Paris/Hamburg. Aus bei den French Open für Deutschlands besten Tennisspieler. War eine Erkältung Zverevs verantwortlich für die Niederlage?

War es ein Infekt? Alexander Zverev (23) warf wie so oft den Schläger und ärgerte sich – bis der Arzt kam. Zverev hat bei den French Open in Paris den Einzug ins Viertelfinale verpasst. Er verlor gegen den 19 Jahre jungen Italiener Jannik Sinner mit 3:6, 3:6, 6:4, 3:6 und war dabei weitgehend ohne Chance. Allerdings wirkte Deutschlands bester Tennisspieler gesundheitlich auch angeschlagen.

Schon im ersten Satz ließ sich Zverev ein Erkältungs-Medikament geben. Nach 3:01 Stunden war die Partie entschieden. Damit ist in Daniel Altmaier nur noch ein Deutscher bei den Herren dabei. Der 22 Jahre alte Qualifikant aus Kempen trifft am Montag in seinem Achtelfinale auf den Spanier Pablo Carreno Busta.

Zverev hatte die Chance, zu Boris Becker aufzuschließen

Alexander Zverev
Alexander Zverev © Getty Images

Statt in Roland Garros mit seinem dritten Viertelfinaleinzug zu Boris Becker aufzuschließen und nun auf ein Duell mit Rekordsieger Rafael Nadal hinzufiebern, hat der Hamburger seine Major-Saison mit einer Enttäuschung beendet. Mit dem Finale bei den US Open und der Halbfinalteilnahme bei den Australian Open kam Zverev seinem Ziel, der Krönung bei einem der vier wichtigsten Tennisevents, so nah wie nie zuvor. In Paris hatte er sich allerdings mehr erhofft.

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Der Südtiroler Sinner ist dagegen der erste French-Open-Debütant seit Nadal 2005, der die Runde der letzten Acht erreichte. Daniel Altmaier (Kempen) kann es ihm am Montag gleichtun, auch Laura Siegemund ist weiter im Rennen für den Deutschen Tennis Bund (DTB). Die Doppel-Titelverteidiger Kevin Krawietz/Andreas Mies haben das Viertelfinale bereits erreicht.

Zverev war offensichtlich nicht mit hundertprozentiger Frische ins Match gegangen, nahm schon im ersten Satz Kontakt zu den Medizinern auf und erhielt ein Nasenspray. Dabei wusste er, dass er seine ganze Power brauchen würde gegen Sinner, den er „aus dem Stand schon jetzt als einen der besten Spieler der Welt“ ansieht.

Sinner kennt Zverev vom Training

Sinner, den Zverev aus etlichen gemeinsamen Trainings gut kennt, war ohne Satzverlust ins Achtelfinale marschiert und dominierte die Anfangsphase. Zverevs Aufgabe war es, seinen schlagkräftigen Gegner aus der Balance zu bringen. Das gelang zunächst nicht. Zverev kassierte zwei Tage nach dem souveränen Dreisatzsieg gegen den Ex-Halbfinalisten Marco Cecchinato schnell ein Break zum 1:3.

„Zverev muss heute sein bestes Match spielen“, stellte Becker bei Eurosport fest: „Das ist nichts für schwache Körper und weiche Nerven.“ Und Zverev, der in der laufenden Saison mental einen großen Sprung nach vorne gemacht hat, erarbeitete sich Breakbälle, konnte sie zunächst aber nicht nutzen. Aus Frust knallte er seinen Schläger auf den Boden.

„Jannik Sinner hat heute verdient gewonnen“, sagte Becker. „Insgesamt hat Alexander Zverev etwas zu passiv gespielt und stand zu weit hinter der Grundlinie.“