Hamburg. Alexander Prietzel ist der neue Coach am Hamburger Stützpunkt. Dort kümmert er sich um die Perspektivteams für Paris 2024.

Die Frage nach dem berühmtesten unter all seinen Landsmännern, die in Hamburg als Sporttrainer gearbeitet haben, bringt ihn ins Schwimmen. Natürlich kennt jeder Österreicher Ernst Happel, unter dem der HSV 1983 den Europapokal der Landesmeister gewann.

Aber Alexander Prietzel ist kein großer Fußballfan, und weil er erst kurz vor Weihnachten nach Hamburg zog, muss man ihm den kurzen Blackout verzeihen. Der 33-Jährige bezeichnet sich als Sportfreak, er mag Wintersport und fährt selbst gern Mountainbike, seine größte Passion ist jedoch der Volleyball.

Prietzel seit 1. Januar im Trainerteam

Und, so viel sei verraten: Der Name Happels wird die einzige Antwort sein, die er schuldig bleibt während des Kennenlerngesprächs im Beach Center am Alten Teichweg, seinem neuen Arbeitsplatz.

Alexander Prietzel ist seit 1. Januar am Bundesstützpunkt Beachvolleyball ins Trainerteam eingeschert, nachdem er zuvor zwei Jahre in ähnlicher Funktion in Stuttgart gearbeitet hatte. Die Aufgabe, die er übernimmt, ist in die Zukunft gerichtet.

„Für mich ist das eine riesige Herausforderung, die mich enorm gereizt hat."

Prietzel soll die Perspektivteams für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris – Svenja Müller (19) und Cinja Tillmann (29) sowie Lukas Pfretzschner (21) und Robin Sowa (21) – entwickeln.

„Für mich ist das eine riesige Herausforderung, die mich enorm gereizt hat. Ich habe die Chance, Aufbauarbeit zu leisten und meine Handschrift sichtbar zu machen“, erklärt der in Steyr nahe Linz aufgewachsene Coach.

Prietzel arbeitete mit Stelian Moculescu zusammen

Gleichzeitig sei es eine große Ehre, von Jürgen Wagner (64), in Hamburg als Head of Beachvolleyball des deutschen Verbands (DVV) aktiv, lernen zu dürfen. „Ich hatte in allen Phasen meiner Karriere Mentoren, von denen ich mir Dinge abschauen konnte. Das hat mir in meiner Entwicklung sehr geholfen“, sagt der Junggeselle, der eine Wohnung nahe seines Arbeitsplatzes bezogen hat.

In Stuttgart war das Jörg Ahmann (54), Bronzemedaillengewinner von Sydney 2000. Beim österreichischen Verband arbeitete Prietzel, der zunächst Co-Trainer der Herren und danach drei Jahre bis Ende 2018 Chefcoach der Damen war, mit Deutschlands erfolgreichstem Coach Stelian Moculescu (70) zusammen.

Im Alter von 20 Jahren musste Prietzel aktive Karriere beenden

Was ihn antreibe, sagt Alexander Prietzel, seien Liebe und Leidenschaft für den Sport, den er bereits als Sechsjähriger betrieb. Seine Mutter und der Vater von Österreichs bestem Strandvolleyballer Clemens Doppler (40), der Prietzels Patenonkel ist, waren in der Jugend seine ersten Trainer. „Ich muss aber zugeben, dass ich nie ein wirklich guter Spieler war“, sagt er.

Bandscheibenprobleme zwangen ihn im Alter von 20 Jahren zur Beendigung seiner aktiven Karriere, da hatte er jedoch schon erste Erfahrungen als Spielertrainer in der untersten österreichischen Liga gesammelt. Von da an ging es Schritt für Schritt die Trainerleiter nach oben.

Ursprünglich Ingenieur, mittlerweile nur noch Trainer

Seinen erlernten Beruf als Ingenieur für Fahrzeugtechnik gab Prietzel als 25-Jähriger auf, um sich vollends auf den Sport zu konzentrieren. „Das haben nicht viele verstanden, denn in Österreich gibt es nur wenige gute Posten für Volleyballtrainer. Aber ich glaube, dass mein bisheriger Weg mir recht gibt“, sagt er.

Seine größte Stärke sieht der Übungsleiter in seiner kommunikativen Art. „Ich denke, dass ich sehr gut mit Menschen umgehen und mich individuell auf sie einstellen kann“, sagt er. Niclas Hildebrand, Sportdirektor Beach im DVV, bestätigt das: „Er ist ein sehr kommunikativer Typ mit ausgeprägter Sozialkompetenz, dazu ein absoluter Fachmann.“

Entwicklung der Teammitglieder im Mittelpunkt

Prietzel sagt, er pflege eine sehr ehrliche Art der Ansprache, „die nicht immer allen passt, aber am besten zum Ziel führt“. Zudem definiere er sich nicht über zählbare Erfolge wie Medaillen, sondern stelle stets die Entwicklung seiner Schützlinge in den Vordergrund.

Mit Österreichs Topduo Lena Plesiutschnig/Katharina Schützenhöfer ein World-Tour-Turnier gewonnen und zu den besten 20 der Welt gehört zu haben, sei schön gewesen, „aber mein Herz geht auf, wenn ich sehe, dass meine Teams etwas, auf das wir über Monate hingearbeitet haben, umsetzen. Um diese Art von Entwicklung geht es mir“, sagt er.

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Daran kann er in den kommenden Jahren mit seinen neuen Duos arbeiten – und neue Erfolge kreieren. Ernst Happels Fußspuren sind riesig, aber Alexander Prietzel wird versuchen, seine eigenen zu hinterlassen.