Hamburg. In einer neuen Serie entführen wir Sie zu den beliebtesten Wassersportorten im Norden. In Teil eins geht es an die Küste Dänemarks.

Vor über 30 Jahren hat mich das Windsurfen zum ersten Mal nach Klitmøller gebracht, und ich habe mich sofort in diesen Ort verliebt. Seitdem hat er mich magisch angezogen. Klitmøller war ursprünglich ein ruhiges Fischerdorf, wo es damals kaum Touristen gab, aber dafür eigentlich immer gutes Wetter und tolle Wellen, und das Ganze umgeben von Sandstränden und Dünenlandschaften, so weit das Auge reicht. Viele Szenen meines Films „Betty Would Go“ wurden dort gedreht.

Mittlerweile ist die Gegend im Norden Jütlands für mich zur zweiten Heimat geworden. Klitmøller ist immer das niedliche Dörfchen geblieben, das es mal war. Natürlich sind inzwischen mehr Touristen dort, aber die Veränderungen sind nicht drastisch, was auch daran liegt, dass der Ort umrahmt wird vom Naturschutzgebiet Thy, einer weitläufigen Dünenlandschaft mit Kieferwäldern. Damit waren und sind dem Wachstum natürliche Grenzen gesetzt.

Von Hamburg nach Klitmøller braucht man mit dem Auto knapp fünf Stunden.
Von Hamburg nach Klitmøller braucht man mit dem Auto knapp fünf Stunden. © HA Infografik, Frank Hasse

Verändert hat sich vor allem die Infrastruktur, es gibt jetzt z.B. mehr Parkplätze, eine kleine „Promenade“ sowie eine Handvoll nette Restaurants, Cafés und Surfshops. Und ja, im Sommer kann es inzwischen schon mal voll werden. Vor allem in den dänischen Sommerferien von Mitte Juli bis Mitte August. Ab Ende August wird es dann wieder etwas leerer, ich fahre auch im Herbst noch gerne hin. Da ist das Wasser noch recht mild, und es gibt schöne Wellen.

In Klitmøller gibt es Stand-up-Paddling für jedes Level

Ob zum Wellenreiten, Windsurfen oder auch Stand-up-Paddling (SUP) die Bedingungen sind extrem vielseitig und für viele Level geeignet. Für Surf-Anfänger werden jede Menge Kurse angeboten, die Ausrüstung kann man sich auch leihen. Die Wellenausbeute hängt natürlich etwas von der Jahreszeit ab. Und die Nordsee erreichen hier bereits Einflüsse aus dem Atlantik-Swell, das heißt es gibt auch öfters Wellen, wenn es windstill ist.

Die Nordsee erreichen hier bereits Einflüsse aus dem Atlantik-Swell, das heißt es gibt auch öfters Wellen, wenn es windstill ist. Nicht umsonst wird Klitmøller „Cold Hawaii“ genannt und zählt zu den besten Wavespots in Nordeuropa. Regelmäßig finden hier auch internationale Surf-Events statt. So hat der lokale Surfclub vor einigen Jahren auch ein Clubhaus mit großer Terrasse erhalten.

Gerade im Sommer sind die Abende dort oft ein Spektakel – wenn die Sonne erst sehr spät untergeht, hat man sie auf dieser Terrasse wirklich bis zum letzten Moment. Und so ist auch die Atmosphäre. Sehr entspannt und irgendwie glücklich. Oder man geht nach dem Abendessen einfach nochmal zwei Stunden aufs Wasser und paddelt so langsam in den Sonnenuntergang hinein. Dieses Gefühl lässt sich kaum in Worte fassen.

Im Juli kann es schon mal kalt werden

Im größeren Nachbarort Vorupør ist es schon deutlich touristischer als in Klitmøller. Da gibt es einiges mehr an Läden und Restaurants. Hier sind immer viele Wellenreiter, weil es für sie ein beliebter Surfspot ist.

Was ich über die Jahre immer mehr schätzen lernte, ist der entspannte Umgang miteinander auf dem Wasser, auch wenn es mal voller wird. Das ist leider an vielen Surfspots im restlichen Europa nicht mehr selbstverständlich. Das Wetter ist auch besonders hier. Irgendwie stellt man sich den Norden Dänemarks viel verregnet und stürmisch vor. Tatsächlich war es im vergangenen Jahr auch mal richtig schlecht, mitten im Juli, also zur Hochsaison, gerade mal 13 Grad und Sturm, und das durchgehend.

Aber davor und danach war es der Wahnsinn. Ich war ab Mitte Juni und dann wieder Anfang August da und bin die ganze Zeit fast nur im Bikini herumgelaufen. Meistens gibt es nämlich gutes Wetter, die Sonne hat schon eine enorme Kraft, und wenn es mal schlechter ist, weiß man eigentlich, dass das nicht lange so bleibt. Man muss halt nur für alles gewappnet sein. Denn das Wetter und die Bedingungen auf dem Wasser können sich auch recht schnell ändern. Da ist am Vormittag die Nordsee aalglatt, und am Nachmittag rollen auf einmal zwei Meter hohe Wellen rein. Faszinierend.

Bettina Kohl, 53, ist seit über 30 Jahren Wassersportlerin und startete 2018 bei der SUP-Weltmeisterschaft in China. Protokoll: Iris Mydlach