Holstein Kiel in Quarantäne – Kommentar von Fabian Boll. Premier League pausiert noch länger. Ancelotti erhebt schwere Vorwürfe.

Das Coronavirus beherrscht auch weltweit den Sport: Nach der bereits beschlossenen Zwangspause und der anstehenden Krisensitzung schalten die Clubs im deutschen Profifußball zunächst auf Stand-by-Modus. Die weiteren Planungen werden nach der Mitgliederversammlung der DFL am Montag in Frankfurt mit Vertretern der 36 Bundesliga- und Zweitligaclubs konkretisiert. Dabei dürfte es vor allem um die finanziell prekäre Situation gehen. Die aktuelle Entwicklung zum Coronavirus im Sport in unserem Newsblog:

Holstein Kiel in Quarantäne – auch Fabian Boll

Weil der Innenverteidiger Stefan Thesker am Sonnabend positiv auf das Coronavirus getestet worden ist, muss die Mannschaft von Holstein Kiel in Quarantäne. Davon betroffen ist auch der Co-Trainer und frühere St.-Pauli-Profi Fabian Boll. Laut einer behördlichen Anordnung werden somit sämtliche Spieler des Tabellensiebten der Zweiten Liga und auch deren Angehörige für 14 Tage unter häusliche Quarantäne gestellt.

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Thesker gehörte seit dem zehnten Spieltag zur Stammformation der „Störche“ und stand auch beim bis dato letzten Spiel (1:1 gegen die SpVgg Greuther Fürth) für 90 Minuten auf dem Platz.

Coronavirus: WM 2020 erst im Dezember?

Nun wird offenbar auch die EM 2020 verlegt. Das Turnier vom 12. Juni bis 12. Juli steht offenbar vor einer Verlegung in den Dezember. Das berichtet der "Daily Telegraph". Demnach befasse sich die Uefa mit dieser Option, über die am Dienstag mit allen 55 Mitgliedsverbänden, den Vorständen der Europäischen Klubvereinigung ECA und der Vereinigung der europäischen Ligen sowie der Spielergewerkschaft FIFPro gesprochen werden soll.

Eine Verlegung in den kommenden Dezember wäre bereits ein Testlauf für die zwei Jahre später stattfindende WM in Katar, die ebenfalls in der Adventszeit ausgetragen werden soll. Eine Verschiebung der EM ob in den Winter oder in das Folgejahr erscheint sehr wahrscheinlich. Fast alle europäischen Ligen haben aufgrund der Corona-Pandemie ihren Spielbetrieb ausgesetzt.

Premier-League-Spiele werden länger ausgesetzt

Die Spiele der Premier League werden wegen des Coronavirus' möglicherweise länger ausfallen als geplant. Bislang ist ein Aussetzen der Fußballspiele bis zum 4. April vorgesehen. „Der Gedanke, dass wir bis dahin wieder spielen, ist lächerlich“, zitierte die britische Zeitung „The Independent“ eine geheime Quelle, die dem Nationalen Sicherheitsrat (Cobra) nahestehen soll. Es könnte dem Bericht zufolge zu einem „Fußball-Shutdown“ bis mindestens September kommen.

Auf den Cobra-Sitzungen beraten Regierungsmitglieder und andere Experten auch über die Bekämpfung des neuartigen Virus. Beim letzten Treffen räumten die Teilnehmer laut „Independent“ ein, dass die Situation und die Folgen für den Fußball unterschätzt worden seien.

FA-Präsident glaubt offenbar an Saisonabbruch

Diese Informationen decken sich mit den Vermutungen des Präsidenten des englischen Fußball-Verbandes FA, Greg Clarke. Dieser glaubt offenbar nicht an ein reguläres Ende der Premier-League-Saison. Clarke teilte diese Ansicht laut Medienberichten der Liga mit. Die Premier League hatte den Spielbetrieb am Freitag nach einer Krisensitzung ausgesetzt.

