Hamburg. Nach seinem Achtelfinaleinzug bei den French Open will der Tennisprofi beim Challengerturnier im Verbandszentrum angreifen.

Weiter, immer weiter muss es gehen im Leben von Leistungssportlern. Diese Weisheit, die der ehemalige Fußball-Nationaltorhüter Oliver Kahn so unnachahmlich vorzutragen vermochte, hat auch Daniel Altmaier zu spüren bekommen in den vergangenen Wochen. Seinen erstmaligen Einzug in ein Grand-Slam-Achtelfinale aufzuarbeiten, der dem 22 Jahre alten Tennisprofi Anfang Oktober bei den French Open in Paris gelungen war, dafür habe es noch keine Zeit gegeben. „Ich konnte bislang noch nicht reflektieren, was dieser Meilenstein für mich bedeutet. Das werde ich nach dem Saisonende tun. Jetzt stehen erst einmal die beiden letzten Turniere in 2020 im Fokus“, sagt er.

Den Ausklang dieses außergewöhnlichen Jahres wird der Weltranglisten-124. Anfang November in Parma (Italien) erleben. In dieser Woche startet Altmaier am Leistungszentrum des Hamburger Verbandes in Horn. Beides sind Challengerturniere auf der Ebene unterhalb der ATP-Tour, die der Shootingstar so schnell wie möglich verlassen will, um sich auf ATP-Tourlevel zu etablieren. Die Unterschiede, sagt er, seien indes gar nicht so groß, wie viele denken würden. „Es gibt auch bei Challengerturnieren keine einfachen Matches mehr. Jeder Spieler aus den Top 200 kann an einem guten Tag einen Top-20-Profi besiegen.“

Corona-Zwangspause genutzt, um intensiv an seiner Physis zu arbeiten

Sein Siegeszug in Paris, der erst im Achtelfinale vom spanischen Spitzenmann Pablo Carreno Busta (29) gestoppt wurde, ist dafür der beste Beleg. Nie zuvor hatte Altmaier bei einem der vier Majorturniere auch nur eine Runde gewonnen. Aber weil er die Corona-Zwangspause genutzt hatte, um intensiv an seiner Physis zu arbeiten, war er, als es darauf ankam, auf einem Fitnesslevel, das es ihm erlaubte, sein intensives körperliches Spiel mit aller Vehemenz durchzuziehen. „Ich weiß, dass ich noch viele Defizite habe und an jedem Tag hart arbeiten muss, um meine beste Performance auf den Court zu bringen. Aber ich habe jetzt das Vertrauen in meinen Körper und bin auf einem sehr, sehr guten Weg“, sagt der Rechtshänder.

Den Grundstein für diese Entwicklung legte Altmaier, als er entschied, sich im Herbst 2019 von seinem langjährigen Coach Markus Hornig zu trennen und mit dem Argentinier Francisco Yunis einen Neustart zu wagen. Der frühere Bundesligacoach spricht Deutsch, die „Amtssprache“ jedoch ist Englisch, auch Spanisch spricht Altmaier mittlerweile passabel.

Mit einem Erfolgserlebnis zum Abschluss ließe sich die Saison sicher entspannter analysieren

Yunis brachte in die Liaison mit Esteban Garcia einen Physiotherapeuten und Osteopathen ein, dem Altmaier einen großen Anteil an seiner körperlichen Entwicklung zuschreibt. Nachdem beim Übergang in den Herrenbereich Probleme an Schulter und Hüfte für lange Verletzungspausen gesorgt hatten, seien die Dysbalancen seit dem ersten Vorbereitungsblock im Winter in Argentinien behoben. „Ich habe trotz Corona in diesem Jahr 55 Matches gespielt. Das zeigt, wie fit ich bin“, sagt er.

In Hamburg will Altmaier, der am Sonntag aus seiner Heimat Kempen am Niederrhein anreiste und am Dienstag zum Auftakt auf Daniel Masur (25/München/Nr. 168) trifft, die Erstrundenpleiten beim Turnier-Doppelschlag in Köln in den vergangenen beiden Wochen vergessen machen. Mit einem Erfolgserlebnis zum Abschluss ließe sich die Saison sicher entspannter analysieren.

Lokalmatador Tobias Kamke (34) schaffte dank eines 6:7 (6:8), 6:3, 6:0 über Ilja Martschenko (Ukraine) den Sprung ins Hauptfeld, Marvin Möller (21) verlor sein Qualifikationsfinale 3:6, 6:7 (5:7) gegen den Russen Pawel Kotow. Mischa Zverev (33) verzichtet wegen Nackenproblemen auf einen Start im Einzel, will aber mit Daniel Masur im Doppel antreten.