Portimão. Ganz schön was los! Die Achterbahn von Portimão wirft manch einen Formel-1-Piloten aus den Kurven. Am schnellsten kommt Valtteri Bottas im Mercedes um den Kurs. Qualifikation und Rennen versprechen Hochspannung und noch mehr.

Hochbetrieb auf der Strecke, viele auf Drift-Kurs, ein Wagen lichterloh in Flammen und ein Rückkehrer hilflos im Kiesbett: Schon zum Auftakt der Grand-Prix-Premiere von Portimão ging es an der Algarve hoch her.

Die Fahrer kämpften mit den Tücken der noch rutschigen Achterbahn-Strecke. Kaum einer kam ohne Dreher über die Runden, die Bestzeit des Tages stellte Valtteri Bottas im zweiten Freien Training am Nachmittag auf, als der WM-Zweite in 1:17,940 Minuten mehr als eine halbe Sekunde schneller war als der WM-Dritte Max Verstappen im Red Bull.

Lewis Hamilton, WM-Spitzenreiter und sechsmaliger Champion, der mit einem Sieg am Sonntag (14.10 Uhr/Sky und RTL) alleiniger Rekordhalter mit den meisten Grand-Prix-Erfolgen - es wären dann 92 - werden kann, kam nach Platz zwei hinter Bottas im Mittagstraining nicht über Rang acht hinaus. Sebastian Vettel verbesserte sich im Ferrari nach Position elf im ersten auf Platz sechs im zweiten Freien Training vor ein paar Tausend Zuschauern - maximal 27 500 sind jeweils an den drei Tagen auf dem Autódromo Internacional do Algarve erlaubt.

Die, die schon da waren, bekamen einiges geboten. Die anderthalbstündige Session hatte gleich zweimal für einige Zeit unterbrochen werden müssen: Am Alpha Tauri von Pierre Gasly schlugen plötzlich heftige Flammen aus dem Heck. Der Franzose sprang aus dem Wagen und rief die Streckenposten herbei, die den Brand löschten. Das Auto war nicht mehr fahrtauglich und musste an den Abschlepphaken.

Ohne Probleme - wenn auch nicht solch gravierende - kam kaum einer über die insgesamt drei sonnigen Trainingsstunden auf dem knapp 4,7 Kilometer langen Kurs. "Das ist Tokio-Drift", funkte McLaren-Pilot Carlos Sainz Junior an seine Box: "Das ist unglaublich." Teamkollege Lando Norris sang gar eine Ode an die Strecke, die erst durch die Corona-Pandemie in den Notkalender aufgenommen worden war. "Es geht auf und ab, von einer zur anderen Seite, wie auf einer Achterbahn", intonierte der Brite in seinem Wagen.

Alle Teams und alle Fahrer hatten zum Auftakt nur eines im Sinn: So viel fahren wie möglich. Nicht, weil vor zwei Wochen bei der Rückkehr auf den Nürburgring am Freitag wetterbedingt gar nicht gefahren werden konnte, sondern um möglichst viele Daten für die Abstimmung der Autos fürs Rennen am Sonntag (14.10 Uhr/RTL und Sky) zu erhalten. Weit mehr als eine Renndistanz absolvierte so ziemlich jeder Pilot im Training am Freitag.

Mit dabei war auch wieder Lance Stroll nach seinem positiven Coronatest vor knapp zwei Wochen. In der kühlen und rauen Eifel hatte der Kanadier von Racing Point wegen Magenproblemen ausgesetzt, im Süden Portugals durfte er nach negativen Coronatests wieder ans Steuer. Nach einer ziemlich überflüssigen Karambolage mit dem fluchenden Verstappen - "Was verdammt noch mal stimmt nicht mit dem?!" - war Strolls Trainingstag aber vorzeitig beendet. Zum zweiten Mal musste die Nachmittagseinheit gestoppt und der Racing Point aus dem Kiesbett befördert werden.

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