auftritte im EuroCup nach Alternativen zur edel-optics.de Arena in Wilhelmsburg um. Im Fokus beider Bundesligaclubs stehen die elf Messehallen am Fernsehturm. Bernd Aufderheide erteilt den Begehrlichkeiten jedoch fürs Erste eine Absage. „Uns sind die Nöte der Clubs bekannt. Wir sehen aber keine Möglichkeiten, den Vereinen nachhaltig zu helfen, so gerne wir es auch täten“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Hamburg Messe und Congress GmbH.

Nach 16 Monaten Leerstand läuft das Messegeschäft erstaunlich gut an, Präsenzveranstaltungen haben ihren Reiz nicht verloren. „Unsere Hallen waren vor Corona bis zu 80 Prozent ausgelastet. Wir haben deshalb in unseren Planungen keine freien Flächen, die wir den Clubs für einen regelmäßigen Spielbetrieb zur Verfügung stellen könnten. Für einen Monat oder mehrere Wochen wäre vielleicht etwas machbar, aber nicht für eine ganze Saison. Wir könnten Hand-und Basketballern keine Planungssicherheit bieten“, sagt Aufderheide.

Auf- und Abbau der Tribünen kostet jeweils eine Woche Zeit

Das Problem sei nicht die Verlegung des Hallenbodens, „der Auf- und Abbau der Tribünen, die wir im Gerüstbau aufstellen müssten, kostet jeweils eine Woche Zeit. Die haben wir zu häufig nicht, ohne unser Kerngeschäft zu vernachlässigen. Wir sind nun mal keine Sporthalle oder ein Konzertsaal.“

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Darüber hinaus seien die Anforderungen zum Beispiel der Handball-Bundesliga an eine normgerechte Spielhalle derart komplex, „dass da Aufwendungen auf uns und den Verein für die entsprechende Infrastruktur zukämen, die kaum zu refinanzieren wären.“ Die Bereitstellung einer Messehalle kostet in der Regel einen hohen fünfstelligen Betrag, behördliche Genehmigungen müssten eingeholt, Lärmschutzgutachten erstellt werden.

Hoffnung macht Aufderheide den Clubs jedoch für die Saison 2022/23. Die Messe hat mobile Tribünen für bis zu 5500 Zuschauer bestellt, die bis Mitte 2022 geliefert werden sollen. Die wären dann binnen eines Tages eben dort aufgebaut, wo gerade Hallenkapazitäten frei sind.

Towers trainieren künftig wahrscheinlich in Osdorf

„Dadurch erlangen wir die notwendige Flexibilität“, sagt der Messechef. Handballer und Basketballer sind über diese Pläne informiert. Towers-Hauptgesellschafter Tomislav Karajica hält Europapokalspiele seines Vereins in der Messe für möglich. Aufderheide und Immobilienentwickler Karajica (Home United) pflegen seit Längerem geschäftliche Beziehungen, mit Philipp Westermeyer (Online Marketing Rockstars) bilden sie das Betreiberkonsortium, das den Fernsehturm 2023 wieder für den Publikumsverkehr öffnen will.

Aufderheide war für Karajica daher auch der erste Ansprechpartner bei der Suche der Towers nach einer weiteren Trainingshalle. Weil in der edel-optics.de Arena künftig mehr Events stattfinden und damit zusätzliche Einnahmen generiert werden sollen, müsste das Training des Bundesligateams und der Nachwuchsmannschaften öfter als zuletzt ausgelagert werden. Die Messe stünde bereit, aber eben nicht dauerhaft. Jetzt sind die Basketballer in Osdorf fündig geworden. Dort könnte die Lagerhalle eines Discounters umgestaltet werden. Eine weitere Option wäre eine Sport-&-Spa-Tennishalle in Wandsbek.

2015 wollte die Messe eine zusätzliche Multifunktionshalle bauen

Die Handballer wiederum können nur hoffen, dass die Sporthalle Hamburg kürzer als angenommen gesperrt bleibt. Darauf deutet nach Aussagen von Sportsenator Andy Grote (SPD) inzwischen vieles hin. Vorsorglich hat der HSV Hamburg in der Barclaycard Arena im Volkspark und in der neuen Arena Lüneburger Land Termine geblockt.

Im nächsten Jahr könnte dann ein Anruf bei Bernd Aufderheide die Lösung sein. Übrigens: 2015 wollte die Messe eine zusätzliche Multifunktionshalle bauen, Platz auf dem Gelände ist dafür vorhanden. Doch die Stadt, einziger Gesellschafter der Messe, lehnte ab. In Hamburg gäbe es ausreichend Veranstaltungshallen, zudem seien weitere in Planung. Gebaut ist davon bis heute keine einzige.