Mit Videos überbrückt Robby Hunke die Corona-Pause der Bundesliga – und kommentiert sogar seine Freundin beim Yoga.

Robby Hunke marschiert zielgerichtet auf den Kühlschrank in seiner 90 Quadratmeter großen Wohnung in Köln-Nippes zu. „Grün scheint hier zu dominieren in der Anfangsphase", sagt der selbst ernannte Kommentator in Quarantäne unmittelbar nach dem Öffnen der Tür. Seine Stimme am Kühlschrank wird mit jedem Wort lauter. Dann wird er emotional. „Ist da Werder Bremen zu Gast mit drei sehr prominenten Flaschen im Sturm?" Jetzt ist Hunke im Eskalationsmodus: Die Gurke lobt er für ihre Erfahrung, während die Erdbeeren wegen ihrer roten Farbe einen Platzverweis kassieren.

Es sind Szenen wie diese, die aus Robby Hunke dank seiner Videos einen Star in den sozialen Netzwerken geformt haben. „Mich erreichen täglich mehr als 100 Anrufe. Danach gehe ich nicht mehr ran", sagt der 36 Jahre alte Sportkommentator ganz unaufgeregt im Gespräch mit dem Abendblatt.

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Kommentator in Quarantäne: Wie Robby Hunke auf die Idee kam

Normalerweise kommentiert Hunke Spiele der Fußball-Bundesliga für die ARD-"Sportschau", für den Schweizer Pay-TV-Sender Teleclub ist er zudem in der Champions League im Einsatz. Doch die Coronakrise hat auch für den vollbärtigen Hunke massive Auswirkungen. Denn ohne den rollenden Ball ist er momentan arbeitslos. Und so kam ihm die Idee, mit dem Blick aus seiner Wohnung eine normale Szene aus dem Kölner Straßenverkehr wie ein Fußballspiel zu kommentieren.

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„Ich bin hauptsächlich aus Langeweile darauf gekommen, da mein Hauptjob weggebrochen ist", sagt der Sportkommentator, dessen Kultstatus im Netz auf einem Zufall basiert. „Ich wollte mein erstes Video eigentlich einem Freund schicken. Dann sah ich, dass er sich bei WhatsApp abgemeldet hatte. Also postete ich den Clip bei Instagram." Es war der Beginn einer Erfolgsstory.

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Spätestens seit Satiriker Jan Böhmermann, Juso-Chef Kevin Kühnert und vor allem Mario Götzes Frau Ann-Kathrin das Video teilten, in dem Hunke „das mutige Eindringen" eines Fahrradfahrers „ohne Gegendruck" in die Hauptstraße vor seiner Wohnung kommentiert, ist der Hype um den Kommentator in Quarantäne nicht mehr aufzuhalten. „Mich hatten an einem Tag plötzlich 50 Personen angerufen, die alle über das Video mit mir sprechen wollten. Es war unglaublich", erinnert sich der 36-Jährige.

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Robby Hunke kommentiert Freundin beim Yoga

Wer verstehen will, warum Hunke in seinen Videos bei banalsten Situationen förmlich ausrastet, muss seinen persönlichen Hintergrund kennen. „Seit ich drei Jahre alt bin, kommentiere ich eigentlich alles, was in meinem Alltag passiert", sagt der Vater einer sechsjährigen Tochter. Seine Familie sei deshalb auch überhaupt nicht überrascht gewesen von den Videos. „Mein Vater hat sogar alte, digitalisierte Videos hervorgekramt, wie ich als Kleinkind das Ostereiersuchen kommentiere", sagt Hunke. Er macht mit seiner Art vor keiner Person halt. „Meine Freundin kommentiere ich häufiger beim Yoga."

Und nicht nur beim Yoga. Auch in der Küche hat er die Kochfähigkeiten seiner Lebensgefährtin, Fernsehjournalistin Natalie Amiri, schon lautstark vor laufender Handykamera analysiert. „Sie ist wortkarg, aber stark in ihren Aktionen", lautete schließlich Hunkes fast schon gebrülltes Fazit über das Umfüllen von Eiern in eine Pfanne.

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Hunke: Videos mit Hummels und Petric

Hunke scheint das richtige Rezept für die fußballfreie Zeit gefunden zu haben, um die leidenden Fans zu unterhalten. Beim Blick auf die Kommentare zu seinen Videos wird deutlich, wie beliebt seine Art des Kommentierens ist. Von anonymisierten Beleidigungen, die zum "Standard" in jeder Kommentarleiste in den sozialen Netzwerken geworden sind, fehlt jede Spur.

„Ich erhalte täglich um die 2000 Nachrichten bei Instagram. Das Besondere ist, dass diese ausschließlich positiv sind", sagt Hunke euphorisch und geht ins Detail. „Einer hat mir zum Beispiel geschrieben, dass ich das positive Rückgrat Deutschlands wäre. Das ist wirklich total schön, denn normalerweise müssen gerade wir Kommentatoren mit persönlichen Anfeindungen zurechtkommen. In der Regel ist bei Fußballspielen immer der Kommentator schuld, doch auf einmal wird man geliebt."

Auch bei einigen Bundesligaspielern kommen seine Videos "unglaublich gut an". Die deutschen Nationalspieler Ilkay Gündogan und Kevin Trapp sowie Mats Hummels, Claudio Pizarro, Ex-HSV-Profi Mladen Petric und Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus hat Hunke bereits in seine Videobeiträge miteinbezogen. „Ich sehe das so: Ich habe gerade eine Hauptrolle, aber nicht wegen mir als Person, sondern weil die Leute den Fußball vermissen", sagt der Sportkommentator.

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Wird Kommentator in Quarantäne vermarktet?

Überhaupt sollen seine Aktivitäten im Netz auch als Botschaft dienen. „Ich mache diese Videos auch, um darauf aufmerksam zu machen, dass eine gesamte Branche gerade arbeitslos ist", sagt Hunke. Darunter seien Tonassistenten oder Ordner in den Stadien, die deutlich weniger verdienen als Kommentatoren. „Die haben nun alle kein geregeltes Einkommen."

Da derzeit noch offen ist, wie lange die Bundesliga pausiert, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, könnten Hunkes Videos als neue Einnahmequelle dienen. Erste Angebote, seine Idee zu vermarkten, hat es bereits gegeben. „Ich erhalte täglich Anfragen, die ich kritisch sondiere, denn ich will authentisch bleiben. Es soll kein Drehbuch geschrieben werden, das würden die Menschen sofort merken."

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Am liebsten würde Hunke jedoch wieder Pflichtspiele in der Bundesliga kommentieren – zur Not auch ein Geisterspiel. „Wenn es dann irgendwann so weit ist, wird das erste Fußballspiel nach der Corona-Pause sicherlich sehr emotional", prognostiziert Hunke.

Bleibt die Frage, ob der Kommentator in Quarantäne mit der Fortsetzung des regulären Spielbetriebs Geschichte wäre? „Vermutlich", sagt Hunke. „Ich möchte aber nichts ausschließen." Die Fußballfans würden sich wohl kaum beschweren, wenn sowohl der Ball auf dem Rasen wieder rollt – und zugleich Robby Hunke mit seinen Videos weiterhin für Erheiterung sorgt.