Hamburg. Der gebürtige Wedeler gilt als Riesentalent, fehlt bei der Tour de France aber wegen körperlicher Probleme.

Lennard Kämna sitzt gerade zu Hause in Fischerhude bei Bremen, als ihn das Abendblatt am Telefon erreicht. Im Fernsehen kämpfen sich die Radprofis durch die erste Woche der Tour de France, doch Kämna interessiert das nicht wirklich. „Ich verfolge die Tour momentan nicht allzu intensiv“, erzählt der gebürtige Wedeler. Bei Primoz Rogliz (31/Slowenien) vom Team Jumbo-Visma muss sich Kämna gar vergewissern, ob der Topfavorit nach seinem Sturz überhaupt noch mit dabei ist. Ja, ist er.

Dass Kämna in diesem Jahr nicht selber am größten Radsportevent teilnimmt hat seine Gründe. Sprechen möchte der 24 Jahre alte Profi von Bora-hansgrohe darüber aber nicht. Laut Ralph Denk, Teamchef bei Bora-hansgrohe, habe Kämnas Abwesenheit „rein körperliche Gründe“. Er sei übermotiviert gewesen, habe überzogen und trotz Krankheit weitertrainiert, hatte Denk vor dem Start der Rundfahrt gesagt. „Er war zu sich nicht ehrlich. Er hat uns auch nicht die Wahrheit gesagt. Er bringt uns nur etwas, wenn er top in Form ist.“

Kämna gilt als Riesentalent

Kämna gilt als Riesentalent, gewann im vergangenen Jahr die 16. Tour-Etappe nach Villard-de-Lans und schien auch in dieser Saison nach seinem Etappensieg bei der Katalonien-Rundfahrt in Form zu sein. Danach seien aber die Probleme aufgetreten, erklärte der Teamchef und betonte, dass man die Fahrer zukünftig engmaschiger kontrollieren müssen.

Trotz seines latenten Desinteresses für die Tour verfolgt Kämna die aktuellen Diskussionen um die Sicherheit der Fahrer. „Am Ende wollen alle sicher ankommen, gleichzeitig wollen aber auch alle gewinnen. Das ist ein zweischneidiges Schwert. Wer vorne dabei sein will, muss Risiko gehen“, sagt Kämna. Vor allem bei der dritten Etappe hatten Massenstürze für einen Aufschrei gesorgt.

Emanuel Buchmann als bester Deutscher auf Rang 35

Die Verantwortung für die Sicherheit hätten Fahrer und Veranstalter gleichermaßen, meint Kämna. „Wir Fahrer können uns auch nicht ganz rausnehmen. Genauso wenig kann das aber der Tour-Chef machen. Ich habe auch im letzten Jahr Strecken erlebt, die nicht zu dem gepasst haben, was man erwartet“, sagt er. Insbesondere abschüssige Zielankünfte seien ein Problem: „Wenn es fünf Kilometer vor dem Ziel noch mal bergab gibt, ist das richtig gefährlich.“

Am Freitag kam es auf der mit 249,1 Kilometern längsten Tour-Etappe seit 21 Jahren von Vierzon nach Le Creusot zu einem Überraschungssieg des slowenischen Ausreißers Matej Mohoric (26/Bahrain Victorious). Während der Niederländer Mathieu van der Poel (26/Alpecin-Fenix) das Gelbe Trikot verteidigte und der Ravensburger Emanuel Buchmann (28/Bora-hansgrohe) als bester Deutscher auf Rang 35 fuhr, büßte Favorit Primoz Roglic rund vier Minuten Zeit ein. Etappe acht an diesem Sonnabend (151 Kilometer von Oyonnax nach Le Grand-Bornand) und neun am Sonntag (144 Kilometer von Cluses nach Tignes) sind zwei harte Bergetappen.