Lissabon. Der magische 8:2-Sieg macht die Münchner zum Topfavoriten in der Champions League. Doch sie sind vor Halbfinalgegner Lyon gewarnt.

Der Turnierexperte Hansi Flick schaltete gedanklich sofort um. Nix Pep heißt es für die Fußball-Giganten des FC Bayern überraschend beim Champions-League-Finalturnier in Portugal. Statt Manchester City mit dem früheren Bayern-Coach Pep Guardiola stellt sich der Münchner Fußball-Dampfwalze nach dem magischen 8:2 gegen den FC Barcelona Favoritenschreck Olympique Lyon als letzte Hürde vor dem großen Finale in den Weg.

Der nun europaweit bestaunte und bewunderte Double-Coach Flick begegnet dem früheren französischen Serienmeister (2002–2008) vor dem Halbfinale mit genau dem Respekt, den er jedem Gegner zollt: "Du spielst hier beim Final-8 gegen die Besten in Europa. Auch das Spiel fängt wieder bei 0:0 an."

Bayern-Boss Rummenigge warnt vor Lyon

Im abgeschiedenen Teamquartier "Penha Longo Resort" außerhalb Lissabons verfolgten Trainer, Spieler und Bosse den 1:3-Untergang Guardiolas gegen Lyon am Sonnabendabend aufmerksam. Und Karl-Heinz Rummenigge warnte nach dem TV-Studium am Sonntag prompt im Telefonat mit der Deutschen Presse-Agentur: "Sie haben total verdient gewonnen. Nachdem Lyon vor einer Woche im Achtelfinale Juventus Turin mit Cristiano Ronaldo rausgeschmissen hatte, haben sie zum zweiten Mal gezeigt, dass man diese Mannschaft auf keinen Fall unterschätzen darf."

Der Bayern-Tross fiebert dem Mittwoch (21.00 Uhr) entgegen: "Alle hatten damit gerechnet, dass Barcelona gegen Manchester City spielt. Und jetzt heißt das Halbfinale Bayern gegen Lyon." Olympique spiele "mit großer Hingabe", urteilte Rummenigge und mahnte: "Sie können mit ihren schnellen Stürmern dem Gegner Schmerzen bereiten." Gegen ManCity stach mit zwei späten Joker-Toren Angreifer Moussa Dembélé.

Profis entspannen bei Fußballtennis

Auch im ersten Halbfinale am Dienstagabend kommt es zwischen RB Leipzig und Paris Saint-Germain mit Trainer Thomas Tuchel zu einem deutsch-französischen Vergleich. "Wir hoffen, dass wir gegen Lyon unser großes Ziel erreichen: das Finale", sagte Rummenigge.

Die konkrete Vorbereitung auf Lyon wird Flick am Montag starten. Das Wochenende stand bei den Dauergewinnern um Thomas Müller und den immer heller erstrahlenden Fixstern Alphonso Davies noch ganz im Zeichen der Regeneration mit Radeln und etwas Fußballtennis. Die Triple-Jäger sind ja auch nach dem Jahrhundertspiel gegen das von ihnen zertrümmerte Barça noch lange nicht fertig. "Wir wissen, dass noch ein hartes Stück Arbeit ansteht, um am Ende das zu schaffen, was wir wollen", sagte Flick: "Ganz oben zu stehen!"

Karl-Heinz Rummenigge ist der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München.
Karl-Heinz Rummenigge ist der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München. © dpa | Matthias Balk

Der 55-Jährige ist als Trainer ein Königsklassen-Neuling, aber er kennt sich als ehemaliger Assistent von Bundestrainer Joachim Löw besten mit Turnieren aus. Flick weiß seit dem historischen 7:1 mit der Nationalmannschaft im WM-Halbfinale 2014 gegen Brasilien darum auch, wie man mit so einer Sternstunde umgehen muss. "Es ist schon eine kleine Duftmarke, die wir gesetzt haben. Aber wir wissen alle, dass im nächsten Spiel wieder die gleiche Leistung zu bringen ist", sagte Flick. Rummenigge ist längst zum Hansi-Fan geworden: "Er hat die Qualität, die Mannschaft zu führen. Unter ihm spielen wir einen spektakulären und modernen Fußball – und er hat eine empathische Beziehung zum Team", schwärmt der 64-Jährige.

2010 überrannten die Bayern Lyon

Gegen Barcelona fügten sich die Puzzleteile aus brutaler Fitness, totalem Teamgeist, Spielfreude und einer erdrückenden Offensivwucht perfekt zusammen. Selbst ein Experte für Fußball-Wahnsinn wie Oliver Kahn benötigte eine Nacht, um das 8:2 als real zu begreifen. "Erst jetzt realisiere ich, was wirklich gestern passiert ist im Estádio da Luz", twitterte der einstige Torwart-Titan nach "einer unglaublichen Champions-League-Nacht", an die man sich noch lange erinnern werde. "Danke Jungs für diese atemberaubenden 90 Minuten", schrieb Kahn.

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Das Krönungsprojekt "Campeões de Lisboa" ist aber noch nicht vollendet. Nach zuletzt vier Halbfinal-Niederlagen 2014, 2015, 2016 und 2018 soll Lyon keinesfalls zur Endstation werden. Beim letzten Duell 2010 stürmten die Bayern nach drei Toren von Ivica Olic beim 3:0 im Halbfinal-Rückspiel ins dann gegen Inter Mailand verlorene Finale. Der "brutale Fokus", den Joshua Kimmich nach der Barça-Gala hervorhob, soll gegen Lyon wieder zu sehen sein. "Wir sind noch nicht am Ende", verkündete er. Der im Mittelfeld bärenstarke Muskelprotz Leon Goretzka stellte fest: "Das war ein Schritt von dreien."

Rummenigge fürchtet keine Unterschätzung von Lyon, er spüre kein Anzeichen von Abgehobenheit: "Ich war nach dem Spiel in der Kabine. Da war keine Party, da ist keiner ausgeflippt. Die Mannschaft ist total fokussiert und wird total seriös das Halbfinale angehen."