Frankfurt/Main. Der Chef der Taskforce der Deutschen Fußball Liga erstellte für die Clubs ein 41 Seiten langes Coronakonzept.

Auf den Tag genau kann Tim Meyer gar nicht mehr sagen, wann er das erste Mal vom neuartigen Coronavirus erfuhr. „Wenn ich mich recht erinnere, habe ich kurz vor dem Jahreswechsel im Urlaub das erste Mal davon gehört. Aber zunächst schien unklar, ob eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung möglich ist. Für mich war das zunächst nur eine Infektionsmeldung, wie man sie gelegentlich hört.“ Die Aussage tätigte der Professor der Sport- und Präventivmedizin an der Universität des Saarlandes am 1. März, als der Erreger begann, sich auch in Deutschland zu verbreiten. In jener Phase stimmte sich die Medizinische Kommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) darüber ab, welche Auslandsreisen den DFB-Mitarbeitern oder Auswahlmannschaften gestattet werden können.

Als letztes Team jettete – nach Meyers Einverständnis – die deutsche Frauen-Nationalmannschaft zum Algarve Cup an die portugiesische Atlantikküste. Covid-19 war in jener Region noch nicht angenommen, aber das Endspiel gegen Italien wurde trotzdem kurzerhand abgeblasen.

Unermüdlich im Kampf gegen das Coronavirus

Inzwischen macht auch Meyer nichts anderes mehr, als das tückische Virus zu bekämpfen: Am 31. März ernannte ihn die Deutsche Fußball Liga (DFL) zum Leiter jener Taskforce Sportmedizin und Sonderspielbetrieb, die die Rahmenbedingungen für eine „medizinisch vertretbare Fortführung des Spiel- und Trainingsbetriebs“ erarbeitet, wie es heißt. Der 52-Jährige ist also der wichtigste Mediziner für den deutschen Profifußball.

Über seine inhaltliche Arbeit äußert er sich allerdings nicht. Und obwohl sich der langjährige Arzt der deutschen Nationalmannschaft auch bei seinen Mitstreitern, Prof. Barbara Gärtner (Fachärztin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie), Dr. Werner Krutsch (Fifa Medical Centre) und Dr. Markus Braun (Mannschaftsarzt Borussia Dortmund und Sprecher der Mannschaftsärzte), auf verschwiegene Verbündete verlassen kann, gelangte ihr 41 Seiten umfassendes Dokument („Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb im Profifußball“ gestern an den „Spiegel“.

Wichtigkeit der Handhygiene

Nun denn. Meyer selbst galt in seiner Nienburger Heimat als passabler Amateurkicker, auch wenn ihm nie die Tür zur Profikarriere offen stand. Seit 2001 gehört er dem Ärzteteam der DFB-Auswahl an. Er hat als junger Arzt miterlebt, wie es im deutschen Fußball unter Teamchef Rudi Völler kräftig rumpelte, ehe Revolutionär Jürgen Klinsmann vieles veränderte – auch in seinem Arbeitsbereich.

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Dass Meyer immer noch eine leitende Position besetzt und von Bundestrainer Joachim Löw als Vertrauensperson geschätzt wird, spricht für ihn. Auf die Wichtigkeit der Handhygiene wies er schon hin, als Philipp Lahm und Co. zur WM 2014 das Campo Bahia bezogen. „In Brasilien ist die Infektionssituation eine andere als in Deutschland, weil der Körper mit neuen Erregern in Berührung kommt. Wir haben Desinfektionsmittel verteilt, um ein sichtbares Zeichen zu setzen“, erinnert sich Meyer.

Mundschutz auch für Kameraleute und Balljungen?

Diesmal werden die Sicherheitsmaßnahmen drastischer sein, wenn die Bedingungen für die Geisterspiele am Donnerstag auf der nächsten virtuellen DFL-Mitgliederversammlung besprochen werden. Dass vielleicht auch Kameraleute und Balljungen Mundschutz tragen sollen, wäre keine Überraschung.

Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

  • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum und halten Sie Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Personen
  • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
  • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
  • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
  • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden

Man will ein System präsentieren, das auf die nötige politische und gesellschaftliche Akzeptanz trifft – und auch medizinisch natürlich möglichst wasserdicht ist. Meyer scheint nicht nur wegen seiner Erfahrungswerte die Idealbesetzung auf einer Schlüsselfunktion. Ob es deswegen funktioniert, die Saison in einer Art virenfreien Sonderzone zu Ende zu bringen, ist trotzdem nicht sicher.