New York. Novak Djokovic wird nach einer Disziplinlosigkeit bei den US Open disqualifiziert. In Serbien fallen die Reaktionen skurril aus.

Nach seinem folgenschweren Ausraster bei den US Open düste Novak Djokovic einfach davon. Auf dem Beifahrersitz verließ der serbische Weltranglisten-Erste jenen Ort, an dem er eigentlich eine Woche später seinen 18. Grand-Slam-Titel feiern wollte.

Alles war angerichtet für den nächsten Triumph. Seine beiden größten Rivalen Rafael Nadal (19 Grand-Slam-Titel) und Roger Federer (20 Grand-Slam-Titel) fehlten, Djokovic selbst zeigte sich in guter Verfassung und war 2020 noch ungeschlagen. Doch dann warf sich der 33-Jährige mit einer verhängnisvollen Disziplinlosigkeit selbst aus dem Turnier und öffnete damit für einen neuen Grand-Slam-Champion die Tür – durch die nun Alexander Zverev gehen möchte.

„Nun wird es interessant“, sagte Zverev. „Ich bin nicht der Einzige, der eine Chance hat. Ich hoffe, dass ich mich weiter im Turnier entwickeln kann. Mal schauen, wie es dann am Ende aussieht“, sagte die deutsche Nummer eins, die nun am Dienstag im Kampf um den Einzug ins Halbfinale auf den Kroaten Borna Coric trifft.

Eklat! Djokovic trifft Linienrichterin am Hals

Djokovic wird New York dann schon verlassen haben. In seinem Achtelfinale gegen den Spanier Pablo Carreño Busta hatte der Serbe am Sonntag nach einem verlorenen Aufschlagspiel im ersten Satz wütend einen Ball weggeschlagen und dabei eine Linienrichterin am Hals getroffen.

Zwar hatte Djokovic den Ball nicht mit Absicht in Richtung der Frau geschlagen, diese war aber zu Boden gegangen und hatte danach sichtlich Probleme mit der Atmung. Djokovic schien selbst völlig erschrocken über die Situation. Den Regeln entsprechend wurde er dennoch disqualifiziert – was in den serbischen Medien zu harscher Kritik und skurrilen Schlagzeilen führte. Die internationalen Pressestimmen im Überblick:

USA

  • New York Times: „Djokovic verliert die Nerven. Sein Rauswurf macht die ohnehin bizarren US Open noch merkwürdiger.“
  • New York Post: „Das Fiasko. Djokovics übertriebene Bestrafung ist furchtbar für die US Open. Der Oberschiedsrichter hat Glück, dass keine Zuschauer in der Arena da waren.“
  • Washington Post: „Eine unvorstellbare Wende eines ungewöhnlichen Turniers.“

SERBIEN

  • Sportski zurnal: „Skandal in New York. Rote Karte für Djokovic. Eine schockierende Entscheidung der Schiedsrichter. Djokovic wurde wegen eines Zufallstreffers bestraft.“
  • Blic: „Skandal! Djokovic ist Opfer einer noch nie dagewesenen Ungerechtigkeit. Er hatte nicht die Absicht zu treffen, und der Schlag war nicht hart.“
  • Kurir: „Roger Federer wäre nicht disqualifiziert worden. Dies ist der Beweis, dass Djokovic nicht gleich behandelt wird. Der Schweizer hat 2009 in Melbourne ein Kind getroffen, und alle haben gelacht.“
  • Informer: „Djokovic brutal beraubt! Eine schreckliche Ungerechtigkeit.“

ENGLAND

  • The Times: „Selbst die größten Djokovic-Fans müssen eingestehen, dass sein Temperament seit Jahren eine tickende Zeitbombe war.“
  • The Sun: „Shockovic! Ein sensationeller Tritt in den Hintern für Djokovic, unfassbare Szenen auf dem Court.“
  • Mirror: „Es war definitiv keine Absicht, der Ball nicht mal hart geschlagen. Aber die Entscheidung ist richtig. Ein unfassbares Ende für Djokovics Hoffnung auf einen 18. Grand-Slam-Titel, der so wahrscheinlich ausgesehen hatte. Bis zu diesem Ball.“
Die abgeschossene Linienrichterin hatte nach dem Treffer von Djokovic sichtlich Probleme mit der Atmung.
Die abgeschossene Linienrichterin hatte nach dem Treffer von Djokovic sichtlich Probleme mit der Atmung. © Seth Wenig/AP/dpa

FRANKREICH

  • L'Equipe: „Die Flucht der Nummer eins vom Parkplatz. Eine unfassbare Disqualifikation.“
  • Le Monde: „Wer hätte Djokovic auf dem Weg zum Titel schon stoppen können? Nur er selbst. Da es kein anderer kann, wirft der Champion sich selbst raus.“

AUSTRALIEN

  • The Australian: „Skandal um einen Ball an die Kehle für das “Unschuldslamm'. Djokovics Angewohnheit, wie rasend Bälle in den Zaun zu schießen, holt ihn dramatisch ein."
  • Sydney Morning Herald: „Djokovics Selbstsucht und sein Narzissmus waren schon lange ein zweischneidiges Schwert. Dadurch, dass er ständig seinen eigenen Wert überhöht, ist er unfähig geworden, sich als etwas anderes zu sehen als den Fixstern im Tennis-Universum, dem alle anderen Bewunderung und Dankbarkeit schulden. Sein Rauswurf ist die perfekte Metapher für sein Jahr, in dem er so viel falsch gemacht hat. Wäre er ein Boxer, hätte ihn der Ringrichter in der ersten Runde rausgenommen.“

NIEDERLANDE

  • Telegraaf: „Ein Achtelfinale endet im totalen Drama. Djokovic ignoriert die Warnungen. Er lachte über die Möglichkeit der Disqualifikation.“
Novak Djokovic versuchte noch minutenlang auf dem Platz, den Supervisor umzustimmen. Vergeblich.
Novak Djokovic versuchte noch minutenlang auf dem Platz, den Supervisor umzustimmen. Vergeblich. © Seth Wenig/AP/dpa

ITALIEN

  • Gazzetta dello Sport: „Unglaublich. Skandalös. Unerhört. Ein undenkbarer Epilog.“

SPANIEN

  • Marca: „Außergewöhnlich!!! Eine surrealistische Disqualifikation. Die US Open treffen eine historische Entscheidung.“