Hamburg. Am Donnerstag wird über die Fortführung der Feldsaison in den Bundesligen entschieden. Welche Szenarien möglich sind.

„Wenn man mir im November angeboten hätte, dass die Olympischen Spiele erst 2021 sind, hätte ich sofort eingeschlagen“, sagt Kais al Saadi. Im Spätherbst 2019 hatte der Hamburger den Bundestrainerjob für die deutschen Hockeyherren übernommen. Eine Expressvorbereitung stand auf dem Plan – kein Jahr bis Tokio, wo die Spiele am 24. Juli 2020 beginnen sollten. Aber nun? „Jetzt bedaure ich die Verschiebung, alle haben super mitgezogen, wir waren auf einem sehr guten Weg“, sagt der 43-Jährige. Seit dem 24. März ist das Makulatur, Olympia wurde verschoben, Athleten und Trainer konnten ihre sportlichen und Lebensplanungen in die Tonne treten. „Wir haben mit der Verschiebung gerechnet, trotzdem mussten wir das erst einmal verdauen“, sagt al Saadi.

Wie es weitergeht, wird man möglicherweise am Donnerstag wissen. Dann diskutieren die Spitze des Deutschen Hockey-Bunds (DHB) und der Führungszirkel der Bundesliga-Vereinsvertreterversammlung (BLVV) über die Fortführung der Feldsaison 2019/20. Aktueller Stand ist, dass frühestens am Wochenende 9./10. Mai gespielt werden kann. Die möglichen Szenarien reichen von Saisonabbruch bis Fortsetzung im regulären Modus mit Play-offs und Final-Four-Endrunde. Sollte die Saison abgebrochen werden, würde mit den Vereinen über die dann notwendigen Regelungen wie Europapokalqualifikation und Abstieg entschieden.

Geregelter Spielbetrieb ist für die Nationalspieler wichtig

Für die Nationalspieler wäre ein geregelter Spielbetrieb immens wichtig, Voraussetzung für eine sinnvolle Olympiavorbereitung ist aber der Wiedereinstieg in einen geregelten Trainings­ablauf. „Die Sportler sind jetzt alle zu Hause, das Training ist komplett umgestellt“, sagt Bundestrainer al Saadi, der seine Spieler überwiegend bei Videokonferenzen sieht und regelmäßig mit ihnen telefoniert: „Die Jungs sind wahnsinnig erwachsen und nicht panisch mit der Situation umgegangen“, sagt er.

Mannschaftskapitän Tobias Hauke steht ebenfalls in sehr engem Kontakt mit seinen 26 Mitspielern aus dem aktuellen Olympiakader. Für den 32-Jährigen vom Harvestehuder THC hat sich praktisch die gesamte Lebensplanung geändert. Tokio 2020 sollte in diesem Sommer krönender Abschluss seiner internationalen Karriere sein, die ihm unter anderem olympische Goldmedaillen 2008 und 2012 beschert hatte. Und nun?

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„Meine Planung war ziemlich detailliert, auch die Abstimmung mit meiner Frau und meinem Job im familieneigenen Unternehmen“, sagt er, „jetzt müssen wir in aller Ruhe die neue Situation besprechen, das geht nicht so einfach am Frühstückstisch.“