Hamburg/Budapest. Der Lagenspezialist Jacob Heidtmann über die umstrittene Profiserie ISL: „Fühle mich sicherer als in Hamburg“.

Mitten in der zweiten Corona-Welle in Europa taucht der Schwimmsport wieder auf – doch nicht nur der Zeitpunkt für die Rückkehr ins Wettkampfbecken sät Zweifel, auch der Ort. In Ungarns Corona-Hotspot Budapest hält die finanziell lukrative Profiserie der 2019 gegründeten International Swimming League (ISL) von diesem Freitag an ein fünfwöchiges Event ab und lässt die Stars aus der ganzen Welt einfliegen. Darunter acht deutsche Olympiakandidaten um den Hamburger Lagenspezialisten Jacob Heidtmann (25) und Marco Koch (30/Darmstadt), Ex-Weltmeister über 200 Meter Brust.

Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) verbietet seinen Athleten die Teilnahme zwar nicht, spricht aber eine klare Warnung aus. „Die ISL stellt ein nicht kalkulierbares Risiko dar und sollte aus medizinischer Sicht nicht durchgeführt werden“, heißt es in einer Stellungnahme des DSV. Der Verband warnt, die Gefahr der Ansteckung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. An der Kurzbahn-DM in Berlin (29. Oktober bis 1. November) werden die deutschen ISL-Schwimmer wegen des Aufenthalts im Risikogebiet und anschließender Quarantäne bei der Rückkehr nicht teilnehmen können. Für den DSV ein sportlicher Verlust.

Hygienekonzept in Budapest überzeugt Jacob Heidtmann

„Ich bin froh, in Budapest zu sein. Wer weiß, ob die DM stattfinden kann. Hier habe ich die Chance, mit meinem Team das Finale zu erreichen“, sagt Heidtmann vor seiner Premiere im US-Team LA Current. Die vom ukrainischen Milliardär Konstantin Gregorischin gegründete ISL greift bei der Wettkampfausrichtung die Monopolstellung der Schwimmverbände an. 2019 betrug das Preisgeld fünf Millionen US-Dollar.

Das üppige Startgeld, das bei rund 15.000 Dollar liegen soll, „ist ein Bonus“, sagt Heidtmann. Die Aussicht auf hochklassige Wettkämpfe mit internationalen Topstars habe den Ausschlag für die Teilnahme gegeben. Auch mit Blick auf die Vorbereitung für Olympia 2021: „Meinen letzten Wettkampf hatte ich im März.“

Vom Hygienekonzept, das bis zum Finale in 37 Tagen nach Einkasernierung klingt, ist er dennoch überzeugt: „Die Stimmung unter den Athleten ist richtig gut. Alle sind in einer Bubble in zwei zusammenhängenden Hotelgebäuden auf einer Donau-Insel untergebracht, der Tagesablauf ist sehr geregelt. Wir werden überall hingefahren, Zeiten für Spaziergänge vorgegeben.“ Alle fünf Tage wird auf das Virus getestet. Er fühle sich mit Blick auf Infektionsgefahren sicherer als in Hamburg, wo er zuletzt das Frühjahr verbrachte, oder San Diego, wo er in den USA lebt und trainiert.