Hamburg. Der TV-Experte und Ex-NFL-Profi hat ein Buch über sein Leben vorgelegt – und fordert damit auch Football-„Bruder“ Patrick Esume heraus.

Auf dem Cover seines Buches „My American Football Dream“, das an diesem Freitag in den Handel kommt, schaut Björn Werner ernst. Das, sagt der 30-Jährige, der von 2013 bis 2015 für die Indianapolis Colts in der US-Eliteliga NFL spielte und als chronisch gut gelaunter und höchst emotionaler Experte seinen Sport den deutschen Fans auf diversen Kanälen näherbringt, sei nur vordergründig unpassend. „Dieses Projekt liegt mir sehr am Herzen, deshalb war ein gewisser Ernst notwendig“, sagt er.

Hamburger Abendblatt: Herr Werner, schätze ich Sie richtig ein, wenn ich vermute, dass Sie Menschen, die im Alter von 30 Jahren ein Buch über ihr Leben schreiben, früher nicht wirklich ernst genommen hätten?

Björn Werner: Absolut richtig. Und ich kann auch total verstehen, dass Menschen, die mich nicht kennen, dasselbe über mich denken. Ich hätte mir vor zweieinhalb Jahren, als ich meine aktive Karriere beendet habe, auch niemals vorstellen können, ein Buch über mein Leben zu schreiben. Aber ich habe mir vieles, was mir passiert ist, nicht vorstellen können. Dinge entwickeln sich eben, und deshalb bin ich sehr glücklich darüber, dass ich dieses Projekt gemacht habe.

Bücher über American Football hat es in den vergangenen Jahren in Deutschland einige gegeben. Warum braucht es Ihres? Worin hebt es sich von anderen Football-Büchern ab?

Björn Werners Buch erschien bei Edel Books, hat 384 Seiten und kostet 19,95 Euro.
Björn Werners Buch erschien bei Edel Books, hat 384 Seiten und kostet 19,95 Euro.

Ich glaube, der wichtigste Unterschied zu anderen Football-Büchern ist der, dass ich aus der Praxis als Spieler in der NFL berichten kann, vor allem aber auch den Weg dorthin beleuchte. Sebastian Vollmer hat in seinem Buch vor allem seine NFL-Zeit beschrieben. In meinem Buch nimmt die NFL maximal ein Drittel des Platzes ein. Ich wollte vor allem erzählen, wie ich geworden bin, was ich heute bin. Es ist ein sehr persönliches Buch, ich lasse die Menschen tief in mein Leben blicken.

Der „Begründer“ des Football-Hypes in Deutschland ist Patrick Esume, Ihr Partner bei „ran NFL“ und beim Podcast-Projekt „Football Bromance“, der in seinem Buch „Believe the Hype“ 2017 Einblicke in das Leben als Coach in der NFL gegeben hat. Inwieweit hat er Sie beeinflusst bei der Entscheidung, auch ein Buch zu schreiben?

Tatsächlich gar nicht so sehr. Es waren mehr andere Menschen aus meinem Freundeskreis, die mich immer dazu drängen wollten, weil sie meinten, mein Leben sei interessant genug für ein Buch. Aber der Moment dafür muss stimmen, und das habe ich mir bei Patrick abgeschaut. Er ist eine Marketingmaschine, er weiß, wie man Dinge platziert und wann der richtige Zeitpunkt ist. Gemeinsam mit ihm habe ich mir eine Community aufgebaut, die sehr stark wächst. Deshalb hatte ich Anfang des Jahres das Gefühl: Jetzt kann es losgehen mit dem Buch.

Während die Corona-Krise viele Teile des Lebens lahmlegte, haben Sie also ein solches Projekt gestartet. Warum?

Ein besseres Timing konnte es nicht geben, weil ich wegen Corona die Zeit dazu hatte, mich damit intensiv zu beschäftigen. Und diese Zeit ist auch wirklich notwendig, ein Buch schreibt man nicht so nebenbei. Wobei für mich die ersten Wochen deutlich intensiver waren als der zweite Teil, als ich nur noch das lesen musste, was mein Co-Autor Nils Weber in mühsamer Arbeit aus meinem Gelaber zusammengebaut hat.

Tatsächlich mussten Sie als Autor Ihrem Co-Autor, der Redakteur bei der „Hamburger Morgenpost“ ist, viel Vertrauen schenken, dass er Ihren Ton so trifft, dass Sie und vor allem die Leser das Gefühl haben: Da spricht Björn Werner. Fiel Ihnen das schwer?

Anfangs war ich natürlich nicht so sicher, dass das gelingen würde. Aber ich muss sagen, dass Nils extrem abgeliefert und alle meine Erwartungen und Hoffnungen übertroffen hat. Allein hätte ich das nie und nimmer hingekriegt. Dieses Buch ist das erste Buch meines Lebens, das ich vom ersten bis zum letzten Buchstaben gelesen habe. Und ich bin zu 100 Prozent sicher, dass alle, die das auch tun, sehr glücklich sein werden, weil sie sehr viel über mich erfahren können, was bislang noch nicht bekannt war.

