Die Profiliga NHL will mit neuem Format an den Start gehen. Beckenbauer schaut sich Bayern-Spiel in der Allianz-Arena an.

Die Fußball-Bundesliga hat in der Corona-Krise vorgelegt, nun wollen andere Top-Ligen nachziehen. Derzeit arbeiten die Verantwortlichen der National Hockey League (NHL) an einem Modell, die Eishockey-Saison in Nordamerika zu retten. Dafür soll der Modus verändert werden und alle Spiele womöglich an zwei Orten stattfinden. Leverkusens Sportvorstand Rudi Völler hofft indes, dass noch in diesem Jahr wieder Fans in die Stadien dürfen.

Die Entwicklungen am Freitag, den 22. Mai 2020:

NHL plant Play-off-Format mit 24 Mannschaften

Hoffnung für die deutschen Profis in der besten Eishockey-Liga der Welt. In der NHL verdichten sich laut US-Medienberichten die Anzeichen auf einen Verzicht der restlichen Hauptrundenspiele und mehr Playoff-Teilnehmer nach der Corona-Pause. Laut „Los Angeles Times“ sollen insgesamt 24 Mannschaften direkt an den Playoffs teilnehmen. Gespielt würde an nur zwei Standorten, das Stanley-Cup-Finale wäre im September, der kommende Saisonstart würde sich verzögern. Die Zeitung bezog sich auf anonyme Informanten und verwies darauf, dass viele Details des Plans noch nicht geklärt sind.

Die Nachrichtenagentur AP berichtete, dass sich der Vorstand der Spielergewerkschaft NHLPA für den Plan ausgesprochen habe. Einzelheiten zwischen Profis und Liga müssten aber noch abgestimmt werden. Offiziell hat sich die stärkste Eishockey-Liga der Welt noch nicht zu ihren Plänen für eine Fortsetzung der Saison geäußert. Bis zur Ligaunterbrechung am 13. März war der Kölner Leon Draisaitl bei den Edmonton Oilers mit 110 Punkten Topscorer der NHL.

Beckenbauer schaut Bayern-Spiel im Stadion

Franz Beckenbauer wird am Sonnabend (18.30 Uhr/Sky) das Heimspiel von Fußball-Rekordmeister Bayern München gegen Eintracht Frankfurt besuchen. Wie der 74-Jährige der Bild-Zeitung sagte, habe Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ihn zum Spiel eingeladen. „Nach längerer Zeit verlasse ich mal wieder die häusliche Umgebung“, sagte Beckenbauer. Den Weltmeister von 1974 und 1990 plagen gesundheitliche Probleme, weshalb er länger nicht im Stadion zugegen gewesen war.

Uli Hoeneß und Franz Beckenbauer gehören am Sonnabend zu der Delegation, die sich das Geisterspiel des FC Bayern München gegen Eintracht Frankfurt anschauen darf
Uli Hoeneß und Franz Beckenbauer gehören am Sonnabend zu der Delegation, die sich das Geisterspiel des FC Bayern München gegen Eintracht Frankfurt anschauen darf © dpa | dpa

Gemeinsam mit Uli Hoeneß, wie Beckenbauer Ehrenpräsident des Vereins, gehört der frühere Libero zur acht Personen starken Bayern-Delegation für das erste Geister-Heimspiel nach dem Restart der Bundesliga. „Ich werde das Geisterspiel genießen und mich ganz auf die Aktionen auf dem Platz konzentrieren. Sonst werde ich immer wieder gefragt: “Franz, wie hast du das gesehen?' Dabei mag ich es viel mehr, Fußball zu schauen ohne viel reden zu müssen„, so Beckenbauer.

Unterdessen hat der Rekordmeister mit Unterstützung seiner Fans ein Zeichen der Solidarität mit dem Amateurfußball und dem Breitensport gesetzt. Der Tabellenführer der Bundesliga spendet über den FC Bayern Hilfe e.V. insgesamt 460.000 Euro an die 18 Klubs der Regionalliga Bayern sowie den Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV). Jeder Regionalligist erhält 20.000, der BLSV 100.000 Euro.

Möglich gemacht wurde die Aktion durch den vielfachen Verzicht der Bayern-Fans auf eine Rückerstattung der Ticketpreise für die Geisterspiele in der Allianz Arena. „Ich wünsche mir für den Sport mehr denn je Zusammenhalt. Jetzt ist nicht die Zeit, nur auf sich selbst zu schauen. Wir brauchen Optimismus und Solidarität in unserer Gesellschaft“, sagte Ehrenpräsident Uli Hoeneß.

