Hamburg. Ammar Abduljabar schildert, wie er Abbruch des Londoner Qualifikationsturniers erlebte. Wie er sich fit halten möchte.

Als er am Dienstagmittag im Mietwagen saß, der ihn von Berlin nach Hamburg brachte, musste Ammar Abbas Abduljabar seine Gefühlswelt ordnen. Die Vorfreude, seine Eltern und Geschwister wiederzusehen, von denen er einen Monat getrennt war, überwog die Niedergeschlagenheit darüber, dass er unverrichteter Dinge aus London auf die Veddel zurückkehren musste. Am Montagabend war in der britischen Hauptstadt das Qualifikationsturnier der Boxer für die Olympischen Sommerspiele in Tokio (24. Juli bis 9. August) abgebrochen worden. 24 Stunden später hätte Schwergewichtler Abduljabar (24) gegen den Israeli Konstantin Pinschuk sein Achtelfinale bestreiten sollen.

„Natürlich ist es extrem bitter, dass mir die Chance genommen wurde, mich für meine ersten Spiele zu qualifizieren. Ich habe mehrere Monate für diesen Zeitpunkt trainiert und fühlte mich in sehr guter Form“, sagt der gebürtige Iraker, der seit 2010 in Hamburg lebt und seit vergangenem Jahr den deutschen Pass hat. „Aber ich kann verstehen, dass diese Maßnahmen notwendig sind, um das Coronavirus in den Griff zu bekommen.“ Dass das Turnier am Sonnabend überhaupt begonnen hatte; dass noch am Montagabend Kämpfe stattfanden, während fast die gesamte Sportwelt zum Stillstand gekommen war – das sei für die Boxerinnen und Boxer vor Ort kein sonderbares Gefühl gewesen.

Ob die Qualifikation nachgeholt wird, ist unklar

„In London war Corona fast kein Thema, es wurde sich in der Halle und im Hotel kaum darüber unterhalten. Wir waren alle voll auf unsere Kämpfe fixiert und hätten auch weitergeboxt“, sagt Ammar Abduljabar. Die Entscheidung für den Abbruch sei getroffen worden, da viele der rund 350 Teilnehmer sonst nicht mehr in ihre Heimatländer hätten zurückreisen können. Das deutsche Team erwischte mit Glück noch einen Flieger von London nach Berlin, in dem es dann fast alleine saß.

Coronavirus: So können Sie sich vor Ansteckung schützen

  • Niesen oder husten Sie am besten in ein Einwegtaschentuch, das Sie danach wegwerfen. Ist keins griffbereit, halten Sie die Armbeuge vor Mund und Nase. Danach: Händewaschen
  • Regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife waschen
  • Das Gesicht nicht mit den Händen berühren, weil die Erreger des Coronavirus über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen können
  • Ein bis zwei Meter Abstand zu Menschen halten, die Infektionssymptome zeigen
  • Schutzmasken und Desinfektionsmittel sind überflüssig – sie können sogar umgekehrt zu Nachlässigkeit in wichtigeren Bereichen führen

Wie es nun weitergeht, ob und wann die Qualifikation nachgeholt wird, ist völlig unklar. „Eigentlich hätten wir nach dem Turnier eine Pause gebraucht, um uns nach der harten Vorbereitung zu erholen. Nun werde ich weitertrainieren, um bereit zu sein, wenn es nötig ist“, sagt er. Wo er trainieren kann, weiß er allerdings auch noch nicht, die Verbandshalle am Braamkamp ist geschlossen. „Ich werde laufen gehen und zu Hause Krafttraining machen. Und abwarten, bis diese Krise beendet ist. Meinen Traum gebe ich nicht auf!“