Trauer und Bestürzung über den frühen Tod von Diego Maradona
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Hamburg. Nicht nur in seiner Heimat Argentinien hat die Nachricht die Menschen bewegt. Auch der Papst, Politiker und Weggefährten reagierten.
Der plötzliche Tod von Fußballgenie Diego Maradona hat weltweit Trauer und Bestürzung ausgelöst. Sein Heimatland Argentinien verordnete eine dreitägige Staatstrauer. Maradonas Leichnam traf in der Nacht zum Donnerstag im Präsidentenpalast in der Hauptstadt Buenos Aires ein. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete, standen bereits Hunderte Menschen vor der Casa Rosada Schlange, als der Sarg das Gebäude in einem Krankenwagen unter großen Sicherheitsvorkehrungen erreichte. Maradona war am Mittwoch im Alter von 60 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben.
Die Totenwache für die breite Öffentlichkeit sollte am Donnerstagmorgen um 6.00 Uhr (Ortszeit) beginnen, hieß es in einer Erklärung des argentinischen Präsidenten. Maradonas Leichnam soll dann für drei Tage im Präsidentenpalast aufgebahrt werden. Die Regierung hatte zuvor bereits eine dreitägige Staatstrauer angeordnet und erklärt, Maradona werde ein Staatsbegräbnis erhalten.
Bereits kurz vor Mitternacht kamen Maradonas Ex-Frau Claudia Villafane und seine Töchter Dalma und Gianinna in den Präsidentenpalast. Es folgten Claudio Tapia, Präsident des argentinischen Fußballverbandes (AFA) sowie eine Reihe von aktuellen und ehemaligen Spielern, darunter Maradonas Mannschaftskameraden aus dem siegreichen argentinischen Team der WM 1986.
Neapel will Stadion nach Maradona benennen
Auch Maradonas langjährige Wirkungsstätte Neapel rief einen Trauertag aus. Die süditalienische Stadt will das Stadion San Paolo in „Maradona-Stadion“ umbenennen. Dies erklärte Bürgermeister Luigi de Magistris. In mehreren Stadtvierteln Neapels waren am Mittwochabend die blauen Fahnen der SSC Neapel als Zeichen der Trauer für Maradonas Tod zu sehen. Einige Fans zeigten sich auf der Straße mit dem Trikot mit der Nummer 10, das Maradona während seiner Zeit beim SSC Neapel trug.
Ein Video, das auf der Webseite der Zeitung „La Repubblica“ am Mittwochabend zu sehen war, zeigte Dutzende Menschen in der Nähe eines Wohnblocks, an dessen Fassade ein meterhohes Gemälde des ehemaligen Spielers des SSC Neapel prangt, mit bengalischen Lichtern. Andernorts kamen Menschen im Spanischen Viertel zusammen. Auch vor dem Stadion trafen sich Fans und legten Kerzen nieder, wie im Fernsehsender TG24 zu sehen war.
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Corrado Ferlaino, Clubeigentümer der SSC Neapel und Arbeitgeber Maradonas Ende der 80er-Jahre, bezeichnete Maradona als „Genie. Man kann von Genies nicht verlangen, wie normale Menschen zu leben“, kommentierte Ferlaino. Auch Juventus-Coach Andrea Pirlo reagierte bestürzt auf Maradonas Tod. „Der Gott des Fußballs ist gegangen. Danke Diego!“, twitterte der italienische Weltmeister von 2006.
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Diego junior: Vater bleibt "Kapitän meines Herzens"
In Neapel trauert auch Diego Maradona junior um seinen prominenten Vater. „Der Kapitän meines Herzens wird niemals sterben“, schrieb der 34-Jährige im Netz unter ein Bild des beleuchteten Stadions San Paolo.
Der Weltstar hatte seinen unehelichen Sohn, selbst Fußballer, erst 2016 anerkannt. Diego juniors Mutter, die Neapolitanerin Cristiana Sinagra, hatte jahrelang Prozesse wegen verweigerter Unterhaltszahlungen geführt. Die Fußball-Legende hatte den Sohn erstmals im Jahr 2003 getroffen.
Papst Franziskus betet für Maradona
Papst Franziskus bete für seinen Landsmann Maradona, sagte Vatikan-Sprecher Matteo Bruni. Der Papst, selbst großer Fußballfan, hatte Maradona unter anderem 2014 im Vatikan empfangen, nachdem im Olympiastadion von Rom ein interreligiöses „Spiel für den Frieden“ stattgefunden hatte. Das Spiel war von der Stiftung des argentinischen Fußball-Stars Javier Zanetti organisiert worden.
