Hamburg. Norddeutsche Bundesliga-Teams erstaunlich gut durch Corona-Zeit gekommen. Womit die Tänzerinnen und Tänzer zu kämpfen haben.

Als Mitte März die Absage für das erste Turnier der Jazzdance-Saison 2020 eintrudelte, saßen die Tänzerinnen und Tänzer der Bundesliga-Formation „Topas“ schon auf gepackten Koffern. „Es war ein Bibbern und Bangen bis zum Schluss“, erzählt Trainerin Yvonne Jakobeit. „Donnerstagabend hatten wir das Abschlusstraining, Freitagvormittag kam die Absage des Veranstalters in Saarlouis.“

Knapp drei Monate ist dieser Augenblick her, der Tanzsport ist – wie die anderen Sportarten auch – in dieser Zeit komplett zum Erliegen gekommen. Und doch, wenn man sich dieser Tage durch die Hamburger Tanzsportszene telefoniert, um zu fragen, wie die Teams durch die Krise gekommen sind, lautet die Antwort sehr häufig: Gut! „Wir haben bewusst Einzeltraining gemacht, online, über Zoom. Dadurch konnten wir eine Menge an der Technik, an den Grundlagen arbeiten“, sagt Franziska Becker, Trainerin der Bundesliga-Lateinformation von Blau-Weiss Buchholz. „Ich fand das spannend. Weil man sich da wirklich mal Zeit genommen hat für jeden Einzelnen, was sonst nicht wirklich gut geht. Und das war wirklich ganz gut!“

Jeder Trainingsteilnehmer hat seinen eigenen Tanzbereich

Formationstanz ist oft Millimeterarbeit im Raum, bei der es nicht nur auf die eigene Präzision ankommt, sondern auch auf die perfekte, wortlose Abstimmung innerhalb eines Teams. Aber auf Abstand? Die Kunst der Improvisation? Unbedingt. „Wir haben halt einfach das Beste draus gemacht“, sagt Yvonne Jakobeit und lacht. Auch „Topas“ traf sich zum virtuellen Training auf Zoom. „Wir waren zwischen 16 und 20 Tänzer, ganz schön viele auf einem Bildschirm.“ Die Corona-Zeit habe die Mannschaft noch enger zusammenrücken lassen.

Mitte Mai kehrten die Tänzer von „Topas“ ins Training zurück, das zwar zunächst im Freien und auf dem Gummiplatz vor der Halle stattfand – aber besser war als nichts. Heute Abend trifft sich das Team zum ersten Mal wieder in der Halle. Tanztraining auf Abstand, mit maximal 15 Athletinnen. „Da aber alle 20 kommen wollen, werden fünf auf der anderen Seite der Fensterfront sein – im Freien“, erklärt Jakobeit.

Deutsche Meisterschaft in den Formationen Standard und Latein soll es trotzdem geben

Die Lateinformation von Blau-Weiss Buchholz durfte schon Mitte Mai zurück in die Halle – die Tänzer sind Bundeskaderathleten. Aber auch hier gilt das Motto des Kultfilms „Dirty Dancing“: mein Tanzbereich, dein Tanzbereich. Mindestens 2,5 Meter müssen zwischen den Tänzern liegen, dafür tragen sie keinen Mundschutz. Und wie geht es weiter?

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Der Deutsche Tanzsportverband hat zwar die Saison 2020 abgesagt. Aber eine Deutsche Meisterschaft in den Formationen Standard und Latein soll es trotzdem geben, im November. Für die Formationen Jazz und Modern Dance sogar Ende Oktober. Yvonne Jakobeit und Franziska Becker sind skeptisch. „Solange wir diese Abstandsregeln haben, können wir unsere Choreografien nicht wirklich einstudieren“, sagt Becker. Die Zoom-Trainings seien eine gute Erfahrung gewesen. Behelfsmäßig könne kann man da durchaus die ersten Schritte einer neuen Choreografie probieren. Aber in den Wettkampf komme man so nicht: „Nichts, wirklich nichts kann ein Live-Training ersetzen.“