Paris. Der deutsche Qualifikant Daniel Altmaier schreibt Geschichte bei den French Open. Was hinter seinem Erfolgsgeheimnis steckt.

Die unglaubliche Erfolgsgeschichte von Tennisprofi Daniel Altmaier bei den French Open ist um ein weiteres Kapitel reicher: Der Qualifikant aus Kempen (Nordrhein-Westfalen) hat das Achtelfinale des Grand-Slam-Turniers in Paris erreicht – und das hochverdient. Denn nach dem 6:2, 7:6 (7:5), 6:4 gegen den an Nummer sieben gesetzten Italiener Matteo Berrettini bleibt Altmaier, die Nummer 186 der Welt, bei den French Open weiterhin ohne Satzverlust.

Ein Vergleich, der die beeindruckende Leistung des 22-Jährigen untermauert: Seit 1994 hatte kein Grand-Slam-Debütant mehr das Achtelfinale in Paris erreicht – bis Altmaier aufschlug. In der Runde der letzten 16 trifft der Deutsche nun auf den an Nummer 17 gesetzten Spanier Pablo Carreno Busta. „Ich werde ihm nichts schenken“, kündigte Altmaier selbstbewusst an.

French Open: Altmaier von Berrittini überrascht

Wenn Daniel Altmaier weiterhin so konstant auftritt wie gegen den zugegeben sehr fehlerhaft spielenden Weltranglisten-Achten Berrettini, ist sogar der Einzug ins Viertelfinale möglich. In der Dritten Runde benötigte Altmaier gerade mal 2:15 Stunden, bis er seinen ersten Matchball verwandelte. „Ich habe von Anfang an eine sehr, sehr gute Performance abgeliefert“, sagte der bisherige Nobody im Interview bei Eurosport nach seinem Drittrunden-Coup.

Der Youngster gab zu, von seinem phasenweise indisponiert wirkenden Gegner anfangs überrumpelt worden zu sein. „Beim Einschlagen hat mich Berrettini überrascht. Er hat sehr hart gespielt und ich war mir nicht sicher, ob er mich verunsichern will, oder ob er nervös ist", sagte Altmaier, der im Match dann aber nicht mehr viel von Berrettinis Schlaghärte mitbekam. „Als das Match losging, habe ich gemerkt, dass er einen Gang runterfährt. Dann habe ich die Punkte diktiert und immer einen Schlag schneller gespielt als er.“ Eine treffende Analyse des jungen Deutschen.

Der an Position sieben gesetzte Matteo Berrettini machte unglaublich viele Fehler gegen Altmaier. Der Italiener war deutlich unterlegen und schied verdient aus.
Der an Position sieben gesetzte Matteo Berrettini machte unglaublich viele Fehler gegen Altmaier. Der Italiener war deutlich unterlegen und schied verdient aus. © AFP

French Open: Wer ist dieser Altmaier?

Doch was macht diesen bislang so unbekannten Altmaier plötzlich so stark, dass er bei den French Open die Tenniswelt auf den Kopf stellt? Eines seiner Erfolgsgeheimnisse ist sein körperlicher Zustand. War der 22-Jährige früher häufiger von Verletzungen geplagt, ist die Fitness, an der er während der langen coronabedingten Tennispause hart gearbeitet habe, nun sein großer Trumpf. „Ich habe zu Hause ein perfektes Gym", sagte der bescheidene Achtelfinalist, der dieses Lob nicht alleine für sich in Anspruch nehmen wollte. „Mein Fitnesstrainer hat auch einen sehr großen Anteil.“

Gepaart mit seinem erfrischenden und präzisen Spielstil sowie seiner fast noch jugendlichen Lockerheit ist Altmaier jetzt schon die größte Sensation der diesjährigen French Open gelungen. Und sein Weg in Paris muss noch lange nicht zu Ende sein. „Ich fahre bisher eine ganz ordentliche Linie", sagte der 22-Jährige. Ganz ordentlich also. Eine von Untertreibung geprägte Aussage, die auch Eurosport-Experte Matthias Stach zum Schmunzeln brachte.

Alles nur Kopfsache? So jubelte Daniel Altmaier nach seinem verwandelten Matchball im der dritten Runde der French Open.
Alles nur Kopfsache? So jubelte Daniel Altmaier nach seinem verwandelten Matchball im der dritten Runde der French Open. © Shaun Botterill/Getty Images

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Altmaier scherzt über seine Zeit bei den French Open

Wie geht es nun weiter für Altmaier? Obwohl er bislang noch ohne Satzverlust durch das Turnier gekommen ist, genieße nun die Regeneration oberste Priorität. Er wollte sich nun schnell aufs Fahrrad setzen, ausradeln, sich dehnen „und vor allem essen".

Denn Altmaier steht schon etwas länger auf den Tennisplätzen der French Open als seine verbliebenen Konkurrenten, da er sich bereits durch die Qualifikation quälte. „Alle sagen: ‚welcome to week two'. Für mich ist es eher: ‚welcome to week three'.“ Und vor allem: Willkommen auf der großen Tennisbühne.

Der Spielfilm von Altmaiers Achtelfinal-Einzug bei den French Open:

  • Ein frühes Break zum 2:0 verschaffte Altmaier im ersten Satz bereits nach zehn Minuten eine 3:0-Führung gegen die Nummer acht der Welt. Berrettini schien noch nicht im Match angekommen, vor allem die präzise geschlagene einhändige Rückhand seines Gegner bereitete dem Italiener große Probleme. Altmaier ließ dem US-Open-Halbfinalisten von 2019 keine Chance, ins Spiel zu finden, mit seinem zweiten Break zum 6:2 gewann er nach 29 Minuten den ersten Durchgang.
  • Im zweiten Satz machte Berrettini zunächst mehr Druck und holte sich gleich im ersten Spiel das Break zum 1:0. Sein Vorsprung reichte allerdings nicht zum Satzausgleich, denn im zehnten Spiel schaffte Altmaier das Rebreak zum 5:5. Der 22-Jährige punktete vor allem mit seinem ersten Aufschlag und mit seiner Rückhand, gegen die der zwei Jahre ältere Berrettini einfach kein Mittel fand. Auch im Tiebreak hatte der Deutsche das bessere Ende für sich, nach 1:31 Stunden führte Altmaier mit 2:0 Sätzen.
  • Im dritten Durchgang biss sich Altmaier an seinem Gegner fest, er gewährte Berrettini keine freien Punkte und erlief fast jeden Ball. Breakchancen des Italieners wehrte er mit seinem starken ersten Aufschlag ab. Im fünften Spiel holte sich der Deutsche das Break zum 3:2 - es reichte zum Sieg. Nach 2:15 Stunden verwandelte Altmaier seinen ersten Matchball.