Damals hatte der Papst Maradona umarmt, der ihm ein Trikot mit der Aufschrift „Francisco“ überreichte. Maradona berichtete daraufhin, er habe sich von der Kirche entfernt, spüre jedoch große Nähe zum Papst wegen dessen Einsatzes für die Armen.
Am 23. April 2015 hatten sich der Papst und Maradona anlässlich einer Initiative zugunsten der Jugend im Vatikan getroffen. Am 12. Oktober 2016 beteiligte sich Maradona an einem Friedensmatch, bei dem Spenden für die vom Erdbeben zerstörte italienische Stadt Amatrice gesammelt wurden.
Maradonas Ex-Trainer Bianchi: "Schmerz ist zu groß"
Maradonas früherer Trainer Ottavio Bianchi hat tief erschüttert auf den Tod seines einstigen Schützlings reagiert. Bianchi war mit Maradona als Spielführer 1990 Meister mit dem SSC Neapel geworden. „Ich kann nicht sprechen. Der Schmerz ist zu groß“, sagte Bianchi.
Laut Italiens Verbandschef Gabriele Gravina symbolisierte Maradona „die Ekstase des Fußballs. Sein Genie ist ein Kunstwerk, das ewig in der Geschichte bleiben wird. Wir verabschieden uns von ihm mit derselben Leidenschaft, mit der mehr als eine Generation von Fans ihn geliebt hat.“ Der nationale Fußballverband (FIGC) hat alle Clubs zu einer Schweigeminute vor den am kommenden Wochenende geplanten Ligaspielen aufgerufen.
Auch der italienische Regierungschef Giuseppe Conte trauert. „Mit seinem unvergleichbarem Talent hat er unvergessliche Seiten Fußball-Geschichte geschrieben. Adieu, ewiger Champion“, twitterte Conte.
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Auch Macron trauert um Maradona
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sein Beileid zum Tod Maradonas ausgesprochen. Wie der Élyséepalast in der Nacht zu Donnerstag mitteilte, würdige Macron den von den Franzosen so „geliebten, unangefochtenen Souverän des Fußballs“. Sein Beileid gelte unter anderem den Argentiniern, den Neapolitanern und allen Fußballverliebten. „Diego bleibt“, heißt es am Ende der Mitteilung auf Spanisch.
Der Élysée bezeichnete Maradona als ein „Fußballgenie“. Mehr Künstler als Athlet, ein „Tänzer auf Stollen“, habe Maradona die Magie des Spiels verkörpert. Die Hand Gottes habe ihn auf der Erde abgesetzt und nun in „einem unvorhergesehenen Dribbling, das all unsere Verteidigung täuschte“, wieder genommen, hieß es. „Die Tränen von Millionen Waisen antworten darauf an diesem Tag mit schmerzhafter Offenkundigkeit.“
Klopp: "Maradona ließ den Fußball einfach aussehen"
Liverpools Meistertrainer Jürgen Klopp würdigte Maradona als einen der größten Fußballer der Geschichte. „Ich liebe Fußball, solange ich denken kann, und er war einer der Größten überhaupt. Wir alle hatten diese absoluten Helden, die den Fußball ganz einfach aussehen ließen“, sagte Klopp.
Dazu hätten auch der brasilianische Star Pelé sowie Franz Beckenbauer gezählt. Sie hätten das Spiel auf einer völlig anderen Ebene verstanden, und genau das habe Maradona auch getan, sagte Klopp. „Er hat den Fußball eindeutig auf ein anderes Level gebracht.“
Beckenbauer: "Maradona ist kein Fußballer, das ist ein Künstler"
Beckenbauer selbst zeigte sich betroffen über Maradonas plötzlichen Tod. „Es ist unheimlich schade, unfassbar traurig, er war ein begnadeter Fußballer“, sagte der frühere DFB-Teamchef bei Sport1: „So was habe ich überhaupt noch nicht gesehen. Er war ein Genie der damaligen Zeit – in den 70er- und 80er-Jahren der beste Fußballer der Welt!“
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Beckenbauer (75) hatte mit der deutschen Nationalmannschaft zwei WM-Endspiele gegen Maradona und Argentiniens Auswahl bestritten. 1986 setzten sich die Südamerikaner mit 3:2 in Mexiko durch, vier Jahre später besiegte die DFB-Elf die Argentinier in Italien mit 1:0.
„Du konntest ihn gar nicht halten. Ich habe gesagt: Das ist kein Fußballer, das ist ein Künstler! Ein Tänzer!“, sagte Beckenbauer über Maradona, der am Mittwoch im Alter von 60 Jahren einem Herzinfarkt erlegen war.