München. Bei seinem Heimturnier wollte Philipp Kohlschreiber noch einmal seine Klasse zeigen. Dann aber ereilt den Routinier in München das Aus gleich in der ersten Runde.

Dreimal hat Philipp Kohlschreiber das ATP-Turnier in München gewonnen, drei weitere Male stand er im Finale - nun ist der Rekordchampion schon in der ersten Runde ausgeschieden.

Der Routinier aus Augsburg verlor sein Auftaktmatch gegen Landsmann Dominik Koepfer mit 6:4, 4:6, 3:6. Nach 2:24 Minuten war das Aus des 37-Jährigen besiegelt, er schlurfte vom zuschauerleeren Center Court.

"Diese Niederlage tut weh", sagte der Altmeister danach - will aber zumindest bis zum Jahresende nicht an ein Karriereende denken. "Der Ehrgeiz, der Wunsch sind da, nochmal gutes Tennis zu spielen." Deshalb ging es für ihn nach der Niederlage direkt vom Center Court auf einen Nebenplatz, wo er eine kurze Trainingseinheit anhängte.

Kohlschreiber verpasste den erhofften Mutmacher im persönlichen Tennis-Herbst: Auf der ATP-Tour hatte er seit mehr als einem Jahr kein Spiel mehr gewonnen, unter den Corona-Bedingungen allerdings auch nur wenige Events wie die US Open und die French Open bestritten. In dieser Saison waren zwei Matches bei einem Challenger Turnier in Serbien zuletzt die einzigen Auftritten des inzwischen auf Weltranglistenplatz 114 abgerutschten Kohlschreiber.

Die Veranstalter der BMW Open hatten ihn mit einer Wildcard eingeladen. "Ich glaube, dass ich immer noch auf Top-Niveau spielen kann, besonders auf Sand und besonders in München", sagte er nach seiner Niederlage. Er will sich in diesem Jahr noch einmal reinhängen und dann sehen, ob es für die Fortsetzung der Karriere reicht, sagte er. "Mir macht es weiter unheimlich viel Spaß."

Durch die Niederlage gegen Koepfer, den in Furtwangen geborenen Weltranglisten-54., verpasste Kohlschreiber ein Duell mit Davis-Cup-Profi Jan-Lennard Struff. Dieser hatte den Slowaken Andrej Martin zuvor 6:4, 6:3 bezwungen und sich eigentlich bereits auf eine Begegnung mit dem langjährigen Teamkollegen gefreut.

Für den an Nummer sieben gesetzten Struff war es ein Favoritenerfolg. "In dem Match war noch nicht alles perfekt", resümierte er danach. "Für die erste Runde aber fand ich es okay." Vor zwei Jahren war der Warsteiner bei den BMW Open im ersten Spiel ausgeschieden, nun verzeichnete er in 76 Minuten einen seiner Meinung nach "soliden Sieg". Der 31-Jährige hatte in München 2014 das Halbfinale erreicht, 2017 und 2018 stand er jeweils im Viertelfinale.

Als vierter deutscher Tennisspieler hat Yannick Hanfmann das Achtelfinale erreicht. Der 29 Jahre alte Lokalmatador rang den Japaner Taro Daniel am Dienstag mit 6:2, 3:6, 7:6 (7:5) nieder. In der zweiten Runde trifft er nun auf den an Nummer vier gesetzten Serben Filip Krajinovic.

Am folgenden Tag wird dann auch der topgesetzte Alexander Zverev in das Turnier starten. Nach einem Freilos in Runde eins bekommt es der Weltranglistensechste im Achtelfinale mit dem Litauer Ricardas Berankis zu tun. Nach einer langwierigen Ellbogenverletzung und intensiven Behandlungen wird sich zeigen, wie fit der 24 Jahre alte Wahl-Monegasse ist. "Es wird mit jedem Tag besser", hofft er.

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