Hamburg.

Am Montagnachmittag lag das Transparent schon wieder zerfleddert am Boden. Dabei hatte die größte Ultragruppe des HSV, die Castaways, das Protestbanner erst zwei Stunden zuvor auf Facebook veröffentlicht. „Volksparkstadion seit 1953 und für immer“, stand auf dem Banner, das die Fans an den Zaun vor der Nordtribüne gehängt hatten. Viel deutlicher als auf dem Transparent wurden die Ultras allerdings in dem Schreiben, das sie dazu veröffentlichten. Darin fordern die Fans, nach dem Vertragsende mit Investor Klaus-Michael Kühne den Stadionnamen nicht mehr zu vermarkten. „Ab sofort darf unser Stadionname nicht länger von dem taktischen Wohlwollen eines einzelnen Geschäftsmannes abhängen“, schreibt die Ultra-Gruppe.

Damit schaltet sich die aktive Fanszene in den Machtkampf ein, der hinter den Kulissen entbrannt ist. Dabei geht es um die Frage, wie stark die finanziell angeschlagene HSV Fußball AG ihrem Investor Kühne (20,6 Prozent) die Tür öffnet. Während sich Aufsichtsratschef und Vereinspräsident Marcell Jansen eine weitere Zusammenarbeit mit Kühne nicht verbauen will, soll Vizepräsident Thomas Schulz die gegenteilige Haltung vertreten. Der 83 Jahre alte Kühne soll zwar selbst gewillt sein, seine Anteile zu verkaufen. Gleichzeitig ist für den HSV aktuell kein anderer Geldgeber in Sicht, der den Club insbesondere bei der Vermarktung des Stadionnamens unterstützen will. Kühne hatte dem HSV seit 2015 vier Millionen Euro pro Jahr bezahlt, damit die Arena wieder Volksparkstadion heißt. Geld, das der Club angesichts der Corona-Krise und des verpassten Aufstiegs dringend gebrauchen könnte.​