Hamburg. Neben Kinsombi und Terodde fehlt auch Dudziak gegen Heidenheim. Leibolds Rückkehr eröffnet aber viele Optionen.

Die Nachricht, die am Donnerstag alle HSV-Fans mit Sorge erwarteten, verkündete Daniel Thioune am Nachmittag höchstpersönlich. Jeremy Dudziak wird am Sonnabend (13 Uhr) im Heimspiel gegen den FC Heidenheim ausfallen. „Jerry hat sich die linke Schulter ausgekugelt“, sagte der HSV-Coach gleich zu Beginn der Pressekonferenz und bestätigte damit, was nach dem Training am Mittwoch alle Beobachter befürchtet hatten.

Schon zum zweiten Mal in dieser Saison erlitt Dudziak eine Schulterluxation, wie es in der Fachsprache heißt. Wie schon in der Hinrunde nach dem Spiel gegen Greuther Fürth wird Dudziak voraussichtlich zehn Tage ausfallen. Da er sich keine strukturellen Verletzungen im Bandapparat der Schulter zuzog, dürfte Dudziak nach der Länderspielpause bei Hannover 96 am Ostersonntag wieder einsatzfähig sein.

Gegen Heidenheim muss Thioune damit allerdings auf den Großteil seiner Mittelachse verzichten. Abwehrchef Toni Leistner steigt erst in der Länderspielpause wieder ins Training ein. Simon Terodde muss nach seiner Corona-Infektion noch zehn Tage in Quarantäne bleiben. „Es geht ihm nicht so schlecht, aber auch nicht so gut, dass er keine Symptome hat. Er fühlt sich sehr schlapp“, berichtete Thioune, der erstmals in dieser Saison auf den Stürmer verzichten muss.

Auch David Kinsombi fällt aus

Und auch David Kinsombi, der in diesem Jahr alle Spiele von Beginn an bestritten hatte, fällt wie schon in Bochum wegen muskulärer Probleme in der Hüfte aus. „Wir müssen die Verantwortung jetzt auf mehrere Schultern verteilen“, sagte Thioune und hätte es nicht passender formulieren können. Man könnte auch sagen: Der HSV braucht einen neuen Schulterschluss. Beim 2:0-Sieg im Spitzenspiel beim Spitzenreiter VfL Bochum hatten die Hamburger zuletzt bewiesen, dass sie als geschlossene Einheit in die letzte Saisonphase gehen.

Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. Heidenheim 34 / 67:36 / 67
2. Darmstadt 98 34 / 50:33 / 67
3. HSV 34 / 70:45 / 66
4. Düsseldorf 34 / 60:43 / 58
5. FC St. Pauli 34 / 55:39 / 58

Und auch ohne Terodde, Kinsombi und Dudziak eröffnen sich durch zwei Rückkehrer ganz neue Optionen. Kapitän Tim Leibold ist nach seiner Rotsperre wieder spielberechtigt. Zudem könnte Klaus Gjasula erstmals wieder von Beginn an ran. Der Vizekapitän durfte in Bochum nach seinem Innenbandanriss zuletzt schon zwei Minuten spielen. Mit seiner Kopf- und Zweikampfstärke könnte der 31-Jährige gegen die physisch starken Heidenheimer ein gutes Mittel sein.

Gleichzeitig spricht seine fehlende Geschwindigkeit und die fehlende Wettkampfhärte wiederum gegen einen Einsatz gegen die sprintstarken Schwaben, die besonders im Umschaltspiel gefährlich sind. Entsprechend könnte der schnellere Gideon Jung gute Chancen auf den Startplatz im defensiven Mittelfeld haben. Nach seiner Einwechslung in Bochum wusste Jung auf dieser Position zu gefallen. Amadou Onana könnte dann für Dudziak auf die Achterposition neben Aaron Hunt rücken.

Muss Jan Gyamerah dann weichen?

Sicher scheint bislang nur, dass Leibold wieder von Beginn an spielt. Muss Jan Gyamerah dann weichen? Offen. Der Rechtsverteidiger könnte auch zusammen mit Stephan Ambrosius und Moritz Heyer in einer Dreierkette verteidigen, Leibold und Josha Vagnoman dafür die Außenbahnen besetzen. Sonny Kittel könnte ebenso in die Mitte rücken wie Manuel Wintzheimer, der aber auch alleine oder an der Seite von Bobby Wood gut im Sturmzentrum aufgehoben wäre.

Könnte, wenn und wäre – wie auch immer sich Thioune entscheidet: Schulter an Schulter heißt es für den HSV, der mit einem Sieg gegen Heidenheim vorübergehend wieder die Tabellenführung übernehmen kann. Die Zeiten, dass der HSV einen Gegner wie Heidenheim auf die leichte Schulter nimmt, sind lange vorbei.

Zu groß ist der Respekt vor dem Verfolger, der die vergangenen drei Spiele gegen den HSV alle gewinnen konnte. Nach einem spielfreien Wochenende reist die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt ausgeruht nach Hamburg. Zuletzt war das Spiel gegen Kiel ausgefallen, weil bei den Schleswig-Holsteinern vier Corona-Fälle aufgetreten waren.

Dem Coronavirus will der HSV die kalte Schulter zeigen

Schmidt stellte am Donnerstag unterdessen noch einmal klar, dass er im Abendblatt-Podcast „HSV – wir müssen reden“ am Montag nicht von einem möglichen Saisonabbruch gesprochen hat, sondern lediglich den verengten Spielplan gemeint habe, der bei weiteren Quarantäne-Verordnungen auch auf seine eigene Mannschaft zukommen könnte.

Lesen Sie auch: Thioune will Führung neu verteilen – bleibt Leibold draußen?

Nicht nur in Heidenheim und beim HSV ist man daher sensibilisiert, die Wahrscheinlichkeit einer Corona-Neuinfektion auf ein Minimum zu reduzieren. „Die DFL überlegt sich, die Maßnahmen zu verschärfen“, verriet Thioune. „Wir haben unsere Maßnahmen bereits verschärft und unsere sozialen Kontakte eingeschränkt. Wir sind sehr sensibel.“

Mit einer erneuten Saisonunterbrechung wie vor einem Jahr oder sogar einem Abbruch der Spielzeit rechnet aber auch Thioune nicht. Dem Coronavirus will der HSV die kalte Schulter zeigen. Das Schlusswort des Trainers am Donnerstag: „Wir wissen um das Privileg, Fußball spielen zu dürfen. Es muss mit der gesellschaftlichen Verantwortung zusammenpassen. Aber ich möchte auch mit aller Macht die Saison zu Ende spielen, weil ich eine Idee habe, wo sie für uns noch enden kann.“​