Hamburg.

Im zweistöckigen Vereinsheim des Hamburger Schachklubs (HSK) an der Eilbeker Schellingstraße 41 rührt sich seit zwei Monaten keine Figur. Die Bretter sind aufgebaut, die Spieler fehlen. Zehn Quadratmeter Platz für jeden fordert die Gesundheitsbehörde, eine Art Fernschach, für analoge Wettkämpfe ungeeignet. Die sind bis auf Weiteres abgesagt, die Bundesliga rochierte nach acht von 15 Spieltagen in die Corona-Pause, der HSK darf als Fünfter weiter von der besten Platzierung seit Jahren träumen. Die Saison, ebenfalls alle unteren Hamburger Klassen, soll wahrscheinlich von Januar 2021 an zu Ende gezogen werden, die nächste Spielzeit fiele damit ersatzlos aus. Einziger Trost für den Traditionsverein: In diesem Jahr spart er in der Bundesliga rund 20.000 Euro an Antrittshonoraren und Reisekosten. Die hätten wieder über Spenden aufgebracht werden müssen.

Schach, das ist im Moment der Vorteil, lässt sich ohne großen Aufwand auch digital spielen. Vor zwei Monaten wurde im Internet die Quarantäne-Welt-Bundesliga gegründet, rund 4000 Spieler sitzen inzwischen in 30 Ligen virtuell am Brett. 250 HSK-Mitglieder und deren Freunde sind Woche für Woche in verschiedenen Teams aktiv, in denen Großmeister, Talente und Anfänger zusammenspielen und dabei chatten können. Auf dem Programm stehen donnerstags und sonntags – auf dem kostenlosen Server lichess.org – Blitzpartien mit drei Minuten Gesamtbedenkzeit und unterschiedlichen Zeitzuschlägen pro Zug.

Mit aktuell 673 Mitgliedern ist der HSK von 1830 der größte Schachclub der Welt. Wie alle anderen Sportvereine leidet er derzeit unter fehlenden Eintritten (bei zuletzt 30 Austritten) und ausgefallenen Kursgebühren für seine florierende Schachschule. Die angestellten Übungsleiter sind auf Kurzarbeit, der HSK stockt ihre Gehälter auf. Online hat der Club inzwischen sein Angebot umfangreich erweitert. 15 Trainer bieten regelmäßige Kurse an, auch Einzeltraining, die Schulschachgruppen, ein Markenzeichen des Vereins, werden weiter unterrichtet. Der international bekannte HSK-Trainer Georgios Souleidis (47) ist zudem mit seinen Lernvideos bei YouTube erfolgreich, „dennoch freuen wir uns alle, wenn wir uns wieder am Brett gegenübersitzen dürfen“, sagt der Ehrenvorsitzende Christian Zickelbein (82).