Hamburg. Wie geht es weiter? Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die Saisonunterbrechung im Amateurfußball.

Es war eine Hiobsbotschaft für den Amateurfußball: Am vergangenen Sonntag unterbrach der Hamburger Fußballverband (HFV) bis auf Weiteres den Spielbetrieb für alle Altersklassen. Was bedeutet das im Detail? Und wie geht es weiter? Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.

Warum kam es zu der Unterbrechung?

Im HFV sind Vereine aus Hamburg sowie „grenznahe“ Clubs aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein organisiert. Zur Unterbrechung kam es, weil der Landkreis Pinneberg gezwungen war, einen Erlass der schleswig-holsteinischen Landesregierung umzusetzen. Dieser sieht vor, dass sich ab einem Wochen-Inzidenzwert von mehr als 50 Corona-Infizierten pro 100.000 Einwohnern in der Öffentlichkeit nur noch maximal zehn Personen treffen dürfen.

Anders als in Hamburg (Inzidenzwert am gestrigen Montag 74,8) ist der Sport von dieser Regelung nicht ausgenommen. Reguläres Training sowie die Austragung von Heimspielen ist für die Pinneberger Clubs daher momentan nicht möglich.

Warum hat der HFV nicht alle anderen Clubs außerhalb Pinnebergs zunächst weiterspielen lassen?

Diese Variante wurde auf der HFV-Sondersitzung diskutiert und schnell verworfen. „Von etwas mehr als 3000 Mannschaften im HFV kommen circa 800 aus Schleswig-Holstein, davon der Großteil aus Pinneberg. Sie gehören genauso zum HFV wie alle anderen. Für uns kam aus Gründen der Solidarität nur die Unterbrechung aller Staffeln infrage“, sagt HFV-Pressesprecher Carsten Byernetzki. Andernfalls wären zu viele Nachholspiele aufgehäuft worden. Manche Staffeln hätten trotzdem ganz ausgesetzt werden müssen.

Gibt es Hoffnung auf eine baldige Fortsetzung der Spiele?

Ja, aber sie ist nicht groß. Die Allgemeinverfügung der Kreisverwaltung Pinneberg gilt zunächst bis zum 1. November. Folglich fallen erst einmal nur die Spiele am kommenden Wochenende aus. Sinkt der Inzidenzwert unter 50, könnte die Allgemeinverfügung wieder entschärft werden. Allerdings droht neue Gefahr. Im schleswig-holsteinischen Stormarn, in dem ebenfalls HFV-Clubs spielen, lag der Inzidenzwert am Montag bei 48,3. Steigt er auf über 50, hätte dies dieselben Konsequenzen wie in Pinneberg.

Wie reagiert der Pinneberger Sport auf Anfeindungen aus Hamburg?

In sozialen Medien wurde der Ruf nach reinen Hamburger Fußballstaffeln ohne „grenznahe Vereine“ laut. Dazu nahm Karsten Tiedemann (59), Geschäftsführer des Kreissportverbandes Pinneberg, Stellung. „Es tut uns sehr leid, dass nun auch Hamburger Ligen von der Unterbrechung betroffen sind. Trotzdem gibt es historisch gute Gründe für die Mitgliedschaft Pinneberger Clubs in Hamburger Verbänden. Hier sollte nicht gegeneinander geschossen, sondern gemeinsam gehandelt werden“, sagte Tiedemann, der die Kritik umgehend weitergab.

„Ich kann das Vorgehen der Landesregierung Schleswig-Holsteins nicht nachvollziehen. Das ist die Methode Rasenmäher und ein Schlag ins Gesicht für die Sporttreibenden in Pinneberg. So macht man das nicht. Mir fehlt hier der Wille zur gemeinsamen Gestaltung.“

Wie sieht die Perspektive der nächsten Monate für den Hamburger Amateurfußball aus?

Steigen die Corona-Zahlen weiter so dynamisch, wird der Ball auf den Amateurplätzen weiter ruhen. Dann muss der HFV mit seinen Vereinen die Fortführung der Saison besprechen. Eine realistische Möglichkeit wäre eine Fortsetzung der Saison im Frühjahr, wenn die Zahlen auch ohne Impfstoff wohl wieder fallen werden.