Buchholz. Sie führte die Handballerinnen des Buchholz 08-Rosengarten zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte.

Als der Mannschaftsbus der Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten in der Nacht zum Montag in der Nordheide ankam, wurde den Bundesligahandballerinen nochmal bewusst, was sie wenige Stunden zuvor erreicht hatten: Die jubelnden „Luchse“ wurden von ein paar Familienmitgliedern mit Wunderkerzen empfangen. Tatsächlich war der 24:23-Erfolg im DHB-Pokal bei Bayer Leverkusen nicht weniger als ein mittelgroßes Wunder, durch das sich der Aufsteiger einen Platz im Final Four in Stuttgart (15./16. Mai) sichern konnte.

„Wir hatten danach viel Spaß mit dem Team, der Empfang war unglaublich“, sagt Fatos Kücükyildiz (28). Die schwedische Spielmacherin erzielte in der Schlussminute den Siegtreffer und war zudem mit sechs Toren beste Werferin der Luchse. „Sie hatte anfangs ein paar Startschwierigkeiten. Das Spiel war aber ein klarer Beweis dafür, was sie kann und warum sie bei uns ist“, lobt Luchse-Geschäftsführer Sven Dubau.

In der Bundesliga stecken die Luchse im Abstiegskampf

In der Bundesliga stecken die Luchse (8:24 Punkte) im Abstiegskampf, Mitte Januar schien das Team nach der 15:30-Derbyklatsche gegen Kooperationspartner Buxtehude am Tiefpunkt angekommen. „Wir hatten eine sehr schwierige Phase, in der nichts funktioniert hat. Im Januar haben wir jedes Spiel verloren. Das war mental eine große Herausforderung“, sagt Kücükyildiz.

Als sie Mitte September 2020 vom schwedischen Erstligisten GT Söder nach Buchholz kam, war der Aufsteiger bereits mit einer 21:34-Pleite gegen Borussia Dortmund in die Saison gestartet. „Ich habe lange in Schweden gespielt und das Gefühl gehabt, dass ich mehr zeigen kann und etwas Neues ausprobieren möchte. Ich bin dann im letzten Moment zum Team gestoßen“, sagt Kücükyildiz.

Die Spielmacherin wanderte mit sieben Jahren mit ihrer Familie nach Schweden aus

Die Spielmacherin ist in der Türkei geboren, wanderte aber mit sieben Jahren mit ihrer Familie nach Schweden aus. Im Vergleich zum handballerischen Entwicklungsland Türkei ist Schweden eine Handballnation. „Ich habe mein erstes Handballspiel in Schweden gesehen, mein erstes Training war auch in Schweden. Ich fühle mich als Schwedin“, sagt Kücükyildiz.

Bei den Luchsen habe sie sich seit dem ersten Probetraining wohlgefühlt, ihre schwedische Mitspielerin Louise Cronstedt (23) hilft ihr über die Sprachbarriere hinweg. „Das Team spricht meistens deutsch mit mir. Ich verstehe vieles, traue mich aber noch nicht so oft, auf Deutsch zu antworten“, berichtet sie.

Direkt nach ihrer Ankunft kümmerte sich der Verein um ein Appartement, ein Auto und einen Job. Über ein Fanclub-Mitglied erhielt sie eine Teilzeitstelle als Zolldeklarantin. „Ich mag es zu arbeiten. Das lenkt mich gut vom Handball ab“, sagt Kücükyildiz. Im Final Four möchte sie das nächste Wunder vollbringen. Dann dürfte auch der Abstiegskampf ganz kurz vergessen sein.