Mönchengladbach. Das erneute Stimmungstief beim BVB oder die Zukunft von Gladbachs Coach Rose geraten vor dem brisanten und wichtigen Borussen-Duell am Freitag in den Hintergrund. Gesprochen wird weiterhin fast nur über den Fall Breel Embolo.

Die Frage nach seiner Zukunft wischte Marco Rose noch lässig beiseite.

Dass den Trainer von Borussia Mönchengladbach vor dem Duell gegen seinen möglichen künftigen Arbeitgeber Borussia Dortmund eine andere Personalie gehörig nerven würde, hätte der 44-Jährige noch vor wenigen Tagen nicht für möglich gehalten. Dass Thema Breel Embolo beschäftigt die Gladbacher weiter, sehr zu Roses Verdruss. "Wir wissen, dass Breel die Situation zu verantworten hat. Das ist für uns nicht gut, weil wir uns auf Fußball konzentrieren wollen", sagte Rose am Donnerstag.

Auch ohne Embolos mögliche Teilnahme an einer illegalen Party in Essen am vergangenen Wochenende wäre dies vor dem wichtigen Borussen-Duell am Freitag (20.30 Uhr/ZDF und DAZN) schwierig geworden. Immerhin steht Rose bei den BVB-Bossen ganz oben auf der Wunschliste für die kommende Saison. Doch selbst dieses Thema rückt angesichts der undurchsichtigen Causa Embolo in den Hintergrund.

"Ich möchte mich nicht zu Spekulationen äußern", sagte Rose zu seiner Person lediglich und wirkte dabei ausnahmsweise recht locker, ehe er den Blick auf die kommende Aufgabe richtete. Sie hätten ein wichtiges Spiel gegen Borussia Dortmund. "Das wollen wir unbedingt gewinnen", sagte Rose.

Deutlich genervter reagierte er auf die Nachfragen zu Embolo, der trotz der Vorwürfe der Essener Polizei am Freitag auf jeden Fall im Kader stehen werde. "Das Thema ist jetzt wirklich was für Breels Anwälte", sagte Rose.

Ob das Thema damit erledigt ist, ist aber zweifelhaft. Fast jeden Tag wird über angeblich neue Details berichtet. Täglich sind Borussia und Rose genötigt, Stellung zu beziehen. "Es gibt grundsätzlich keinen neuen Sachstand", sagte Rose zur Sicht von Borussia. Der Club schützt Embolo weiterhin.

Dieser hatte zugegeben, in der Nacht zum vergangenen Sonntag am Baldeneysee in Essen gewesen zu sein, bestritt aber die Teilnahme an einer Party mit 23 Personen. Er sei in einer angrenzenden Wohnung gewesen und habe Basketball im TV gesehen. Die wegen des Lärms alarmierte Polizei fand Embolo auch in der Wohnung vor, hatte aber zuvor eine Person über ein Flachdach fliehen und in die Wohnung einsteigen sehen.

Die Beamten vermuten, dass dies Embolo war, was dieser vehement bestreitet. "Gladbach glaubt der Polizei nicht!", titelte die "Bild" am Donnerstag. "Wir glauben das der Polizei", entgegnete eine Club-Sprecher, bezog sich aber nur darauf, dass Embolo in der Wohnung war. "Alles andere" seien "Vermutungen".

Zum Fall gehören auch immer skurrilere Details. Am Mittwoch habe es eine Bitte aus dem persönlichen Umfeld Embolos um ein Treffen mit Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen gegeben, sagte eine Stadtsprecherin. Die Anfrage sei aber offensichtlich nicht mit Embolo abgestimmt gewesen, dieser habe nichts davon gewusst. "Embolo hat keinen persönlichen Kontakt gesucht", sagte die Sprecherin. Es habe kein Treffen gegeben und soll wohl auch keins geben.

Rose hat nun innerhalb weniger Wochen zum zweiten Mal das Problem, eine unangenehme öffentliche Diskussion zu moderieren und seine Spieler trotzdem auf Fußball vorzubereiten. Am Freitag kann sein Team wieder auf einen Champions-League-Platz klettern. Mit einem, der länger nur zuschauen durfte.

Im Dezember hatte Embolos Sturm-Kollege Marcus Thuram beim 1:2 gegen Hoffenheim für einen Skandal gesorgt, als er Gegenspieler Stefan Posch ins Gesicht gespuckt hatte. Die Rot-Sperre ist nun bis auf eine Partie, die auf Bewährung ausgesetzt ist, ausgelaufen.

Er werde am Freitag dabei sein, sagte Rose über Thuram. "Ihm hat die Geschichte schon sehr zugesetzt, aber jetzt geht es weiter. Es tut ihm schrecklich leid. Er wird daraus lernen", sagte Rose. Der Gladbacher Coach hofft, dass Thuram "sich auch Kredit zurückholt, den er natürlich verloren hat". Letzteres dürfte auch für Embolo gelten.

Dem alles andere als sattelfesten BVB kann das Theater am Niederrhein nur recht sein. Der Tabellenvierte bangt nach dem 1:2 bei Bayer Leverkusen am Dienstag wieder um die Teilnahme an der Champions League. "Sechs Niederlagen sind definitiv zu viel", sagte der geknickte BVB-Coach Edin Terzic zur bisherigen Saison-Ausbeute. Die Rheinländer haben aktuell erst drei Spiele in dieser Spielzeit verloren und würden mit einem Erfolg am BVB vorbeiziehen. Außerhalb Dortmunds spricht aber vom dortigen Stimmungstief derzeit niemand.

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