Leipzig/Rostock. RB hatte gehofft, im Spitzenspiel gegen München wieder Zuschauer ins Stadion lassen zu dürfen. Rostock-Projekt endet ohne Corona-Fälle.

Das Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga zwischen RB Leipzig und Bayern München wird ohne Zuschauer stattfinden.

"Momentan ist es völlig illusorisch, in Sachsen und Leipzig vor Zuschauern zu spielen. Das ist in den nächsten Wochen nicht denkbar. Wir können uns vorstellen, dass wir im Mai oder Juni Fahrt aufnehmen", sagte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Zuvor hatte es Spekulationen gegeben, dass über ein Pilotprojekt 999 Zuschauer zu dem Spiel am 3. April dürfen.

Die aktuelle Corona-Schutzverordnung Sachsens lässt Modellprojekte mit Zuschauern zu, so lange die Sieben-Tage-Inzidenz 100 Infektionen pro 100.000 Einwohnern nicht überschreitet. Jung rechnet damit, dass "wir am Ende der Woche bei knapp 100 sind. Bei allem anderen machen wir uns etwas vor."

RB Leipzig und Handball-Bundesligist SC DHfK Leipzig hatten in der vergangenen Woche ein Modellprojekt bei der Landesregierung beantragt. Eine Genehmigung ist noch nicht erfolgt. Am Ende dieser Woche soll die Corona-Verordnung zudem aktualisiert werden. Womöglich könnten mit einer Überarbeitung dann auch Modellprojekte bei höheren Inzidenzen ein Thema werden.

RB Leipzig gibt Hoffnung auf Fans nicht auf

RB-Vorstand Ulrich Wolter hat die Hoffnungen auf Fans im Top-Spiel gegen die Bayern trotzdem noch nicht aufgegeben und hofft auf eine Anpassung der Schutzverordnung zum 1. April. „Wir bereiten uns so vor, dass wir es umsetzen können. Je früher, desto besser“, sagte Wolter. Das Modellprojekt sei dafür gedacht, Dinge auszuprobieren, „die unabhängig sind von der Situation. Wir bewegen uns aber natürlich in den rechtlichen Rahmenbedingungen.“

DHfK-Geschäftsführer Karsten Günther widersprach Jung und warb für eine zeitnahen Start des Modellprojekts. Dabei verwies er auf umfangreiche Hygiene- und Testkonzepte: „Wenn man die Dinge zusammenbringt, sind wir glaube ich so aufstellt, dass wir zum 1. April starten können.“ Es könne beispielgebend sein und „ganz, ganz vielen anderen Brachen helfen“.

Entwurf für "zeitlich befristete Modellprojekte"

Im Entwurf für eine Beschlussvorlage für die Bund-Länder-Spitzenberatungen am Montag sind „zeitlich befristete Modellprojekte“ erwähnt. Mit diesen soll es in Ländern und Regionen möglich sein, „mit strengen Schutzmaßnahmen und einem Testkonzept einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens zu öffnen, um die Umsetzbarkeit von Öffnungsschritten unter Nutzung eines konsequenten Testregimes zu untersuchen.“

Bisher hatte RB Leipzig am 24. Oktober beim 2:1 gegen Hertha BSC letztmalig Fans ins Stadion lassen dürfen. Damals hatten 999 Zuschauer die Partie verfolgt.

Hansa Rostock testet Fan-Rückkehr mit Erfolg

Bereits am vergangenen Wochenende hatte es bei Hansa Rostock ein Pilotprojekt gegeben. Der Drittligist durfte unter Hygieneauflagen 777 Fans zum Spiel gegen Halle in das Ostseestadion lassen, 702 Zuschauer erschienen letztlich. Zutritt gab es nur mit einem negativen Schnelltest. Es war das erste Drittligaspiel vor Fans seit dem 1. November 2019.

„Wir haben es genossen und den Fans auch etwas zurückgegeben, indem wir dieses Spiel auch für sie gewonnen haben“, sagte Hansa-Trainer Jens Härtel nach dem 1:0-Sieg im NDR. Siegtorschütze John Verhoek sprach hinterher von einem „geilen Gefühl“.

Hansa Rostock: Alle Corona-Tests negativ

Aber nicht nur atmosphärisch war das Pilotprojekt ein Erfolg, auch organisatorisch zogen die Verantwortlichen ein positives Fazit. Die wichtigste Nachricht: Die 1100 Corona-Tests fielen alle negativ aus. Im Großen und Ganzen sei „alles gut gelungen“, sagte Hansa-Vorstandschef Robert Marien. Die Polizei musste Verstöße gegen die Hygienemaßnahmen nicht ahnden, und Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen meinte: „Für Rostock ist das ein großer Tag.“

Auch diese Damen gehörten zu den 702 Stadionzuschauern beim Spiel Hansa Rostock gegen Halle.
Auch diese Damen gehörten zu den 702 Stadionzuschauern beim Spiel Hansa Rostock gegen Halle. © Imago/Fotostand

Auf die Hansestadt schaute ganz Sport-Deutschland. Die erfolgreiche Durchführung gibt den Profivereinen trotz bundesweit steigender Corona-Fallzahlen zumindest Hoffnung auf eine Fan-Rückkehr. Vertreter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und anderer Vereine wie Union Berlin schauten sich am Sonnabend die Vorgänge an den Teststationen, Eingängen und im Stadion höchst interessiert an.

Berliner Volleyballer: Spiel vor 800 Fans?

Der Berliner Volleyball-Club BR Volleys will für sein Play-off-Heimspiel am kommenden Mittwoch gegen SWD powervolleys Düren selbst 800 Fans zulassen und ein „Türöffner“ für den gesamten Hallensport werden.

Auch in der 1. und 2. Fußball-Bundesliga liegen die Pläne längst in der Schublade, doch ein Öffnen der Stadiontore in der dritten Welle ist problematisch. Dieses Hindernis war für Hansa deutlich kleiner: In Rostock lag der Inzidenzwert am Spieltag bei 22,9 und damit deutlich unter dem Bundesschnitt (99,9).

Rostock verdient kein Geld mit Fan-Rückkehr

Daher hofft der Club schon im kommenden Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg (10. April) auf noch mehr Fans. „Die 3000“, sagte Marien, „sind locker machbar“. Gegen Halle waren lediglich die Nord- und Westtribüne geöffnet und die Testanzahl an den Teststraßen bewusst niedrig gehalten. Dass 75 eingeladene Dauerkartenbesitzer oder Sponsorenvertreter aus Rostock nicht gekommen waren, schob Marien auf die erst am Donnerstagabend erteilte Zusage durch die Landesregierung.

Geld verdiente Hansa mit der Aktion nicht. „Das wird ein Minusgeschäft sein, aber jeder Euro, der da vermeintlich im Minus ist, ist ein gut angelegter Euro“, hatte Marien schon im Vorfeld gesagt: „Denn es geht um eines der wichtigsten Güter im Fußball: Das sind die Fans.“