Berlin. Der Vertrag des viermaligen Weltmeisters wird nicht verlängert. Gibt es 2021 in der Formel 1 keinen deutschen Fahrer mehr?

Der viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel verlässt das Ferrari-Team nach Ablauf seines Vertrags am Ende dieses Jahres. "Das Team und ich haben gemerkt, dass es nicht mehr den gemeinsamen Wunsch gab, über das Ende dieser Saison zusammenzubleiben", sagte Vettel in einer Ferrari-Presseerklärung. Es sei die beste Entscheidung für beide Seiten, betonte Teamchef Mattia Binotto.

Vettel war zur Saison 2015 von Red Bull zu Ferrari gewechselt, hatte sich den Wunsch nach weiteren WM-Triumphen jedoch nicht erfüllen können. Die Zukunft des mittlerweile 32 Jahre alten Heppenheimers ist offen, auch ein Karriere-Ende in der Formel 1 scheint möglich.

In der Nacht zum Dienstag hatten die "Bild" sowie die Fachportale "Auto, Motor und Sport" und "Motorsport-Total.com" über die bevorstehende Trennung berichtet. Zuletzt hatte es Spekulationen darüber gegeben, dass sich Vettels Vertragsgespräche mit Ferrari schwierig gestalten würden. Dem Vernehmen nach hatte das Team dem früheren Champion zunächst nur noch einen Einjahresvertrag mit deutlich reduzierten Bezügen angeboten.

Sainz könnte Vettel bei Ferrari folgen

Die vergangene Saison war enttäuschend für Vettel verlaufen. Er belegte in der WM nur den fünften Platz, sein aufstrebender Stallrivale Charles Leclerc (22) landete vor ihm. Mit dem Monegassen geriet der Deutsche auf der Strecke mehrfach aneinander. Als Ferrari Weihnachten 2019 Leclerc einen bis Ende 2024 gültigen Vertrag gab, war dies ein klares Signal für die Zukunft. Als Kandidat für eine Vettel-Nachfolge wird seit Längerem schon der spanische McLaren-Pilot Carlos Sainz (25) gehandelt.

Vettel hatte zuletzt in einer Videokonferenz gesagt, dass es keine Frist für eine Entscheidung im Vertragspoker gebe. "Wie auch immer der Deal aussehen wird, das Team und ich werden uns damit wohl fühlen müssen", hatte er gesagt. Binotto hatte mehrfach beteuert, gern weiter mit Vettel zusammenarbeiten zu wollen, und dessen Qualitäten gelobt.

Erfolge mit Ferrari blieben aus

Doch die ersehnten Titel wie einst sein Vorbild Michael Schumacher konnte Vettel der Scuderia nicht liefern. Im Red Bull hatte Vettel von 2010 bis 2013 die Formel 1 dominiert und sich viermal in Serie zum Champion gekrönt. Seither aber beherrscht Mercedes die Rennserie. Silberpfeil-Superstar Lewis Hamilton (35) gewann im Vorjahr seinen sechsten Titel und könnte in dieser Saison Schumachers Rekord einstellen.

Allerdings ist ungewiss, ob die Formel 1 in diesem Jahr überhaupt noch einmal fährt und Vettel ein Abschiedsrennen bekommt. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie wurden bislang alle Rennen entweder verschoben oder abgesagt. Derzeit ist der Start der Saison für den 5. Juli mit einem Rennen ohne Zuschauer in Österreich anvisiert.

Stallrivale Leclerc würdigt Vettel

Leclerc hat seinen scheidenden Ferrari-Stallrivalen gewürdigt. „Ich habe noch nie so viel gelernt wie mit dir als meinem Teamkollegen“, schrieb der 22 Jahre alte Monegasse am Dienstag bei Twitter. „Es war eine große Ehre für mich, dein Teamkollege zu sein.“

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„Wir hatten einige angespannte Momente auf der Strecke. Einige sehr gute und andere, die nicht so endeten, wie wir es beide wollten. Aber es gab immer Respekt, auch wenn es von außen nicht so wahrgenommen wurde“, schrieb Leclerc. Der Youngster kam erst im vergangenen Jahr zu Ferrari und überflügelte Vettel sportlich.

Auf der Strecke gab es harte Duelle – Unfälle und Streit um den Status der internen Nummer eins inklusive. Leclerc postete nun auch zwei gemeinsame Fotos, eines vom Sieg des Deutschen im Vorjahr in Singapur und schrieb: „Danke für alles, Seb.“ Der Erfolg auf dem Stadtkurs in Asien war Vettels einziger Triumph im vergangenen Jahr.

2021 kein deutscher Fahrer in der Formel 1?

Sollte der Hesse aufhören und auch Michael Schumachers Sohn Mick (21) nicht von der Formel 2 in die Motorsport-Königklasse aufsteigen, könnte die Autonation Deutschland im kommenden Jahr erstmals seit 1990 nicht mehr mit einem Stammpiloten vertreten sein. Vor zehn Jahren waren phasenweise sieben deutsche Fahrer in der Formel 1 unterwegs. Seitdem ging der Trend abwärts.

McLaren wollte sich zu Spekulationen über eine mögliche Verpflichtung Vettels zur neuen Saison nicht äußern. Dies teilte der englische Traditionsrennstall am Dienstag auf Nachfrage mit. Teamchef Andreas Seidl und Vettel schätzen sich seit der gemeinsamen Zeit bei BMW-Sauber. Vettel hatte 2007 in den USA sein Formel-1-Debüt im BMW gefeiert.