Hamburg. Vor allem die desaströse Abwehrleistung wirft Fragen auf. Auch die Quote nach Strafecken ist indiskutabel.

Die ganz große Blamage wendete Martin Häner ab, als die Spielzeit bereits abgelaufen war. Mit seinem dritten Strafeckentor sicherte der 32 Jahre alte Abwehrchef vom Berliner HC den deutschen Hockeyherren zum Abschluss der Vorrunde bei der Feld-EM in Amsterdam (Niederlande) den 6:5 (2:3, 1:2, 1:0, 2:0)-Sieg über Frankreich. Dieser reichte nicht zum Gruppensieg reichte, weil die Niederlande im Abendspiel Wales 6:0 besiegten und wegen der einen Tor besseren Tordifferenz Erster wurden.

Gesprochen werden musste nach der Partie allerdings über andere Dinge als den Halbfinalgegner. Der Auftritt gegen die zwar griffigen, aber in der Gruppe letztlich sieglosen Franzosen gab viel Anlass zur Sorge im Hinblick auf den Jahreshöhepunkt, der vom 23. Juli bis 8. August mit den Olympischen Spielen in Tokio ansteht. „In der ersten Halbzeit haben wir gefühlt keinen Zweikampf gewonnen. So können wir uns nicht präsentieren. In der Pause war richtig schlechte Stimmung“, sagte der Bundestrainer.

Nicht einmal vier Minuten waren gespielt, als dessen Mannschaft bereits mit 0:2 zurücklag. Zwar schaffte Häner mit seinen ersten beiden Eckentoren (4./5.) schnell den Ausgleich, anschließend jedoch ließ sich die indisponierte Defensive von den quirligen Franzosen mehrfach überrumpeln, so dass es mit einem 3:5-Rückstand in die Halbzeitpause ging. „Wir haben viel zu einfache Gegentore kassiert und es uns damit selbst völlig unnötig schwer gemacht“, kritisierte der beim HC Pinoké in den Niederlanden engagierte Krefelder Niklas Wellen, der zum 3:5 (25.) traf und nach dem Anschlusstor durch den Hamburger Florian Fuchs (HC Bloemendaal/33.) per Eckenvariante auch den Ausgleich schoss (54.).

Abwehrchaos bei Hockeyherren

Die deutsche Mannschaft hätte gewarnt sein können vor der Umschaltstärke der Franzosen, hatte sie doch das letzte Testspiel vor der EM in Hamburg gegen den international zweitklassigen Rivalen mit 2:5 verloren. In einem Turnierspiel jedoch fünf Treffer gegen Frankreich zu kassieren, das darf selbst dann nicht passieren, wenn es um gar nichts geht. „Unsere Abwehrarbeit in der ersten Hälfte war einer Nationalmannschaft nicht würdig“, sagte Häner.

Ebenso gravierend war die Einfallslosigkeit, mit der die DHB-Herren ihre Strafecken ausführten. 20 davon erarbeiteten sie sich, nur vier führten zu Toren. Dass vor Olympia nicht alle Varianten gespielt werden, ist normal, die Quote war dennoch indiskutabel. Der positive Aspekt der denkwürdigen Partie sollte indes nicht unerwähnt bleiben. Die Moral der Mannschaft, die bis zuletzt immerhin den Willen ausstrahlte, das Spiel gewinnen zu wollen, ist intakt. „Darauf können wir aufbauen. Aber im Halbfinale können wir uns solch eine Leistung nicht erlauben“, sagte Niklas Wellen.

Die deutschen Damen können sich an diesem Mittwoch (14.45 Uhr/sportschau.de) mit einem Erfolg gegen Italien den Gruppensieg sichern.