Köln. Der Hamburger begleicht eine offene Rechnung mit Diego Schwartzman und holt sich seinen 13. ATP-Titel. Krawietz/ Mies verlieren.

Für den finalen Akt seines „Doubles am Dom“ musste Alexander Zverev nicht einmal an seine Grenzen gehen. Diego Schwartzman, in Köln an Position zwei gesetzt und bekannt als Dauerläufer der Tennistour, leistete sich Fehler um Fehler. Zverev dagegen dominierte, blieb konzentriert, auch wenn sein Gegner tobte – und sicherte sich mit 6:2, 6:1 einen einmaligen Doppelsieg: Innerhalb einer Woche holte er seinen 12. und 13. ATP-Titel bei den Finalteilnahmen 20 und 21.

„Vor zwei Tagen wusste ich nicht, ob ich das Turnier zu Ende spielen kann. Ich bin froh, dass ich nicht aufgegeben habe“, sagte Zverev, der noch im Viertelfinale unter Hüftproblemen gelitten hatte. Schwartzman lobte seinen Bezwinger: „Sascha war heute viel zu gut, einfach unglaublich.“

Während Schwartzman nach zwei kräftezehrenden Matches in den Runden zuvor, müde wirkte, schien Zverev seine Verletzung kaum noch zu behindern. Der Hamburger schlug beeindruckend auf und beendete den ersten Durchgang in nur 38 Minuten. Auch im zweiten sorgte der Deutsche schnell für klare Verhältnisse. Nach 1:11 Stunden war das Match vorbei.

Diego Schwartzmann sah im Finale gegen Zverev kaum Land.
Diego Schwartzmann sah im Finale gegen Zverev kaum Land. © Imago/Eduard Bopp

Zverev behält die Kontrolle – Krawietz/Mies nicht

Acht Spiele bestritt Zverev in Köln, mit acht Siegen reist er weiter. Die perfekte Ausbeute, die ihm knapp 50.000 Euro Preisgeld in die Kassen spült und weitere 250 Weltranglistenpunkte, war am Sonntagabend so gut wie nie in Gefahr. Zverev behielt die Kontrolle – anders als die French-Open-Sieger Kevin Krawietz und Andreas Mies. Das deutsche Spitzendoppel aus Coburg und Köln unterlag im Finale Raven Klaasen (Südafrika) und Ben McLachlan (Japan) 2:6, 4:6.

Später ärgerte sich vor allem Mies über den verpassten Titel vor den Augen seiner Familie und Freunde, die in der nahezu menschenleeren Lanxess-Arena den Lokalmatador zum Heimsieg peitschen wollten. „Die Enttäuschung ist da, ich hätte gerne hier den Pott hochgehalten. Aber unsere Chancenverwertung war zu schlecht“, sagte Mies. Nur einen von elf Breakbällen verwandelten „KraMies“ – zu wenig für den fünften Titel im fünften ATP-Finale.

Zverev hatte mit Schwartzman eine Rechnung offen

Schon in Wien wollen sie es besser machen und dann in Paris-Bercy und beim Saisonfinale der acht besten Teams in London (ab 15. November) an ihre Hochform anknüpfen, die sie zur sensationellen Titelverteidigung in Roland Garros getragen hatte. Zverev (23) kann den Schwung seiner beiden Titel nutzen, um ebenfalls beim Hallen-Masters in Paris und später in London, wo er 2018 seinen bislang größten Triumph feierte, dieses seltsame, aber für ihn durchaus erfolgreiche Corona-Jahr abzuschließen.

Die letzte große Enttäuschung, das Achtelfinal-Aus bei den French Open verarbeitete der Weltranglistensiebte bereits auf seine Weise. Am Sonnabend bezwang er im Halbfinale den Italiener Jannik Sinner (7:6, 6:3), gegen den Teenager hatte er in Paris verloren. „Natürlich hatte ich die Niederlage im Kopf, ich habe mir gesagt, “nicht nochmal, das Ding verliere ich heute nicht'", sagte Zverev. Auch mit Schwartzman hatte er eine Rechnung offen.

Zverev schlägt zu viele Asse für Schwartzman

1:2 lautete seine Bilanz gegen den 28 Zentimeter kleineren Gaucho, an dem der gebürtige Hamburger 2019 schmerzhaft bei den US Open gescheitert war. Vor den wenigen Fans in den Logen der Lanxess-Arena, das war bis unters Dach der riesigen Halle zu spüren, wollte sich Zverev keine Blöße geben. Sein Aufschlag, der während der Zeit in Köln ab und an gewackelt hatte, kam zu präzise für Schwartzman. Neun Asse schlug Zverev, ihm unterlief kein Doppelfehler. Die machte sein Gegner – fünf an der Zahl. Zu viele, um Zverev das „Double am Dom“ zu vermiesen.

