München. Gegen Eintracht Frankfurt gerät der Rekordmeister fast ins Straucheln. Der Trainer sieht dafür die Schuld auch im Verband.

Erst dominant, dann zu lasch, am Ende aber erfolgreich: Bayern München hat dank Stürmerstar Robert Lewandowski zum dritten Mal nacheinander das Endspiel um den DFB-Pokal erreicht. In einer Neuauflage des Finales von 2018 besiegte der Rekordmeister und Rekordpokalsieger seinen damaligen Bezwinger Eintracht Frankfurt mit 2:1 (1:0) und strebt auf dem Weg zu einem möglichen Triple am 4. Juli im Olympiastadion von Berlin zunächst nach seinem mittlerweile 13. deutschen Double. Gegner wird dann Bayer Leverkusen sein. Vergangenen Samstag siegten die Bayern bei der Werkself mit 4:2.

Der Siegtreffer von Lewandowski (75.) bedurfte wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung erst der Überprüfung von Bibiana Steinhaus im Kölner Keller. Zuvor hatten die Münchner freilich alle Chancen, das Spiel vorzeitig zu entscheiden: Nach dem Führungstor von Ivan Perisic (14.), der den angeschlagenen Serge Gnabry ersetzte, versäumten sie es, schon in der starken ersten Halbzeit für die Entscheidung zu sorgen. Dem eingewechselten Danny da Costa (69.) gelang gegen ein wenig zu sorglose Bayern beinahe folgerichtig der Ausgleich - weckte die Gastgeber aber wieder auf.

„Wir müssen deutlich höher führen in der ersten Halbzeit“, sagte der Münchner Thomas Müller in der ARD und sprach von „geschlauchten“ Bayern. „Gefühlt bin ich alles andere als zufrieden heute. Summa summarum war es eines der pomadigsten Halbfinals, die ich so in Erinnerung habe.“ Frankfurts Trainer Adi Hütter trauerte der vergebenen Chance nach. „Wir waren einer Sensation sehr, sehr nahe“, sagte der Österreicher nach seinem 100. Spiel als Trainer der Hessen. Vor allem in der zweiten Halbzeit habe seine Mannschaft „ein richtig gutes Spiel gemacht“. Die Niederlage sei ärgerlich, „weil wir das Spiel in der ersten Halbzeit verloren haben“.

FC Bayern greift nach 13. Double

Der FC Bayern greift aber somit eine Woche nach dem letzten Bundesliga-Spieltag und seiner vermutlich 30. Meisterschaft nach dem 20. Pokalsieg. Im Vorjahr hatten die Bayern mit Trainer Niko Kovac durch ein 3:0 gegen RB Leipzig ihr zwölftes Double gewonnen. Kovac war im Jahr zuvor noch Trainer der Eintracht beim sensationellen 3:1 gegen die Münchner gewesen, er verdarb damit auch Jupp Heynckes dessen letztes Spiel als Trainer. Nach dem 1:5 beim Bundesliga-Spiel Anfang November in Frankfurt wurde Kovac dann allerdings bei den Bayern entlassen.

Zweieinhalb Wochen nach dem 2:5 in München gerieten die Frankfurter gegen wie zunächst aufgedrehte Bayern erneut früh unter Druck - und auch in Rückstand. Erst köpfte Dominik Kohr nach einem Eckball einen Kopfball des überragenden Thomas Müller in höchster Not von der Torlinie (6.), Lewandowski traf kurz darauf einen Meter vor dem leeren Tor nach einer Hereingabe von Müller aus unerfindlichen Gründen den Ball nicht (8.). Nach Vorarbeit von Vorlagenkönig Müller köpfte dafür dann Perisic freistehend zur Führung ein.

Frankfurt konnte nur reagieren, zu druckvoll, zu zielstrebig, zu schnell war das Spiel der Bayern über weite Strecken. Und bereits zur Halbzeit hätte die Begegnung entschieden sein können. Der flinke Coman allerdings brachte wie zuvor Lewandowski das Kunststück fertig, das leere Tor nicht zu treffen (25.). Kurz darauf parierte Frankfurts Torhüter Kevin Trapp einen Schuss von Lewandowski großartig (31.). Angriffe der oft viel zu ungenau passenden Frankfurter waren dagegen eine Seltenheit und zugleich eher harmlos.

Flick kritisiert Ansetzung durch DFB

Vom erhofften Sahnetag war der fünfmalige Pokalsieger Frankfurt lange weit entfernt, erkannte jedoch seine Chance, als die Bayern in der zweiten Halbzeit von Sturm und Drang auf konzentrierte Kontrolle umschalteten. Der Ausgleich durch da Costa war überfällig – er schärfte den Münchnern aber wieder die Sinne. Bayern-Trainer Hansi Flick zeigte Verständnis für den Leistungsabfall in seiner Mannschaft: "Wir haben einen Riesenlauf, die Mannschaft spielt sehr gut, da muss man die zweite Halbzeit auch mal hinnehmen."

Trotz des Erfolgs haderte Flick nach dem Spiel mit der Ansetzung des Spiels durch den Deutschen Fußball-Bund. „Normalerweise diskutiere ich die Spiel-Ansetzungen wenig, weil man eh nichts tun kann“, sagte der Bayern-Trainer in der ARD. Er finde es jedoch „unglücklich“, zwischen zwei Bundesliga-Partien wie gegen Bayer Leverkusen am vergangenen Sonnabend und gegen Borussia Mönchengladbach an diesem Sonnabend ein Pokalspiel bestreiten zu müssen.

„Vielleicht hätte man so ein Halbfinale, ähnlich wie es die Champions League plant, auch nach der Runde machen können, um sich erst einmal komplett auf die Meisterschaft zu konzentrieren“, sagte Flick. Er habe dies auch von Anfang an intern so gesagt, „aber leider ist beim DFB keiner auf die Idee gekommen, das umzusetzen. Das ist so, das muss man hinnehmen“, ergänzte der ehemalige Assistent von Bundestrainer Joachim Löw. Die Bayern treffen am 4. Juli im Endspiel im Berliner Olympiastadion auf Bayer Leverkusen.