Derzeit führt der FC Liverpool mit Teammanager Jürgen Klopp die Liga deutlich an. Die Reds hätten schon am Montag im Stadtderby beim FC Everton die erste Meisterschaft seit 1990 klarmachen können. Nach mehreren prominenten Corona-Fällen hatte die Liga die Saison zunächst bis mindestens 3. April ausgesetzt.

DFB prüft Hilfsprogramm für Clubs

Im Zuge der zu erwartenden finanziellen Engpässe einiger Clubs durch die Zwangspause im Fußball prüft der DFB ein Hilfsprogramm zur Aufrechterhaltung der Liquidität für den Fall, dass der Spielbetrieb weiter ruhen muss und Verbände oder Clubs hierdurch in Liquiditätsengpässe geraten sollten.

Dies betrifft vor allem die Dritte Liga, die Frauen-Bundesliga und die Regional- und Landesverbände. „Vorbehaltlich der Zustimmung des DFB-Präsidiums würde das Unterstützungsprogramm die Möglichkeit von Darlehen vorsehen, um akute, durch die Coronakrise entstehende Liquiditätsprobleme zu überbrücken und Insolvenzen zu vermeiden“, teilte der DFB mit.

Der neue DFB-Präsident Fritz Keller muss die Interessen aller Vereine unter einen Hut kriegen.
Der neue DFB-Präsident Fritz Keller muss die Interessen aller Vereine unter einen Hut kriegen. © imago/Eibner

Der DFB wolle in dieser Krise im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten „seiner Verantwortung für den deutschen Fußball gerecht werden“, betonte DFB-Präsident Fritz Keller. Schatzmeister Stephan Osnabrügge ergänzte: „Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um unserem Vereinsfußball und Wettbewerben bestmöglich zu helfen.“ Ein frommer Wunsch, denn auch die finanziellen Möglichkeiten des „reichen“ DFB sind endlich.

Italien: Zahl der positiv getesteten Profis nimmt zu

In Italien nimmt die Zahl der positiv auf das Coronavirus getesteten Serie-A-Spieler weiter zu. Nachdem beim 28 Jahre alten Juve-Spieler Daniele Rugani das Virus nachgewiesen wurde, gab es bei Sampdoria Genua fünf weitere Fälle. Die Gesamtzahl stieg auf neun. Bei Sampdoria handelt es sich um Manuel Gabbiadini, Antonino La Gumina, Omar Colley, Morten Thorsby, sowie den frühere HSV-Profi Albin Ekdal. Auch ein Vereinsarzt steht auf der Liste der Infizierten bei Sampdoria.

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Drei Fälle gibt es auch beim Club von Ex-Bayern-Star Franck Ribery, dem AC Florenz. Dabei handelt es sich um Dusan Vlahovic sowie Patrick Cutrone und German Pezzella. Bei Juve befinden sich insgesamt 121 Personen – darunter Spieler, Trainer und Betreuer – in häuslicher Quarantäne. Superstar Cristiano Ronaldo bleibt vorerst in seiner portugiesischen Heimat.

Spanischer Erstligist meldet Corona-Infizierte

Zwei Mitglieder des Mitarbeiterstabes des spanischen Erstligisten Deportivo Alaves sind positiv auf das Coronvirus getestet worden. Die beiden Mitarbeiter gehören zum technisch-sportlichen Mitarbeiterstab. Zurzeit werden weitere Tests im Team durchgeführt. Das Training wurde vorsorglich ausgesetzt bis die Ergebnisse vorliegen.

Länderspiel gegen Italien in Nürnberg abgesagt

Nun hat die Coronavirus-Krise auch gravierende Auswirkungen auf die Planungen von Bundestrainer Joachim Löw. Der EM-Test der Nationalmannschaft in Nürnberg gegen Italien am 31. März ist abgesagt. Die fränkische Metropole untersagte Veranstaltungen mit mehr als 100 Menschen, wodurch eine Absage des Spiels erforderlich wurde. Der DFB kündigte an, die Ticketpreise zu erstatten.

