München. Der Hamburger Tennisprofi macht Gerard Piqué vom FC Barcelona schwere Vorwürfe und zieht einen Vergleich zur Super League.

Alexander Zverev redete sich fast ein wenig in Rage. Seinen Auftaktsieg beim ATP-Turnier in München hatte er zügig abgehakt, als er in emotionalen Worten noch einmal zu erklären versuchte, warum er keine Lust hat, Daviscup zu spielen.

„Eine 120- oder 130-jährige Tennis-Historie kannst du nicht einfach mit Geld kaputtmachen“, sagte er erbost, „vor allem nicht, wenn dann ein Fußballspieler reinkommt und sagt: So wird da jetzt gespielt. Und auf einmal machen das dann alle.“ Wohin das führe, habe man ja im Fußball gerade mit der Super League gesehen.

Besagter Fußballspieler ist Gerard Piqué, spanischer Welt- und Europameister und Ikone beim FC Barcelona. Piqué ist Aushängeschild der Investmentfirma Kosmos, die sich vor zwei Jahren für mutmaßlich drei Milliarden Euro die Rechte am Daviscup gesichert und den Modus umgekrempelt hat.

Zverev will bei Piqués Daviscup nicht mitspielen

Zverev will da nicht mitspielen, weil es ihn „einfach nur traurig“ macht, dass jemand mit viel Geld „einfach ein neues Turnier draufgestellt“ hat und auf die Tradition pfeift. Zugleich betonte er: „Ich spiele ja nicht, weil ich nicht mit den Jungs spielen will.“

Gerard Piqué vom FC Barcelona 2018 in Valencia als Zuschauer bei der Daviscup-Begegnung zwischen Spanien und Deutschland.
Gerard Piqué vom FC Barcelona 2018 in Valencia als Zuschauer bei der Daviscup-Begegnung zwischen Spanien und Deutschland. © imago/ZUMA Press | David Aliaga

Die „Jungs“, namentlich Doppelspezialist Kevin Krawietz und Jan-Lennard Struff, haben sich am Dienstag noch einmal zusammengesetzt auf der Anlage des MTTC Iphitos, dabei waren auch Daviscup-Kapitän Michael Kohlmann und Verbands-Vize Dirk Hordorff. Krawietz und Struff berichteten danach, sie wollten nach wie vor versuchen, Zverev zur Teilnahme an der Viertelfinalrunde gegen Österreich und Serbien ab 25. November in Innsbruck zu überreden. Der Umworbene sagte auch: „Ich überlege es mir noch mal.“ Aber als Umfaller will er ja auch nicht dastehen.

Zverev strebt nach olympischer Medaille

Damit keine Missverständnisse aufkommen. „Ich repräsentiere Deutschland total gerne“, betonte Zverev, und deshalb gibt es für ihn und mit ihm auch gar keine Diskussionen, was die Olympischen Spiele in Tokio angeht: „Die Olympischen Spiele sind im Sport gesehen das Größte, wo man mitmachen kann.“ Da gehe es nicht um ihn, da gehe nur „um Deutschland“, und deshalb will er nach Möglichkeit alle Wettbewerbe spielen: Einzel, Doppel, Mixed. Und es sei dann auch „völlig egal, wo du die Medaille holst“, sagte er energisch: „Eine Goldmedaille ist eine Goldmedaille.“

Im Einzel sind die Top 56 der Weltrangliste automatisch in Tokio dabei, Stichtag dafür ist der 14. Juni, der Tag nach den French Open. Neben Zverev (6.) wären, Stand jetzt, auch Struff (44.) und Dominik Koepfer (54.) sicher bei Olympia dabei – bei den Frauen Angelique Kerber (26.).

Bilden Zverev und Krawietz in Tokio ein Doppel?

Zverev und Krawietz, Nummer 18 der Doppel-Weltrangliste, wären im Doppel eine von 24 fix startberechtigten Paarungen. Zwei Doppel sind möglich, was die Frage aufwirft: Wer spielt am Ende mit wem? Krawietz etwa hat auch schon mit Struff ein Doppel gebildet.

Im Mixed würde Zverev mit Kerber antreten, aber, hat er festgestellt, „es ist nicht sicher, dass wir da reinkommen“. In Tokio ist nur Platz für 16 Mixed-Paarungen, die Zulassung erfolgt über die kombinierten Platzierungen auf der Weltrangliste. Und da steht Kerber im Moment nicht gut da.