Mannheim. Der Titelverteidiger rettet sich dramatisch ins Ziel. Am Ende entscheidet der direkte Vergleich gegen Erzrivale Flensburg-Handewitt.

Dem Druck standgehalten und die Nerven behalten: Handball-Rekordmeister THW Kiel hat im packenden Fernduell mit dem Erzrivalen SG Flensburg-Handewitt beim Bundesliga-Finale seinen 22. Titel eingefahren. Bei den Rhein-Neckar Löwen erkämpfte sich der Titelverteidiger ein 25:25 (13:12), und die SAP-Arena wurde für die THW-Profis nach dem Abpfiff und einer dramatischen Schlussphase zum Tanzpalast.

Damit starben alle Flensburger Hoffnungen, den Tabellenführer, der mit einem Punkt mehr ins Liga-Finale ging, noch abzufangen Der sicher eingeplante Heimsieg gegen die HBW Balingen-Weilstetten (38:26) war letztlich unerheblich. Bei Punktgleichheit entschied der Vorteil im direkten Vergleich für den THW.

Kiel lag von Beginn der zweiten Halbzeit zumeist knapp vorn, konnte sich aber lange nicht entscheidend absetzen. Das lag in erster Linie am Löwen-Torhüter Andreas Palicka, der von den Gästen immer schwerer zu überwinden war. THW-Trainer Filip Jicha war sichtlich genervt davon, dass seine Schützlinge immer wieder überhastet warfen – und scheiterten.

Flensburg reicht Gala nicht, um Kiel abzufangen

Nie einen Zweifel am Ausgang der Begegnung gab es in der Flens-Arena. Vor 2000 Fans, unter ihnen auch Robert Habeck, Co-Vorsitzende der Grünen, agierten die Hausherren von der ersten Minute an konzentriert, bei einem Halbzeitstand von 24:12 war die Partie praktisch schon entschieden. Und ein Großteil des Publikums verfolgte interessierter, was sich in Mannheim tat.

Bester Flensburger Werfer war Hampus Wanne mit zehn Treffern. Für Balingen waren René Zobel und Romas Kirveliavicius je sechsmal erfolgreich.

Unter den Augen des Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU), der das Spiel in einer Loge in der Flensburger Arena verfolgte, gaben die Schützlinge von SG-Coach Maik Machulla nach einer kurzen Phase des Abtastens Vollgas. Vor allem über die Außenpositionen kamen die Gastgeber gegen die überforderten Balinger zum Erfolg. Zwischen der 13. und der 24. Minute gelang Balingen kein Treffer. Die Norddeutschen zogen in dieser Phase von 11:7 auf 20:8 davon.

In der zweiten Halbzeit spulten die Flensburger ihr Spiel ab. Große Spannung gab es dann am Ende. Nach dem Schlusspfiff der SG-Partie versammelten sich die Spieler vor einem Bildschirm, um die letzten Minuten der Kieler zu verfolgen. Als der letzte Wurf der Löwen nicht den Weg ins Tor fand, feierte die Fans die Machulla-Schützlinge dennoch mit tosendem Applaus.

Löwen-Trainer Schwalb kehrt zum HSV Hamburg zurück

Abschied von den Mannheimern nahm mit der Partie gegen Kiel Trainer Martin Schwalb. Der Ex-Nationalspieler kehrt als Sportdirektor zum Bundesliga-Aufsteiger HSV Hamburg zurück, mit dem er als Coach 2013 die Champions League gewonnen hatte.

Löwen-Trainer Martin Schwalb (l.) kehrt zum HSV Hamburg zurück, mit dem er einst mit dem jetzigen Kieler Domagoj Duvnjak Meister und Champions-League-Sieger wurde.
Löwen-Trainer Martin Schwalb (l.) kehrt zum HSV Hamburg zurück, mit dem er einst mit dem jetzigen Kieler Domagoj Duvnjak Meister und Champions-League-Sieger wurde. © dpa | Uwe Anspach

Im vergangenen Jahr war die Bundesliga-Saison wegen der Coronavirus-Pandemie vorzeitig abgebrochen worden, man erklärte den THW über die Quotientenregelung zum Meister. Dieses Szenario drohte zeitweise auch in dieser Spielzeit.

41 Partien mussten pandemiebedingt verlegt werden, eine logistische Herausforderung. „Wir sind wirtschaftlich und organisatorisch an unsere Grenzen gestoßen. Aber es war wichtig, dass die Entscheidungen auf dem Spielfeld und nicht am grünen Tisch fallen“, sagte Bundesliga-Geschäftsführer Frank Bohmann. Das gebe „ein gutes Gefühl für die neue Saison.“

Bereits am Mittag war Coach Florian Kehrmann als „Trainer der Saison“ ausgezeichnet worden. Der Weltmeister von 2007 hatte Ex-Meister TBV Lemgo zum ersten Gewinn des DHB-Pokals seit 19 Jahren geführt. Die Ostwestfalen schalteten dabei beim Final Four in Hamburg im Halbfinale den THW Kiel aus. In der Champions League waren die Kieler als Titelverteidiger im Viertelfinale an Paris Saint-Germain gescheitert.