IOC-Mitarbeiter zweifelt an Olympia 2021 in Tokio

John Coates, Leiter der Koordinationskommission des Internationalen Olympischen Komitees, hat Zweifel an einer Austragung der Sommerspiele 2021 in Tokio. Die wegen der Coronakrise um ein Jahr verschobenen Spiele sähen sich „echten Problemen“ ausgesetzt, so Coates in einer vom australischen Medienkonzern "News Corp" organisierten Presserunde. Laut Coates könne auch die Herstellung eines Impfstoffes Olympia eventuell nicht retten.

„Wir können nicht noch einmal verschieben, und wir müssen davon ausgehen, dass es keinen Impfstoff oder nicht genug davon geben wird, um ihn auf der ganzen Welt zu verteilen“, sagte Coates. IOC-Präsident Thomas Bach unterstützt derweil die Haltung der lokalen Organisatoren, die Spiele von Tokio gänzlich abzusagen, falls der Termin im kommenden Jahr (24. Juli bis 9. August) nicht zu halten sei.

Bereits Ende April hatte Tokios OK-Chef Yoshiro Mori nach einem Gespräch mit dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe erklärt, dass eine Austragung im Sommer 2021 die einzige Option und eine weitere Verschiebung nicht möglich sei, sofern das Coronavirus weiter eine Gefahr darstelle. Coates will indessen, falls das Virus bis Oktober unter Kontrolle gebracht ist, „verschiedene Szenarien, in denen der Sport stattfinden kann“, vorbereiten.

Die Problematik ist vielfältig. „Stellen wir das Olympische Dorf unter Quarantäne? Müssen alle Athleten in Quarantäne? Beschränken wir die Zuschauerzahl? Trennen wir die Sportler von der Mixed Zone, wo sich die Medien aufhalten?“, fragte Coates. Gegen Olympische Geisterspiele komplett ohne Zuschauer hatte sich Bach zuvor im Interview mit der BBC ausgesprochen. „Der Olympische Geist beruht auch darauf, die Fans zu vereinen“, hatte der IOC-Präsident gesagt.

Völler hofft auf Ende der Geisterspiele in diesem Jahr

Bayer Leverkusens Sportchef Rudi Völler wünscht sich, dass die kommende Saison der Fußball-Bundesliga wieder vor Publikum gespielt wird. „Ich hoffe wie viele andere - auch wenn es jetzt noch ein bisschen zu früh ist -, dass vielleicht in der kommenden Saison ein paar Zuschauer erlaubt werden“, sagte der Bayer-Geschäftsführer Sport am Freitag im „Morgenmagazin“ des "ZDF". Vielleicht gebe es dann aber noch nicht voll gefüllte Stadien, räumte er ein. Alles sei abhängig davon, wie sich die Auswirkungen des Coronavirus entwickelten.

Bayer Leverkusen hatte am vergangenen Montag sein erstes Geisterspiel in der Bundesliga mit 4:1 bei Werder Bremen gewonnen und darf sich nun gute Chancen auf das Erreichen der Champions League ausrechnen. Nächster Gegner ist an diesem Sonnabend ebenfalls auswärts vor leeren Rängen Borussia Mönchengladbach.

Auf die Frage, was er von den Profis während der Corona-Pandemie in der Zeit zwischen den Spielen erwarte, sagte Völler: „Einfach eine vernünftige Grunddisziplin.“ Die Spieler müssten bereit sein, „Verzicht zu üben.“ Sie sollten stets auf Abstand achten und Schutzmasken aufziehen, wie es vorgeschrieben sei.

