München. Diesen Tag haben sie in München herbeigesehnt: Der deutsche Meister präsentiert seinen Toptransfer. Doch es drohen zwei Abgänge.

Die größte Nervensäge, berichtete Leroy Sané erkennbar belustigt, sei Joshua Kimmich gewesen. Als es darum ging, den umworbenen Angreifer endlich von Manchester City zum FC Bayern München zu locken, „hätte der mich am liebsten jeden Tag angerufen und gefragt, wie die Sache ist“. Kimmich wollte offenkundig sichergehen, dass Sané dem Werben des deutschen Rekordmeisters beim dritten Date nachgibt, aber er musste sich in Wahrheit keine Sorgen machen, der Nationalspieler wollte wechseln: „Ich habe nach einem neuen Reiz gesucht.“

Am Donnerstag saßen deshalb im Pressestüberl an der Säbener Straße vier höchst zufriedene Menschen, streng getrennt durch Plexiglasscheiben, was Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zu der launigen Bemerkung veranlasste: „Mir kommt es vor wie bei der Behörde hier.“ Neben Rummenigge und Sané machten auch die beiden Vorstände Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn klar, wie sehr sie diesen Tag herbeigesehnt hatten. Nach der Ära von Franck Ribéry und Arjen Robben habe der FC Bayern nun wieder einen „Unterschiedsspieler“, sagte Kahn.

Salihamidzic: Darum passt Sané perfekt zu Bayern

Die Bayern hatten Sané (24) schon verpflichten wollen, ehe er vor vier Jahren von Schalke zu Manchester City ging, sie hatten ihn ebenso im vergangenen Sommer auf ihrer Wunschliste stehen – ehe sich der Außenstürmer das Kreuzband riss. Nun also dürfen alle von einer gemeinsamen, möglichst glorreichen Zukunft träumen. „Er passt perfekt zum FC Bayern“, sagte Salihamidzic über Sané, er finde auf engem Raum die Lösungen, sei richtig schnell und, ganz wichtig: „Er ist mental richtig stark, er kann und wird unter Druck gute Leistungen bringen.“

In die ungeteilte Freude über den bis zu 60 Millionen teuren Transfer mischt sich beim FC Bayern in diesen Tagen aber auch die Unsicherheit über die Zukunft von David Alaba und Thiago. Beide haben Vertrag bis 2021. Und beide, betonte Rummenigge, werden den Münchnern für den Rest der Saison in der Champions League, die am 8. August mit dem Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Chelsea (Hinspiel 3:0) wieder aufgenommen wird, auch zur Verfügung stehen. Danach aber wird Thiago wohl gehen – und Alaba könnte ihm folgen.

Was wird aus Thiago und Alaba?

Thiago habe angekündigt, etwas Neues machen zu wollen, sagte Rummenigge, im Fall Alaba sei Salihamidzic in Gesprächen mit dem Berater sowie Alabas Vater. Es gebe noch „keine Lösung“, berichtete der Clubchef, wenn es freilich nicht gelänge, den Vertrag zu verlängern, „müssen wir uns mit anderen Optionen befassen“, heißt: Verkauf vor Vertragsende. Dass es auch bei Alaba „um die Finanzen geht, ist auch kein Geheimnis“, sagte Rummenigge und betonte: „Wir haben die Karten offen auf den Tisch gelegt.“

So viel immerhin ist klar: Sané soll die kommenden fünf Jahre beim und mit dem FC Bayern prägen. „Wir waren uns alle einig, dass er von seinen sportlichen Talenten perfekt zum FC Bayern passt. Er ist der Spieler, den wir wollten. Wir wollten dieses Element dazu haben“, betonte Rummenigge. Sané wiederum wollte einen „neuen Reiz“, und für ihn war auch klar: „Wenn ich einen Wechsel mache, dann zu einem Verein, der die Champions League gewinnen kann.“ Dass die Bayern dabei auf ihn zählen, ist ihm bewusst: „Verantwortung passt sehr gut zu mir.“ Deshalb habe er sich auch für die Rückennummer 10 und nicht für die 7 entschieden.