München. Kitzbühel, Garmisch, die WM in Cortina: Die Höhepunkte der alpinen Ski-WM könnten in diesem Winter ohne den deutschen Mitfavoriten Thomas Dreßen über die Bühne gehen. Nach einer Hüft-OP fällt der Oberbayer länger aus. Aber es gab auch positive Nachrichten.

Noch vom Krankenbett aus schickte Thomas Dreßen eine Nachricht an seine Fans - auf der Piste wird man den besten deutschen Skirennfahrer vorerst nicht mehr sehen.

Nach einer Hüftoperation droht der Oberbayer den Großteil der alpinen Saison inklusive der Weltcup-Höhepunkte in Kitzbühel und Garmisch-Partenkirchen sowie die Weltmeisterschaften in Cortina zu verpassen. Bei einem Eingriff in München wurden zwar keine nachhaltigen Verletzungen am Gelenk festgestellt, wie der Deutsche Skiverband (DSV) am Freitag mitteilte. Allerdings könnte eine zweite Operation in den nächsten Tagen folgen, um noch einen verbliebenen, freien Gelenkkörper zu entfernen.

"Jetzt überlegen die Ärzte, wie sie dieses Problem lösen", schrieb Dreßen am Morgen in den Sozialen Netzwerken zu einem Foto nach dem Eingriff, das ihn mit hoch gelegten Beinen in einem Klinikbett zeigt. Erst dann lasse sich eine konkrete Prognose zur Ausfallzeit treffen.

Weil derartige Eingriffe oft Zwangspausen von sechs Wochen oder mehr nach sich ziehen, dürfte ein Comeback bei den wichtigsten Rennen dieses Winters knapp werden. Bei den ersten Speed-Rennen im Dezember in Val d'Isère, Gröden und Bormio fehlt der Spitzensportler sicher.

Im Januar stehen die Abfahrt-Weltcups in Wengen (16.) und Kitzbühel (23.) auf dem Programm, im Februar das Heim-Event in Garmisch (5.) und danach die WM in Cortina. Für den DSV ist der Ausfall seines besten Sportlers bitter, zumal vor der Saison Viktoria Rebensburg als zweite Siegfahrerin neben Dreßen ihre Karriere beendet hatte.

Allerdings steht die langfristige Gesundheit Dreßens im Vordergrund - mit 27 Jahren sind noch etliche Winter an der Weltspitze möglich. Seine Hüfte hatte ihm schon mehr als zwei Jahre Probleme bereitet, zuletzt hielt es Dreßen im Trainingslager in den USA vor Schmerzen nicht mehr aus.

Deshalb wurde nun entschieden, "das Problem nachhaltig zu lösen", wie er sagte, "auch wenn dafür eine zweite OP notwendig sein sollte und ich daher nicht weiß, wie lange die Rehabilitation dauern wird. Wichtig ist, dass ich wieder vollständig fit und gesund werde. Denn nur so kann ich erfolgreich Skirennen fahren."

Die positive Nachricht der ersten Operation war, dass "keine unvorhergesehenen Schädigungen" festgestellt wurden, wie der operierende Arzt Michael Dienst nach der zweieinhalbstündigen Arthroskopie an Dreßens linker Hüfte sagte. "Ich habe mich auf den schlimmsten Fall vorbereitet und bin jetzt erleichtert, dass an der Hüfte keine weiteren Verletzungen festgestellt wurden", sagte Dreßen.

Der Sportler vom SC Mittenwald verpasste schon fast die ganze Saison 2018/19 wegen einer schweren Knieverletzung. Im folgenden Winter fuhr er dann sofort wieder zu drei Abfahrtssiegen in Lake Louise, Garmisch und Saalbach-Hinterglemm. Im DSV ist man optimistisch, das Speed-Ass auch nun wieder in Topform zurückzubekommen.

Bundestrainer Christian Schwaiger sicherte seinem Schützling "die notwendige Zeit für den Heilungsprozess" zu. "Thomas hatte im Laufe seiner großartigen Karriere schon mehrmals mit Verletzungen zu kämpfen, dabei aber immer bewiesen, dass er selbst nach eingeschränkten Vorbereitungen stärker als zuvor zurückkommen kann."

© dpa-infocom, dpa:201127-99-482389/3