Hamburg. Hamburgs „Grande Dame“ wird für ihr Lebenswerk mit der höchsten Auszeichnung des Deutschen Hockey-Bundes geehrt.

Man mag sich nicht vorstellen, was gewesen wäre, wenn sie beim Ballett geblieben wäre. Als Tänzerin hatte Greta Blunck ihre sportliche Laufbahn gestartet, „aber nach dem Krieg wurde ich dafür zu dick, außerdem fehlte mir die Disziplin“, sagt die 83-Jährige in der ihr eigenen direkten Art, als sie am Dienstagnachmittag in ihrer Wohnung in Winterhude hohen Besuch empfängt.

Klaus Täubrich ist gekommen, Vizepräsident für Digitales und Vermarktung im Deutschen Hockey-Bund (DHB), um die Paul-Reinberg-Plakette zu verleihen. Die höchste Auszeichnung des DHB erhalten seit 1977 im Zweijahresturnus Menschen für ihr Lebenswerk und ihre Verdienste im Hockeysport.

Neun deutsche Meisterschaften

Auch diesen Besuch hätte es nie gegeben, hätte Greta Blunck nicht Spitzenschuhe gegen Schläger getauscht. Zum Glück für ganze Generationen, und das darf man zu einem Ereignis wie dem am Dienstag bei allem Neutralitätsgebot sagen, ist es ja anders gekommen. Wer den Namen Blunck hört, der denkt an Hockey.

Als „Grande Dame des Hamburger Hockeys“ wird Greta Blunck gern bezeichnet, und es ist in erster Linie ihre menschliche Größe, die alles und alle überstrahlt. Klar, da waren Titel – neun deutsche Meisterschaften und 1974 der Europapokaltriumph mit dem Harvestehuder THC –, da waren ihre Einsätze für die deutsche Nationalmannschaft als Spielerin und Bundestrainerin.

Unermüdliches Engagement

Aber was sie vor allem auszeichnet, das ist ihr unermüdliches Engagement dafür, die Werte ihres geliebten Sports an nachfolgende Generationen weiterzugeben. Als Trainerin für Kinder- und Jugendgruppen und im Bereich des Special Hockey für Menschen mit geistiger Behinderung arbeitet Greta Blunck bis heute daran, Spaß an Bewegung ebenso zu vermitteln wie ein Bewusstsein für Fairplay und Gemeinsinn. Auch wenn der HTHC und Deutschland immer ihre Herzensteams waren: „Das Miteinander und die gesellschaftliche Anerkennung sind für mich ein Lebenselixier“, sagt sie.

Auch wenn ihr Körper nicht mehr so mitspielt, wie sie es sich wünschen würde, auch wenn ein grauer Star und Weichteil-Rheuma sie peinigen – mit ihrem wachen Geist weiß Greta Blunck weiterhin zu beeindrucken. Im Abendblatt liest sie nicht nur jeden Sportbericht, sondern auch vieles andere. Die Bundesligaspiele der HTHC-Teams, die sie wegen Corona nun seit 15 Monaten nicht von ihrer Stammbank am Spielfeldrand verfolgen durfte, schaut sie im Livestream. Ihr Sohn Christian, 1992 in Barcelona Olympiasieger, hat ihr den auf einem Laptop eingerichtet.

Sie hat schon einige Preise bekommen

Ganz egal, welchen Namen Klaus Täubrich ihr zuwirft – zu jedem hat sie eine Geschichte parat. Zu Paul Reinberg, der von 1949 bis 1967 den DHB als Präsident führte und nach dem der Preis fürs Lebenswerk benannt ist, hat sie ein gespaltenes Verhältnis. „Wenn der wüsste, dass ich diese Plakette bekomme, würde er aus dem Grab steigen“, sagt sie. Warum? Eine Grande Dame weiß, wann sie zu schweigen hat. Dann zieht sie eine Chronik hervor, die zum 50-jährigen Bestehen des DHB 1959 erschien. Signiert ist sie von – Paul Reinberg. So ist das oft mit Greta Blunck. Überraschungen müssen einkalkuliert werden.

Sie hat schon einige Preise bekommen für die Werke ihres Lebens, 2008 zum Beispiel das Bundesverdienstkreuz. Immer war es ihr unangenehm, sie anzunehmen. „Ich wollte nie im Mittelpunkt stehen, bin in die Rolle der Galionsfigur immer irgendwie reingeraten“, sagt sie, „deshalb nehme ich Preise auch immer nur stellvertretend für die Hockeyfamilie an.“ Schließlich sei, bei all den Höhepunkten, die der Sport ihr ermöglicht habe, die Gemeinschaft das, was ihr am meisten bedeute. „Dass so viele Menschen zu mir gehalten, mich unterstützt haben, macht mich sehr glücklich.“

Das Privileg, sowohl mit den kleinen Leuten an der Basis als auch mit den Big Playern der Weltpolitik zu verkehren, schätzt Greta Blunck besonders. Diesen Spagat, der ihr im Hockey so oft gelang, hat sie im Ballett nie beherrscht.