Das für den 26. März in Madrid geplante erste Testländerspiel in diesem Jahr der Löw-Auswahl gegen Spanien ist indes weiterhin sehr fraglich. Am Dienstag beraten zudem die 55 Uefa-Mitgliedsländer über weitere Schritte in der Coronavirus-Krise. Eine Verschiebung der EM von diesem Sommer in das Jahr 2021 gilt mittlerweile als wahrscheinlich. Die Fifa hat bereits zu einer Verschiebung aller in Kürze anstehenden Länderspiele geraten.

Coronavirus: Ancelotti erhebt Vorwürfe gegen England

Teammanager Carlo Ancelotti vom FC Everton hat England eine Unterschätzung der Coronavirus-Pandemie vorgeworfen. „Ich habe den Eindruck, dass hier in Großbritannien nicht wirklich die gravierende Situation begriffen worden ist. Das Leben geht fast wie gewohnt weiter“, kritisierte der Trainer in der "Gazzetta dello Sport".

Er begrüßte allerdings die Entscheidung, die Premier League auszusetzen. „Das ist angesichts des Szenarios der letzten Stunden richtig. Man konnte so nicht weitermachen. Die Gesundheit ist eine Priorität und zwar für jeden: Mannschaften, Fans, Klubs und Mitarbeiter im Fußballbereich“, sagte der 60 Jahre alte Ex-Bayern-Trainer.

Carlo Ancelotti ist
Carlo Ancelotti ist "not amused" über den Umgang der Briten mit dem Coronavirus. © Getty Images | Clive Brunskill

Bei Everton hat sich Mittelfeldspieler Andre Gomes mit dem Coronavirus infiziert. „Wir stehen zwar nicht unter Quarantäne, es sind aber vorbeugende Maßnahmen ergriffen worden. Gomes geht es besser. Das Fieber ist zurückgegangen, und das ist das Wichtigste“, meinte Ancelotti.

Der Trainer ist wegen der Pandemie in seiner Heimat Italien besorgt, wo die Zahl der Todesopfer auf über 1200 gestiegen ist. „Angesichts der Tragödie, die wir erleben, hat Fußball für mich jetzt keine Bedeutung. Wir müssen uns mit einer Pandemie konfrontieren, einer Situation, die niemand vor uns erlebt hatte. Die steigende Bilanz der Todesopfer in Italien ist schrecklich. Jetzt muss man sich auf diesen Kampf konzentrieren. Der Rest zählt nicht“, meinte Ancelotti.

Stuttgart mindestens eine Woche ohne Training

Wegen des Coronavirus' stellt HSV-Rivale VfB Stuttgart sein Training vorerst ein. Für „mindestens eine Woche“ werde das Mannschaftstraining ausfallen, sagte der Vorstandvorsitzende Thomas Hitzlsperger. „Ich finde, dass der Fußball genau das zu tun hat, was die Bevölkerung auch tut: nach Hause zu gehen und große Ansammlungen zu vermeiden.“

Paderborn stellt Teile des Teams unter Quarantäne

Nach dem positiven Coronavirus-Test bei Luca Kilian hat der SC Paderborn Teile seiner Mannschaft für 14 Tage unter häusliche Quarantäne gestellt. Zuvor hatte der Teamarzt insgesamt 45 Tests auf das Virus bei Spielern und Betreuern durchgeführt. Die Ostwestfalen sind der erste Bundesligist, der zu dieser Maßnahme greifen muss. In der Zweiten Liga war dies bereits bei Hannover 96 und beim 1. FC Nürnberg geschehen.

„Für Spieler und Mitarbeiter, die seit dem 5. März keinen direkten Kontakt zu Kilian hatten, geht das Leben vorerst „normal“ weiter“, teilte Paderborn mit. Der Trainingsbetrieb wurde vorerst eingestellt. Kurz vor dem Ende der Quarantäne soll bei allen potenziell Corona-Infizierten ein zweiter Test durchgeführt werden.