Berlin. Verband reagiert auf Kritik an paneuropäischer Endrunde mit Spielen sogar in Asien. Wie der CO2-Fußabdruck gerettet werden soll.

Eine Fußball-EM in elf Städten über den ganzen Kontinent und sogar bis nach Asien verteilt – das klingt aus Sicht des Klimaschutzes wie eine ganz schlechte Idee. Auch wenn durch die Corona-Pandemie deutlich weniger Fans erwartet werden als ursprünglich geplant, verursacht allein die Reisetätigkeit während der EURO 2020 (so lautet noch immer der offizielle Name) Hunderttausende Tonnen CO2. Auch deshalb nannte das Fußball-Magazin 11 Freunde das Mega-Turnier einen „gigantischen Murks“.

In Zeiten globaler Erwärmung und grüner Bewegungen wie „Fridays for Future“ kommt auch die Uefa an Umweltthemen nicht vorbei. Man wolle die Nachhaltigkeit der paneuropäischen EM zur „bis dato umweltfreundlichsten Endrunde machen“, teilte der Verband mit.

Auch Kevin De Bruyne und die belgische Fußball-Nationalmannschaft müssen sich für die EM-Spiele viel ins Flugzeug setzen – nach St. Petersburg, nach Kopenhagen und erneut nach St. Petersburg.
Auch Kevin De Bruyne und die belgische Fußball-Nationalmannschaft müssen sich für die EM-Spiele viel ins Flugzeug setzen – nach St. Petersburg, nach Kopenhagen und erneut nach St. Petersburg. © Imago/PanoramiC International

Uefa unterstützt Projekte in Afrika

Gelingen soll das durch diverse Umweltschutz- oder Kompensationsmaßnahmen, allen voran durch die Investitionen in Projekte von „South Pole“. Das ist ein Unternehmen, das „Lösungen für Klimaneutralität im Einklang mit den anspruchsvollsten internationalen Richtlinien“ verspricht.

Eine Initiative zum Beispiel versorgt Bewohner ländlicher Gegenden in Ruanda mit energieeffizienten Kochstellen, dadurch verbrauchen die Menschen dort weniger Brennmaterial wie Kohle oder Holz. Auch unterstützt die Uefa die Windparks Prony und Kafeate, die in abgelegenen Ortschaften der Pazifikinsel Neukaledonien durch erneuerbare Energie wesentlich zur Stromversorgung beitragen.

Alle Investitionen in die Projekte sind bereits getätigt, für die Berechnung wurde die volle Kapazität in allen elf EM-Stadien als Grundlage verwendet. Zudem wurden in den Gastgeberstädten Baku und Amsterdam 100.000 Bäume gepflanzt, die im Verlauf ihres Lebens geschätzte 45.000 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre filtern sollen.

Das Nationalstadion von Aserbaidschan in Baku – hier werden insgesamt vier EM-Spiele ausgetragen, davon zweimal unter Beteiligung der Schweiz.
Das Nationalstadion von Aserbaidschan in Baku – hier werden insgesamt vier EM-Spiele ausgetragen, davon zweimal unter Beteiligung der Schweiz. © Imago/GEPA pictures

Uefa-Boss: EM 2021 schont Ressourcen

„Die Uefa nimmt ihre Verantwortung in diesem Zusammenhang sehr ernst“, sagte Verbandspräsident Aleksander Ceferin. Die Projekte würden nicht nur helfen, die anfallenden CO2-Emissionen zu kompensieren, sondern auch „der Bevölkerung vor Ort zugutekommen und für den Planeten langfristig von Nutzen“ sein. Das außergewöhnliche Turnierformat schone zudem die Ressourcen, behauptete Ceferin: „Es müssen weniger neue Stadien und entsprechende Verkehrsverbindungen gebaut werden.“

Auch mit kleineren Maßnahmen versuchen die Organisatoren, die Nachhaltigkeit des Events zu stärken. In den meisten Gastgeberstädten ist der Öffentliche Nahverkehr für Ticketinhaber, Medienvertreter, Volunteers und Mitarbeiter kostenlos. Der immense Müll im Stadion soll durch verschiedene Konzepte reduziert, recycelt und wiederverwendet werden. Die Uefa will die Wiederverwertung verfolgen.

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    Kritiker werfen Uefa "Greenwashing" vor

    Der Verband hat wie andere Sportorganisationen und auch deren Sponsoren erkannt, dass der Umweltschutz im Leistungssport an Bedeutung gewinnt. Ein Großevent ohne konkrete Maßnahmen bekommt in der heutigen Zeit ein Imageproblem, darunter leidet die Akzeptanz und damit die Attraktivität. „Greenwashing“ nennen Kritiker manche Maßnahmen, weil die Veranstaltung im Kern umweltverschmutzend bleibt.

    „Ich denke, es war der falsche Weg, diese EURO mit solch weiten Wegen auszurichten“, sagte Stefan Wagner von der Nachhaltigkeits-Initiative „Sports for Future“: „Nachdem die Entscheidung so aber gefallen war, ist es gut, die negative Klimawirkung über diese Wege zu begrenzen.“

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    Der kritische Diskurs dürfe durch die Kompensationszahlungen aber nicht eingestellt werden. Bei einem Turnier über den gesamten Kontinent verteilt ohnehin nicht.

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