Hamburg. Kevin Escoffier droht bei der Regatta Vendée Globe mit seinem Boot zu sinken. Auch der Hamburger Boris Herrmann eilt zu Hilfe.

Große Erleichterung. Die dramatische Rettungsaktion für den französischen Segler Kevin Escoffier, der am Montag im Südpolarmeer Schiffbruch mit seiner Rennyacht „PRB“ erlitt, konnte beendet werden. Der Extremsportler wurde von seinem Konkurrenten Jean Le Cam nach achtstündiger Suche aus seiner Rettungsinsel geborgen und befindet sich nun an Bord der Yacht „Yes we Cam“. Auch Boris Herrmann mit seiner „Sea Explorer“, Yannick Bestaven („Maitre Coq“), und Sebastien Simon („Arkea Paprec“) waren an der Suche nach dem Segler in der vergangenen Nacht beteiligt.

Am Morgen nach dem Unglück wird nun langsam deutlich, was sich in den vergangenen Stunden rund 500 Seemeilen vor Kapstadt ereignete. Gegen 14 Uhr am Montagnachmittag geschah an Bord der „PRB“ etwas, was der erfahrene Skipper bis jetzt nicht ganz zu verstehen scheint. Sein Schiff habe sich in eine große Welle gebohrt, berichtet er in einem ersten Interview nach dem Unglück. Und sei dann kurz darauf in zwei Teile zerbrochen.

Boris Herrmann im Video

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

„Eine Welle kam und ich hatte nur noch Zeit eine Textnachricht zu senden, bevor die Welle die gesamte Elektrik zerstörte“, sagt er nach der Rettung. Es sei absolut verrückt gewesen, als sei das Boot zusammengeklappt worden. „Ich habe schon viel gesehen, aber so etwas…“ Dem Skipper blieben nun wenige Sekunden um seinen Überlebensanzug anzuziehen und in die Rettungsinsel zu steigen.

Lesen Sie auch:

Boris Herrmann: Paranoide Vorstellungen beim Mastklettern

Boris Herrmann: Nur "Spike" erinnert mich ans Festland

Boris Herrmann: „Noch nie habe ich es so heulen hören“

Retter Le Cam: "Das war ein unrealer Moment"

Sein Landsmann Jean Le Cam war mit seinem Schiff der Unglücksstelle am nächsten und wurde von der Küstenwache aufgefordert, den Schiffbrüchigen zu suchen. Stunden später erreichte der 61-jährige Veteran unter den Teilnehmern die Stelle und begann sofort mit der systematischen Suche, wie man an dem Zickzack-Kurs seines Renntrackers erkennen kann. Er beschreibt die Rettung später folgendermaßen: „Als ich an der Position ankam, habe ich Kevin in der Rettungsinsel getroffen. Ich habe ihm zugerufen, dass ich zurückkomme und die Dinge hier kläre.“ Das hieße, die Segel teilweise bergen, damit er manövrierfähiger wurde. Die See war zudem sehr unruhig, es heißt, die Wellen seien zu dem Zeitpunkt fünf Meter hoch gewesen.

Die Rennyacht „PRB“ von Kevin Escoffier (Archiv)
Die Rennyacht „PRB“ von Kevin Escoffier (Archiv) © Imago/PanoramiC

Le Cam berichtet, es sei nicht leicht gewesen, zurück zu kommen. „Als ich zurück kam zu der Position, an der ich ihn gefunden hatte, war er dort nicht mehr. Ich bin fünf oder sechs Mal zurück zu der Stelle gefahren. Erst dachte ich, ich warte hier jetzt ab, bis es hell wird. Aber dann wurde mir klar, dass ich ihn nachts mit seinem Licht im Zweifel besser sehen würde.“ Also habe er weiter gesucht. Und schließlich in der Ferne ein kleines Licht gesehen. „Das war ein unrealer Moment, in dem Verzweiflung zu Hoffnung wurde.“ Le Cam fuhr zu dem Licht und dort war der Schiffbrüchige Escoffier in seiner Rettungsinsel. Le Cam berichtet, er habe ihm seinen Rettungskragen rüber schmeißen und ihn so an Bord seiner Yacht holen können.

Schiffbrüchiger kann sich das Unglück nicht erklären

Mit dem Schrecken davongekommen: Der französische Skipper Kevin Escoffier (Archiv).
Mit dem Schrecken davongekommen: Der französische Skipper Kevin Escoffier (Archiv). © Imago/PanoramiC

Die Erleichterung ist den beiden Männern in ihrem ersten Video unter Deck kurz nach der Rettung anzumerken. Aber auch die Verzweiflung des Schiffbrüchigen. Immer wieder streicht er sich über die Augen und ringt mit der Fassung. Er könne nicht verstehen, wie das passieren konnte, sagt er auf Französisch in die Kamera. Er habe sein Schiff vor dem Rennen extra mit 200 Kilo Kohlefaser-Laminat verstärkt. Und Le Cam weiß, wovon er spricht. Er ist selbst Ingenieur und hat viele Jahre in dieser Funktion bei den großen Segelteams gearbeitet.

Das Verrückte an der Geschichte: Retter Jean Le Cam war am 6. Januar 2009 selbst in Seenot geraten. Der Rekordteilnehmer der Vendée Globe konnte von seinem Landsmann Vincent Riou vor Kap Hoorn von seiner auf dem Kopf treibenden Jacht gerettet werden. Dieses Mal war es nun Le Cam, der einen anderen Skipper aus einer lebensbedrohlichen Situation befreite.

Die an der Bergung Beteiligten Yachten sind mittlerweile zurück im Rennen. Vermutlich werden sie Zeitstunden gut geschrieben bekommen für die Aktion. Was allerdings mit dem abgeborgenen Escofier passiert ist noch unklar. Denn für zwei Männer an Bord der „Yes we Cam“ wird das Essen nicht reichen.