Hamburg. Dachverband arbeitet intensiv an einem neuen Rennkalender. Derzeit sind noch 75 Pferde für das Derby startberechtigt.

Auf den 28. Juni hatte sich Ilona Vollmers besonders gefreut. An jenem Sonntag sollte das 151. Derbymeeting auf der Horner Rennbahn beginnen, das am 5. Juli mit dem Kampf ums „Blaue Band“ seinen Höhepunkt haben sollte. Inzwischen ist bei der Schatzmeisterin des Hamburger Rennclubs (HRC) die Vorfreude auf Deutschlands wichtigste Galoppveranstaltung verflogen. „Ich sehe derzeit nicht, dass wir Ende Juni, Anfang Juli das Derbymeeting stattfinden lassen können“, gesteht Vollmers. Sollte es überhaupt eine Veranstaltung geben, würde es auf ein deutlich verkürztes Meeting hinauslaufen.

Derzeit arbeitet der Deutsche Galopp e. V. intensiv an einem neuen Rennkalender. Der Dachverband hofft, vom 1. Mai an Rennen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden lassen zu können. Sofern es die Regierungen zulassen, könnten so bis Mitte Juni rund 20 Veranstaltungen in Deutschland durchgeführt werden, was auch im Hinblick auf Horn wichtig wäre. Derzeit sind noch 75 Pferde für das Derby startberechtigt. Für die Verantwortlichen des HRC steht aber bereits fest: „Ein Geister-Derby ist für uns nicht zu finanzieren. Ohne Publikum kann und wird Horn nicht stattfinden“, sagt Vollmers.

Massiver wirtschaftlicher Schaden

Neben ausbleibenden Zuschauereinnahmen würden vor allem fehlende Wettumsätze vor Ort einen massiven wirtschaftlichen Schaden anrichten. Nach Abendblatt-Informationen beliefe sich das geschätzte Minus auf rund eine halbe Million Euro. Zwar können im Internet Wetten auf ein „Geisterderby“ abgeschlossen werden, aber allein das würde die Wettumsätze nicht retten. Zudem ist derzeit nicht klar, ob das Derbymeeting nach Frankreich übertragen werden kann. Die Lizenzgebühr ist ein wichtiger Einnahmeposten für den HRC, Frankreich ein extrem wichtiger Markt. „Es gibt diesbezüglich noch keine klaren Aussagen aus Frankreich, das von der Pandemie ja noch schlimmer betroffen sind als wir“, sagt Vollmers.

Auch die Sponsorenakquise gestaltet sich schwierig. Die Signale der vorhandenen Partner und Spender sind positiv, doch neue Geldgeber zu finden, gleicht einer Herkulesaufgabe. „Bei einem Derbymeeting ohne Zuschauer ist Werbung eine Nullnummer für die Unternehmen, weil auf der Rennbahn niemand ist, der diese Werbung sehen kann“, sagt Vollmers. Wegen der finanziellen Situation müsste der Dachverband bei den Rennpreisen einspringen. „Allein bekommen wir es nicht hin“, sagt Vollmers. Welche Konsequenzen die Coronakrise für die Planungen einer Doppelrennbahn hat, ist momentan erst recht nicht abzusehen.