DFL-Chef Seifert lobt "intelligente Fans"

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert hat die organisierten Fußball-Anhänger für ihr Verhalten am ersten Spieltag der Bundesligen nach der Corona-Pause gelobt. „Wir sind mit einigen Fanorganisationen im Dialog, und mir war völlig klar, dass die aktive Fanszene viel zu intelligent ist, um ihren Kritikern den Gefallen zu tun, vor den Stadien aufzumarschieren“, sagte der Chef der Deutschen Fußball Liga der „Süddeutschen Zeitung“ und ergänzte:„Die Fans haben sich verhalten, wie man sich in diesen Zeiten verhalten muss.“

Rund um die Partien ohne Zuschauer am vergangenen Wochenende war es zu keinen Ausschreitungen oder Aufmärschen von Fans an den Stadien gekommen. Unter anderem die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Nordrhein-Westfalen hatte unerlaubte Ansammlungen befürchtet. „Ich hatte keinerlei Zweifel daran, dass sich die Fans überall vorbildlich verhalten würden“, sagte der 51 Jahre alte Seifert. Man könne gemeinsam „ein bisschen stolz“ sein: „Dass sich trotz aller Differenzen das Gesamtsystem Profifußball auf ein gemeinsames Verständnis geeinigt hat.“

Luis Enrique: "Geisterspiele sind wie Tanz mit eigener Schwester"

Der spanische Nationaltrainer Luis Enrique sieht Geisterspiele im Fußball äußerst kritisch. „Das ist trauriger als mit deiner eigenen Schwester zu tanzen“, sagte der 50-Jährige dem spanischen Sender "Colgados del Aro": „Es ist nicht schön. Ich habe deutschen Fußball gesehen und es ist bedauerlich. Wir hören die Beleidigungen, wir verlieren in wichtigen Momenten die Intimität.“

Dennoch könne er die Fortsetzung des Spielbetriebs in der Bundesliga ohne Zuschauer verstehen. „Es ist ein Geschäft, bei dem sehr viel Geld generiert wird. Und auch wenn wir weit davon entfernt sind, die Show wieder mit Menschen auf der Tribüne stattfinden zu lassen, hilft es den Menschen, ihre Beschränkungen zu verkraften. Wieder Fußball oder Basketball zu sehen, ist einfach interessant“, sagte Enrique weiter.

Dresden will mit "Wut im Bauch" den Klassenerhalt schaffen

Trainer Markus Kauczinski setzt angesichts der nahezu aussichtslos erscheinenden Mission „Klassenerhalt“ des Fußball-Zweitligisten Dynamo Dresden auf den „Jetzt-erst-recht“-Effekt. „Man hat Wut im Bauch, man fühlt sich ungerecht behandelt. Ich habe mit dem ein oder anderen telefoniert und spüre, dass man aufstehen will, dass man sich wehren will, dass man sich zu Unrecht verurteilt fühlt. Ich glaube schon, dass das Kraft und eine besondere Motivation geben wird“, sagte der 50-Jährige bei einem Videocall mit Journalisten am Freitag.

Dresden steigt am Sonnabend nach einer zweiwöchigen Quarantäne wegen zweier positiver Tests wieder ins Training ein, auch wenn eine fünfte Testreihe ergab, dass sich eine weitere Person im Mannschaftskreis mit dem Virus angesteckt hat. Während die Ligakonkurrenten am Wochenende bereits ihr zweites Spiel nach der Coronapause absolvieren, muss Dynamo nach einer Woche Mannschaftstraining neun Spiele in 29 Tagen bestreiten.

Der ehemalige St.-Pauli-Coach Markus Kauczinski klagt über die ungerechte Behandlung von Dynamo Dresden.
Der ehemalige St.-Pauli-Coach Markus Kauczinski klagt über die ungerechte Behandlung von Dynamo Dresden. © dpa | dpa

„Das ist ein schöner Ritt, das wird richtig heftig“, sagte Kauczinski: „Für uns gilt aber, nicht in eine Opferrolle zu fallen. Wir wollen darum kämpfen.“ Der Trainer gab aber zu, dass ihn und den Spielern die viele Rückschläge psychisch belasten würden: „Mittlerweile stumpft man ein bisschen ab und nimmt Dinge einfach hin, auch wenn mir das nicht unbedingt gefällt.“ Aber man habe „irgendwie das Gefühl der Machtlosigkeit und vielleicht auch ein bisschen der Hilflosigkeit“, so Kauczinski.

Der Dynamo-Coach rechnet damit, dass am Sonnabend alle Profis zum Training erscheinen, auch wenn es bei einigen Bedenken gebe. „Wir haben junge Väter und Spieler, die bald Väter werden. Dass die natürlich Bedenken haben, dass sie mit jemandem trainieren, der infiziert sein könnte, aber keine Symptome hat und nicht positiv getestet wurde, ist das Normalste von der Welt“, sagte Kauczinski.

