Lüneburg. Die Play-off-Runde ist für die SVG die letzte in heimischer Halle. Auch Hamburger Fans werden davon profitieren.

Ein bisschen Wehmut klingt mit, wenn Trainer Stefan Hübner und Manager Andreas Bahlburg über die anstehenden Play-offs der Bundesliga sprechen. Beginnend mit dem Auftaktspiel der „Best of 3“-Viertelfinalserie am heutigen Mittwoch (19 Uhr, sporttotal.tv) gegen den TSV Herrsching nimmt die Spielgemeinschaft Volleyball Gellersen (SVG) Lüneburg Abschied von der heimischen Halle in Reppenstedt.

Wenn möglich nicht sofort, im Falle des Weiterkommens, zwei Siege sind dafür nötig, stünde eine Woche später das erste Halbfinale gegen den deutschen Rekordmeister VfB Friedrichshafen an.

Arena Lüneburger Land hat 3500 Sitzplätze

Statt in der stets ausverkauften, kleinen und zu flachen Gellersenhalle, die nur 800 Zuschauer im Sitzen und Stehen zuließ, als bis vor einem Jahr Besucher noch zugelassen wurden, wird der Verein von der nächsten Saison an in der für 27 Millionen Euro im Juli fertiggestellten Arena Lüneburger Land mit ihren 3500 Sitzplätzen aufschlagen. Die liegt in der Nähe der Autobahn A 39, Ausfahrt Adendorf. Doch dazu später mehr.

Zum siebten Mal in Folge nach dem Bundesligaaufstieg 2014 haben sich die Lüneburger unter Hübner in die K.-o.-Runde geschlagen, diesmal als Tabellenfünfter. Von einer derart guten Platzierung war am Anfang der Saison nicht auszugehen, als die Mannschaft mehr Spiele verlor als gewann, Verletzte beklagte und sich der Trend der vergangenen Spielzeit fortzusetzen drohte, als neun Niederlagen in Serie die erste Ergebniskrise der Ära Hübner auslösten. Der 45-Jährige, einst einer der weltbesten Mittelblocker, Italien-Profi, Nationalmannschaftskapitän, bewahrte jedoch die Ruhe, hielt an seinem Konzept fest. Der Erfolg gab ich ihm recht.

Solide Prinzipien

„Die Entwicklung einer Mannschaft ist ein Prozess, der auf soliden Prinzipien aufgebaut ist. Dabei kann es schwierige Phasen geben, die machen dann keinen Spaß, aber alles infrage zu stellen, wäre die falsche Reaktion, die meist zum gegenteiligen Resultat führt“, sagt Hübner. Das Vertrauen in seine Person und seine Arbeit, das er sich in sieben Jahren in Lüneburg aufgebaut hatte, blieb unerschütterlich, auch wenn der eine oder andere Sponsor Anlass zu der einen oder anderen Nachfrage spürte.

Der sportliche Umschwung setzte ein, als der niederländische Zuspieler Gijs van Solkema kurz vor Weihnachten zurückkehrte. Der 22-Jährige war im Sommer nach London gewechselt, um international pritschen zu können. Sein Team aber scheiterte früh im europäischen CEV-Cup, zudem wurde die englische Meisterschaft wegen Corona ausgesetzt.

Lüneburger blieben von Corona-Fällen verschont

Die Bundesliga dagegen baggerte und blockte weiter. Die Lüneburger blieben von Corona-Fällen verschont, nach zwei falschen positiven Tests musste das Team allerdings Ende Dezember kurz in häusliche Quarantäne. Danach wurde gesiegt. In der Rückrunde gab es nur noch gegen die drei Topteams Friedrichshafen (2:3), Düren (0:3) und Berlin Volleys (2:3) Niederlagen. „Sport ist oft ganz einfach“, sagt Hübner, „mit den Erfolgen kam das Selbstvertrauen zurück, plötzlich spielten alle an ihrem Leistungslimit. Das Momentum war plötzlich wieder auf unserer Seite.“

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Der oberbayerische Tabellenvierte Herrsching, gegen den zuletzt ein 3:2-Heimsieg gelang, ist für ihn ein Gegner auf Netzhöhe, weiterkommen keinesfalls ausgeschlossen; obwohl Hübner nach den Ausfällen von Konrad Thole (Hüfte) und Dalton Solbrig (Fuß-Operation) derzeit nur zehn Spieler für sieben Positionen einsetzen kann.

Vertrag als Hometeam läuft bis 2031

Die Planungen in Lüneburg gehen indes weit über die Play-offs hinaus. Der Umzug in die neue Halle öffnet dem Verein ungeahnte Möglichkeiten, finanzielle wie sportliche. Mit 600.000 Euro lag der Etat auch in dieser Spielzeit im unteren Drittel der Elfer-Liga, mehr Zuschauer, mehr und modernere Werbeflächen in der Arena Lüneburger Land bieten nun die Chance, in den nächsten zehn Jahren kontinuierlich ein Spitzenteam aufzubauen.

Dafür waren Bahlburg und Hübner einst angetreten. Der Vertrag als Hometeam läuft bis 2031. Drei Viertel des künftigen Kaders hat Hübner bereits zusammengestellt, wie immer mit wirtschaftlichem Augenmaß und dem Blick für ungenutzte sportliche Potenziale.

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Manager Bahlburg arbeitet derweil an Konzepten, um die Halle mit Publikum zu füllen. Im Oktober, zum Start der Saison 2021/22, darf wohl wieder mit ihnen gerechnet werden. Das Einzugsgebiet geht im Norden bis Kiel, im Westen bis Bremen, im Süden bis Hannover, im Osten bis Schwerin. Hamburg hat Bahlburg dabei speziell im Fokus. Bei den Lüneburger Gastspielen in der Neugrabener CU-Arena kamen 40 Prozent der Besucher aus der Hansestadt.