Sie sagen, im Buch sei nichts geschönt, nichts ausgelassen. Gab es Geschichten, bei denen Sie überlegen mussten, ob Sie sie teilen möchten?

Alles, was nicht mich selbst betrifft, sondern Familienmitglieder oder enge Freunde, habe ich sehr sorgfältig abgewogen, denn ich wollte niemanden schlecht aussehen lassen. Alles, was mich betrifft, ist pur und ohne Schminke. Ich mag mich nicht verstellen, ich spiele keine Rolle, weder im Fernsehen noch sonst irgendwo. Wichtig ist, dass immer Spaß mit dabei ist. Mit mir ein komplett ernstes Gespräch zu führen ist nicht leicht.

Welcher Teil des Buches hat Ihnen besonders viel Spaß bereitet, welcher ist Ihnen am wichtigsten?

Das kann ich beides nicht beantworten. Mir ist jede Seite wichtig, sonst hätten wir sie rausgelassen. Und mir hat das ganze Projekt brutal viel Spaß gemacht. Nils sagte mir am Anfang, dass ich Erinnerungen in meinem Gehirn finden würde, von denen ich gar nicht wüsste, was sie auslösen würden. Darunter konnte ich mir nichts vorstellen, aber es war so. Eine solch emotionale Achterbahnfahrt wie die, die die Erinnerungen ausgelöst haben, hatte ich noch nie im Leben. Bei manchen Kapiteln kamen mir die Tränen, weil es so aufwühlend war, das alles noch einmal zu durchleben. Das war sehr krass und hochinteressant für mich.

Wie wichtig ist Ihnen, dass das Buch ein kommerzieller Erfolg wird? Patrick Esume war mit seinem Buch Nummer eins der „Spiegel“-Bestsellerliste. Haben Sie ihn schon herausgefordert?

Natürlich wird es eine Challenge geben! Ich will ihn vom Thron stoßen und fordere meine Community dazu auf, mein Buch zu kaufen. Das ist eine klare Kampfansage! Und im Ernst: Es geht mir nicht ums Geld. Natürlich möchte ich für den Zeitaufwand entschädigt werden. Aber mir ist nur wichtig, dass all diejenigen, die für das Buch Geld investieren, am Ende sagen: Diese Investition hat sich gelohnt.

Sie sind TV-Experte, haben einen eigenen Podcast, nun auch ein Buch: Sind Sie manchmal überrascht darüber, wie sich Ihr Sport in Deutschland in den vergangenen Jahren entwickelt hat?

Auf jeden Fall, die Entwicklung ist wirklich enorm. Ich dachte, ich hätte meine Karriere als Spieler gemacht. Aber das, was danach kam, ist größer geworden, als ich es je für möglich gehalten hätte. Es macht riesigen Spaß, als Entrepreneur im Football unterwegs zu sein. Am stolzesten macht mich unser Podcast. 1,3 Millionen Abonnenten zu gewinnen, das ist schon ein krasser Erfolg, für den ich sehr dankbar bin.

Was kann als Nächstes noch kommen? Helfen Sie Patrick Esume bei seinem Projekt Europaliga?

Wir haben noch eine Menge Ideen, da wird noch einiges kommen in den nächsten Jahren. Football ist ja kein Hype mehr, keine Randsportart. Wir sind nach Fußball der quotenträchtigste Livesport in Deutschland. Das ist der Hammer, darauf wollen wir aufbauen.

Bleibt bei all den Unternehmungen trotzdem Zeit, sich zum Verkaufsstart des Buches zurückzulehnen und zu genießen? Können Sie sich vorstellen, wie es sein wird, im Buchladen Ihr eigenes Buch im Regal zu sehen?

Für mich ist das tatsächlich gar nicht mehr so aufregend. Das ist nicht überheblich gemeint, aber ich kenne dieses Fame-Ding, seit ich 19 bin. Der schönste Moment wird sein, wenn ich mit meinen Töchtern in den Buchladen gehe und die das Buch dort sehen. Die beiden sind fünf und drei Jahre alt und kriegen mittlerweile bewusst mit, was der Papa so macht. Wenn andere Kinder erzählen, dass sie mich im Fernsehen gesehen haben, sind die beiden richtig stolz. Mit dem Buch wird das ähnlich sein. Und ich habe es ja auch geschrieben, um alles, was passiert ist, einmal festzuhalten und um zu beschreiben, wie wichtig die Familie für meinen Lebensweg war und ist. Natürlich halte ich zwei Exemplare für meine Töchter zurück. Wenn sie alt genug sind, können sie dann darin lesen, falls sie wissen wollen, wer ihr Vater wirklich ist. Für mich ist das eine sehr, sehr schöne Vorstellung. Allein dafür hat es sich gelohnt.