Leverkusen. Werksclub trennt sich nach anhaltender Talfahrt von Peter Bosz und installiert ein Trainerduo mit Hamburger Vergangenheit.

Der ambitionierte Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen hat auf die anhaltende Talfahrt reagiert und sich von Trainer Peter Bosz getrennt. Dies gab der Tabellensechste am Dienstag bekannt. Als Nachfolger übernimmt zunächst bis zum Ende der Saison Hannes Wolf mit sofortiger Wirkung, als Co-Trainer kehrt Peter Hermann zurück.

Das neue Gespann hat jeweils eine HSV-Vergangenheit: Während Wolf Hamburg nach dem Abstieg im Oktober 2018 von Christian Titz übernahm, agierte Ex-Profi Hermann (1973/74 zwei Bundesligaspiele für den HSV) im Volkspark 2015 kurzzeitig als Co-Trainer.

Bosz-Aus: 0:3 gegen Hertha gab den Ausschlag

„Angesichts der fußballerischen Entwicklung in den vergangenen Wochen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Trennung von Peter Bosz nicht mehr zu umgehen ist“, sagte Sport-Geschäftsführer Rudi Völler.

Das 0:3 am Sonntag bei Hertha BSC „war leider bezeichnend, unsere Mannschaft ist zuletzt immer wieder in dieselben Muster verfallen. Wir haben es nicht geschafft, die sich wiederholenden Fehler abzustellen und in die Erfolgsspur zurückzukehren“.

Nach einer sachlichen und sehr offenen Analyse der sportlichen Situation seien „wir deshalb übereingekommen, trotz der nach wie vor großen Wertschätzung für Peter Bosz einen Schnitt zu machen“, so Völler weiter.

Eine Niederlage zuviel: Das 0:3 in Berlin bedeutet für Trainer Peter Bosz nun das Aus bei Bayer Leverkusen.
Eine Niederlage zuviel: Das 0:3 in Berlin bedeutet für Trainer Peter Bosz nun das Aus bei Bayer Leverkusen. © Imago/Matthias Koch

Leverkusen verlor in 2021 den Anschluss

Die Werkself, Mitte Dezember noch Tabellenführer, verlor im Kalenderjahr 2021 zehn ihrer 17 Pflichtspiele. Am Sonntag setzte es beim 0:3 bei Abstiegskandidat Hertha BSC die höchste Saisonniederlage. „Mit dem neuen Trainergespann wollen wir nun die Wende schaffen und den zuletzt verlassenen Erfolgsweg wieder einschlagen“, betonte Sportdirektor Simon Rolfes.

Wolf will mit Bayer ins internationale Geschäft

„Dieses in mich gesetzte Vertrauen freut mich sehr. Denn Bayer 04 ist für mich nicht irgendein Club. Leverkusen gehört seit vielen Jahren zu den reizvollsten Adressen im deutschen Fußball. Hier gibt es ein höchst ambitioniertes Umfeld und eine sehr talentierte, spannende Mannschaft“, sagte Wolf, der zuletzt als U18-Trainer beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) tätig war: „Wir haben alle Möglichkeiten, ins internationale Geschäft zu kommen. Es liegt an uns, in den verbleibenden acht Spielen das Maximale für Bayer 04 Leverkusen herauszuholen.“

Ihm zur Seite steht der 69 Jahre alte Hermann, der bereits 29 Jahre für die Rheinländer tätig war. „Peters besondere Stärke liegt darin, mit jungen Spielern zu arbeiten, und davon haben wir einige. Ich selbst habe als Profi unsere gemeinsamen Jahre hier in Leverkusen genossen und viel von ihm profitiert“, äußerte Rolfes.

Wolf ist vom DFB nur ausgeliehen an Bayer

Wolf ist bei Leverkusen allerdings zunächst ausdrücklich ein Trainer auf Zeit, ein langfristiges Engagement ist aber zumindest möglich. „Wir danken dem DFB und Oliver Bierhoff, der die Idee gut fand, dass sie uns Hannes für eine Weile ausgeliehen haben“, sagte Sportchef Rudi Völler bei der Vorstellung des neuen Trainers.

Der DFB twitterte am Dienstag, dass Wolf und sein Assistent Peter Hermann, der ihn begleitet, „danach zum DFB zurückkehren“. Völler habe ihn angerufen, „und natürlich kommt der DFB hier Bayer in dieser für sie nicht einfachen Situation unkompliziert und gerne entgegen“, sagte DFB-Direktor Bierhoff.

Bei Bayer hält man es aber nicht für ganz ausgeschlossen, dass Wolf über den Sommer hinaus im Rheinland bleibt. „Zunächst ist es nur für die acht Spiele. Aber ausgeschlossen ist natürlich nichts“, sagte Völler. Sportdirektor Rolfes ergänzte: „Wir waren erst einmal fokussiert, die beste Konstellation für diese acht Wochen zu finden. Was Richtung Sommer passiert, werden wir uns in Ruhe überlegen und im nächsten Schritt anschauen.“

Hannes Wolf: "Das wäre fahrlässig gewesen"

Wolf stellte klar, „dass ich den Job beim DFB für diesen kurzen Zeitraum nicht aufgegeben hätte. Das wäre fahrlässig gewesen. Das Konstrukt der Ausleihe ist für mich ein sehr gutes, weil ich mit allem, was ich habe, reingehen kann, ohne den ganz großen Druck, was ich mache, wenn es nicht weitergeht. Wichtig war mir auch, dass ich keinen im Stich lasse.“

Die U18 absolviert momentan keine Spiele. In jedem Fall richte er sich aber nur auf acht Spiele in Leverkusen ein, sagte Wolf: „Normal ist eine Saison ein Marathon. Das ist ein 800-Meter-Lauf.“