Alexander Zverev – eine Karriere in Bildern:

Alexander Zverev – Impressionen einer Tenniskarriere

Ballbegeisterte Familie: Die Zverevs Irina, Mischa und Alexander senior mit dem kleinen Sascha im August 1998.
Ballbegeisterte Familie: Die Zverevs Irina, Mischa und Alexander senior mit dem kleinen Sascha im August 1998. © Witters
Die Zverevs im August 1998: Irina, Mischa und Alexander senior mit dem kleinen Sascha
Die Zverevs im August 1998: Irina, Mischa und Alexander senior mit dem kleinen Sascha © Witters
2011 wurden die Haare länger
2011 wurden die Haare länger © Witters
2013 debütierte
2013 debütierte "Sascha" am Rothenbaum – und verlor in der ersten Runde © Witters
Dennoch posierte das große Talent im gleichen Jahr fröhlich mit seinen Eltern.
Dennoch posierte das große Talent im gleichen Jahr fröhlich mit seinen Eltern. © Witters
Erfolgreiche Frühphase: 2014 wurden Alexander Zverev und die Schweizerin Belinda Bencic in Paris jeweils zum Jugendweltmeister 2013 gekürt.
Erfolgreiche Frühphase: 2014 wurden Alexander Zverev und die Schweizerin Belinda Bencic in Paris jeweils zum Jugendweltmeister 2013 gekürt. © Imago/Paul Zimmer
Im Juniorenfinale von Roland Garros unterlag Zverev 2013 dem Chilenen Christian Garin.
Im Juniorenfinale von Roland Garros unterlag Zverev 2013 dem Chilenen Christian Garin. © Imago/GEPA Pictures
2014 triumphierte der Hamburger dann bei der Nachwuchs-Ausgabe der Australian Open in Melbourne (gegen Stefan Kozlov/USA).
2014 triumphierte der Hamburger dann bei der Nachwuchs-Ausgabe der Australian Open in Melbourne (gegen Stefan Kozlov/USA). © Witters
Zverev, das Model
Zverev, das Model © Imago/Hasenkopf
Brüderduell: Alexander und Mischa Zverev – in der ewigen Bilanz führt der Ältere
Brüderduell: Alexander und Mischa Zverev – in der ewigen Bilanz führt der Ältere © Imago/Metelmann
Im Februar 2017 triumphierten die Hamburger Geschwister im Doppel-Finale von Montpellier.
Im Februar 2017 triumphierten die Hamburger Geschwister im Doppel-Finale von Montpellier. © Imago/PanoramiC
Im Februar 2018 verhalf Alexander Zverev Deutschland und Tennischef Boris Becker zum Klassenerhalt im Davis Cup.
Im Februar 2018 verhalf Alexander Zverev Deutschland und Tennischef Boris Becker zum Klassenerhalt im Davis Cup. © Imago/Hasenkopf
Alexander Zverev Ende 2017 in China
Alexander Zverev Ende 2017 in China © Imago/VCG
Hamburger Tennis-Asse unter sich: Tommy Haas und Alexander Zverev
Hamburger Tennis-Asse unter sich: Tommy Haas und Alexander Zverev © Imago/ZUMA Press
Der vorläufige Höhepunkt: Im November 2018 kürte sich Zverev zum dritten deutschen Weltmeister nach Becker und Michael Stich.
Der vorläufige Höhepunkt: Im November 2018 kürte sich Zverev zum dritten deutschen Weltmeister nach Becker und Michael Stich. © Imago/Paul Zimmer
Im ATP-Finale bezwang er sein Vorbild Novak Djokovic.
Im ATP-Finale bezwang er sein Vorbild Novak Djokovic. © Imago/Paul Zimmer
Im Mai 2021 holte sich Alexander Zverev in Madrid den vierten Masters-Turniersieg seiner Karriere – und räumte dafür unter anderem Rafael Nadal aus dem Weg.
Im Mai 2021 holte sich Alexander Zverev in Madrid den vierten Masters-Turniersieg seiner Karriere – und räumte dafür unter anderem Rafael Nadal aus dem Weg. © AFP
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