Hamburg/Buxtehude. Der Handball-Bundesligaclub erfährt in der Coronakrise viel Solidarität. Doch zwei Entwicklungen machen Sorge.

Viel wird den Handballerinnen des Buxtehuder SV von dieser Bundesligasaison wohl nicht bleiben. Als die Spielzeit Mitte März wegen der Coronavirus-Pandemie beendet wurde, stand die Mannschaft von Trainer Dirk Leun mit 18 Punkten aus 17 Spielen als Tabellensiebter jenseits von Gut und Böse, im DHB- und Europapokal war sie bereits ausgeschieden. Und jetzt werden auch noch die letzten Erinnerungsstücke geopfert.

Seit Ostermontag können Fans die Trikots ihrer Lieblinge ersteigern. Mit der Aktion "BSV-Spielerinnen geben ihr 'letztes Hemd'" will die Mannschaft einen Beitrag dazu leisten, dass der Club die Einnahmeverluste von vier ausgefallenen Heimspielen kompensieren kann. Interessenten können ihr Gebot per E-Mail abgeben. Die Zwischenstände der Versteigerung werden zweimal am Tag auf der Homepage veröffentlicht.

Jeder Euro ist willkommen. "Die Situation ist schwierig", sagt Geschäftsführer Peter Prior, "wir wissen gar nicht, was die Zukunft bringt." Trainer und Spielerinnen sind bereits in Kurzarbeit. Im Juli soll eigentlich wieder trainiert, Anfang September wieder gespielt werden. Ob die Termine zu halten sind – wer weiß das schon?

BSV-Handballerinnen wegen Corona in Kurzarbeit

Für Leun und seine Spielerinnen wäre schon viel an Lebensqualität gewonnen, könnten sie zumindest in Kleingruppen gelegentlich wieder zusammen trainieren, wie es die Fußballprofis derzeit tun. Eine entsprechende Ausnahmegenehmigung hat der BSV beantragt. Das Niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport lässt dies grundsätzlich zu, an den Auflagen wird noch gearbeitet. "Aber bei uns drängt die Zeit ja nicht", sagt Prior.

In dieser Saison gibt es für die einzige erstklassige Mannschaft des Hamburger Handballverbands ohnehin nichts mehr zu gewinnen. Dass sich die Frauen-Bundesliga anders als die der Männer frühzeitig zum Abbruch durchgerungen hat, hält Prior für richtig: "Geisterspiele wären in unserem Fall ja absurd." Einnahmen aus der TV-Vermarktung gibt es nicht, die Clubs leben vor allem von Ticketverkauf und Sponsoring.

Und hier hat der BSV in der Krise viel Solidarität erfahren, wie der Manager berichtet. Mehr als die Hälfte der Dauerkartenkunden habe bereits auf eine Erstattung für die ausgefallenen Heimspiele verzichtet. Viele Fans hätten zudem von dem Angebot Gebrauch gemacht, einen Ticketgutschein "für bessere Zeiten" zu erwerben, ohne zu wissen, wann die kommen. Auch die Sponsoren hätten positiv reagiert. Alles in allem werde man wohl mit einem blauen Auge durch das Geschäftsjahr kommen, sagt Prior.

Trainingslager in Dänemark gestrichen

Mehr Sorgen als die Gegenwart macht ihm die Zukunft des zweimaligen DHB-Pokal-Siegers: "Die nächste Saison wird wahrscheinlich viel schwieriger." Da sei nicht nur die Ungewissheit, ob und vor wie vielen Zuschauern wieder gespielt werden kann. Viele Sponsoren hätten zudem durch die aktuellen Einschränkungen Schaden genommen und könnten bei ihren Engagements den Rotstift ansetzen.

Auch der Buxtehuder SV muss sparen. "Alles wird auf den Prüfstand gestellt", sagt Prior. Das traditionelle Sommertrainingslager in Dänemark hat Prior vorsorglich storniert, schon weil nicht einmal klar ist, ob es stattfinden könnte.

Wenigstens um die Kaderplanung muss sich der Manager keine Gedanken machen, sie war bereits vor der Pandemie abgeschlossen. Mannschaftskapitänin Christina Haurum (31) wird nächste Saison nicht mehr dabei sein, für die Dänin ist nach der Saison wie auch für Friederike Gubernatis (32) Schluss mit Leistungssport. Von den Fans wird sich Haurum vorerst nicht verabschieden können. Wer sich ihr letztes Buxtehuder Hemd sichern möchte, kann noch bis Sonntagabend mitbieten. Aktuelles Höchstgebot am Mittwoch: 500 Euro.