Spielberg. Wie tief kann Ferrari noch fallen? In Österreich erleben Sebastian Vettel und seine Scuderia das nächste Fiasko. Ein anderes Formel-1-Team hat mit Vorwürfen zu kämpfen.

Der Absturz von Ferrari und Sebastian Vettel hat sich auch beim zweiten Formel-1-Rennen in der Steiermark fortgesetzt.

Der viermalige Weltmeister muss darum kämpfen, überhaupt einen Abschied mit Anstand bei der Scuderia hinzubekommen.

FERRARI - OHNE KRAFT: Die Scuderia demontiert sich mittlerweile sogar selbst. Der vom ungestümen Charles Leclerc verursachte Crash mit Sebastian Vettel war das nächste Fiasko für Ferrari nach gerade einmal zwei Rennen. In Maranello herrscht Alarmstufe rot. "Wir müssen sicherstellen, dass wir uns nicht zu sehr runterziehen, damit uns das Aufstehen nicht so schwer fällt", meinte Vettel zweckoptimistisch. Nach seiner Ausmusterung zum Jahresende verkommt seine Abschiedstour immer mehr zur Tort(o)ur. "Wir müssen weiter kämpfen und versuchen, alles zu geben", sagte der viermalige Weltmeister tapfer. An seinen ersten WM-Titel mit Ferrari ist längst nicht mehr zu denken. Dafür ist die Mängelliste bei den Italienern viel zu lang: von der Aerodynamik über den Motor bis zur Steuerkunst der Piloten.

MERCEDES - VOLLE KRAFT: Der Red-Bull-Ring galt früher einmal als Problemstrecke der Silberpfeile. Aber schon den Neustart in der Steiermark gewann Valtteri Bottas, den zweiten Akt entschied am Sonntag Lewis Hamilton vor seinem finnischen Mercedes-Teamkollegen für sich. Der unersättliche Serienmeister hat längst Kurs auf die nächsten WM-Titel genommen. Übermut? Keine Chance. "Die Zuverlässigkeit ist noch nicht in Stein gemeißelt", benannte Hamilton nach seinem 85. Grand-Prix-Sieg das seiner Ansicht nach drängendste Problem seines Rennstalls. "Es gibt noch Bereiche, die wir weiter verbessern können." In der Konstrukteurswertung hat Mercedes schon ein Polster von 41 Punkten auf Verfolger McLaren, bei den Fahrern führt Bottas mit sechs Zählern mehr noch vor Hamilton.

RED BULL - ZWEITE KRAFT: Max Verstappen wollte die Silberpfeile in Spielberg eigentlich abhängen. An Lewis Hamilton kam der junge Niederländer aber nicht heran, in der Schlussphase musste er auch noch Valtteri Bottas an sich vorbeiziehen lassen. "Ich habe alles versucht, was in meiner Macht stand. Es war aber nicht genug", meinte Verstappen resigniert. An die Mercedes-Power reicht Red Bull nicht heran. "Wir haben noch Arbeit vor uns", sagte Verstappen, der vor seinem Teamkollegen Alex Albon ins Ziel kam. "Ich sehe Red Bull als unseren Hauptkonkurrenten in diesem Jahr", befand Hamilton. Von Ferrari spricht in diesem Zusammenhang niemand mehr.

RACING POINT - UMSTRITTENE KRAFT: Racing Point bekam bei den Tests Anfang des Jahres den Spitznamen "pinker Mercedes" verliehen. Das hat mit der Lackierung des Wagens, aber vor allem der Ähnlichkeit mit dem Silberpfeil von 2019 zu tun - Mercedes ist ja Motorenlieferant des künftigen Aston-Martin-Werksteams. Nachdem Sergio Perez (6.) und Lance Stroll (7.) nun in Spielberg den Aufwärtstrend von Racing Point fortgesetzt hatten, reichte es Renault. Die Franzosen reichten Protest gegen den RP20 ein. Das Werksteam will geklärt wissen, ob die Konkurrenzwagen quasi Plagiate der alten Silberpfeile sind. In der Formel 1 müssen Teams nämlich eine Reihe von Bauteilen selber herstellen. Die Rennkommissare ließen die Beschwerde zu, müssen nun aber erstmal Beweise sichten.

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