Rödl bekommt wegen Olympia-Verschiebung neuen Vertrag

Henrik Rödl bleibt bis mindestens 2021 Bundestrainer der deutschen Basketballer. „Im Zuge der Verschiebung der Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio um ein Jahr (...) und der damit verbundenen Verschiebung der Olympia-Qualifikation wurde der Vertrag bis zum Ende der Olympischen Spiele 2021 verlängert“, teilte der Deutsche Basketball Bund (DBB) am Freitag offiziell mit.

Laut DBB-Vizepräsident Armin Andres sei diese Maßnahme „selbstverständlich. Wir möchten die respektvolle und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Henrik gerne fortsetzen.“ Zudem wurden auch die Verträge der Nachwuchsbundestrainer Patrick Femerling (U18 männlich) und Fabian Villmeter (U16 weiblich) bis 2022 verlängert.

Krisenclub Werder Bremen beantragt Staatshilfe

Werder Bremen steht kurz vor der Aufnahme eines Kredits bei der staatlichen KfW-Bank. Die Hanseaten wollen damit finanzielle Engpässe durch die Coronakrise überwinden. Ein Sprecher des Vereins bestätigte gegenüber dem "Spiegel", dass hierzu abschließenden Gespräche stattfänden.

Es geht für die auch sportlich angeschlagenen Bremer konkret um Kredite, die von der Förderbank im Rahmen des Corona-Hilfspakets für Unternehmen angeboten werden, die aufgrund der Krise in Schwierigkeiten geraten sind. Der Kredit soll nebst Zinsen innerhalb von sechs Jahren zurückgezahlt werden.

Nach Informationen des "Spiegel" ist Werder nicht der einzige Bundesligaklub, der über Staatskredite nachdenkt. Auch die Geschäftsführung von Borussia Dortmund hat demnach entsprechende Pläne erörtert und sich unter bestimmten Voraussetzungen grünes Licht geben lassen, einen Kredit in Höhe von bis zu 60 Millionen Euro bei der KfW zu beantragen.

Öffentlich hat Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke Staatshilfen für die Rettung von Bundesligaklubs abgelehnt. Auf Nachfrage erklärte ein Sprecher des Vereins: Es gehöre zu einem vorausschauenden Krisenmanagement, sich mit allen Szenarien zu beschäftigen, die Sache sei jedoch „gegenwärtig ohne aktuelle Relevanz“.

VfB Lübeck schafft Corona-Aufstieg in die Dritte Liga

Das Präsidium des Norddeutschen Fußball-Verbandes hat sich einstimmig für einen Saisonabbruch in der Regionalliga Nord und auch für einen Drittliga-Aufstieg des VfB Lübeck ausgesprochen. Das teilte der NFV am Freitagnachmittag nach einer Videokonferenz seiner Präsidiumsmitglieder mit. Eine Entscheidung wird erst bei einem Außerordentlichen Verbandstag des NFV Ende Juni fallen.

In zwei von drei Kernpunkten schloss sich das NFV-Präsidium der Mehrheitsmeinung der 18 Regionalliga-Clubs an: Die Saison soll wegen der Corona-Pandemie nicht fortgesetzt werden, Absteiger soll es nicht geben. Während sich die Vereine aber für eine Aufstiegsrelegation zwischen den beiden Topclubs VfB Lübeck und VfL Wolfsburg II aussprachen, ist die Verbandsspitze dafür, Tabellenführer Lübeck zum Aufsteiger zu erklären. „Der VfB Lübeck ist in allen Konstellationen der Tabelle an der Spitze, daher das klare Votum für den Aufstieg des VfB Lübeck“, sagte NFV-Präsident Günter Distelrath. Nach 25 von 34 Spieltagen haben die Schleswig-Holsteiner fünf Punkte Vorsprung auf den VfL. Die „Wölfe“ haben allerdings ein Spiel weniger bestritten.

In der nächsten Saison soll die Regionalliga Nord nach dem Willen des NFV-Präsidiums von 18 auf 22 Clubs aufgestockt werden. Die sonst übliche Aufstiegsrunde soll entfallen. Stattdessen ist ein direkter Aufstieg der Oberliga-Meister aus Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein sowie zweier Clubs aus Niedersachsen geplant. Wann und wie genau eine vergrößerte Regionalliga ausgespielt werden kann, will der Spielausschuss des Norddeutschen Fußball-Verbandes in der nächsten Woche beraten.