Leverkusen/Hoffenheim. In der Vorrunde hatten Hoffenheim und Leverkusen mit zehn Siegen und insgesamt 38 Toren in der Europa League Titel-Hoffnungen geschürt. Doch gleich in der ersten K.o.-Runde kam das Aus.

Es sollte endlich alles besser werden - stattdessen wurde es noch schlimmer. Bayer Leverkusen und 1899 Hoffenheim hatten schon den ein oder anderen Titel-Traum in der Europa League geträumt.

Doch nach den 0:2-Heim-Blamagen gegen die Young Boys Bern und Molde FK waren beide bei der Auslosung des Achtelfinals schon nicht mehr im Topf. Der VfL Wolfsburg hatte nach dem Play-off-Aus gegen AEK Athen gar nicht erst richtig mitgespielt.

Die Niedergeschlagenheit war auch am nächsten Morgen noch groß. "Natürlich müssen wir von einer verkorksten Saison sprechen", gestand Hoffenheims Trainer Sebastian Hoeneß. "Es ist deutlich, dass wir in einer schwierigen Phase sind", sagte sein Leverkusener Kollege Peter Bosz: "Und das ist noch Understatement." Bei Twitter wurde schon von der "Wunde von Bern" gesprochen.

Den wichtigen vierten Platz in der UEFA-Fünfjahreswertung gefährdet das kollektive Versagen derzeit nicht ernsthaft. Für den Ruf der Bundesliga ist das Abschneiden aber schädlich. In Sachen Europa League sieht es fast so aus, als sei sich die Bundesliga zu fein für den kleinen Europacup. Im Endeffekt ist aber wohl einfach die zweite Reihe zu schwach. Man registriere nicht bei den Nationalteams eine positive Entwicklung anderer Verbände, sagte Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter Nationalmannschaften beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), der "Sportschau": "Trotzdem ist es enttäuschend, wenn sich kein deutsches Team für das Achtelfinale qualifiziert. Das sollte schon unser Anspruch sein."

Kein Team unter den besten 16 zu stellen, ist der Bundesliga bisher nur 2014 passiert. Die Bilanz ist dennoch ernüchternd. In zwölf Jahren seit der Einführung stellte Deutschland noch keinen Titelträger, noch keinen Finalisten und erst zwei Halbfinal-Teilnehmer: den Hamburger SV 2010 und Eintracht Frankfurt 2019. So gesehen könnte man sagen, dass das oft als Plastik-Clubs verspottete Trio aus Wolfsburg, Hoffenheim und Leverkusen die deutsche Tradition in diesem Wettbewerb gewahrt hat.

Während die Wolfsburger gut die Kurve gekriegt haben und im nächsten Jahr sogar in der Champions League starten könnten, könnte das Scheitern für Leverkusen und Hoffenheim weitreichende Auswirkungen haben. Zunächst einmal stehen die Trainer Bosz und Hoeneß kräftig unter Druck. Bosz kann seinen Job durch eine Aufholjagd in die Champions League retten, aber wohl nur so. Hoeneß wird mit Hoffenheim im nächsten Jahr wohl nicht international dabei sein.

Deshalb könnte der TSG sogar ein Umbruch drohen. Spieler wie Torjäger Andrej Kramaric sind ohne Europacup-Teilnahme nur schwer zu halten. Saisonziele wollte Hoeneß am Tag danach aber keine mehr ausrufen. Das mache keinen Sinn, sagte er. Mit der Enttäuschung umzugehen, sei "Herausforderung genug" und "eine Charakterfrage". Seine persönliche Situation sei aktuell nicht relevant.

In Leverkusen haben sie derweil erst einmal neben der Trainer-Diskussion nach zwei Patzern von Niklas Lomb in zwei Spielen auch eine Torwart- und eine Mentalitäts-Diskussion. Bosz macht sich um seine Zukunft nach eigener Auskunft keine Sorgen. "Sich Sorgen zu machen, bringt nix", sagte er: "Meine Aufgabe ist es, der Mannschaft zu helfen und sie zu unterstützen, damit sie das drehen kann. Das ist eine Riesen-Herausforderung." An die Qualifikation für die Champions League glaubt der Niederländer trotz derzeit fünf Punkten Rückstand "absolut. Fünf Punkte sind immer noch machbar."

© dpa-infocom, dpa:210226-99-607651/3