Bremen. Es war dieses Mal kein Offensivfeuerwerk, das Dortmund in Bremen abfackelte. Doch das störte beim BVB niemanden. Vielmehr freuten sich die Borussen über eine neu gewonnene Qualität.

Roman Bürki war ein glücklicher Mann. Nach dem zweiten Zu-Null-Spiel in der Fußball-Bundesliga in Serie trat der Torwart von Borussia Dortmund mit einem guten Gefühl die Heimreise an.

Noch zwei Wochen zuvor hatte sich der Schweizer nach der 3:4-Niederlage bei Bayer Leverkusen wie in der Schießbude der Liga gefühlt. Doch seitdem hat sich bei den Dortmundern einiges getan. "Es ist ein Ruck durch die Mannschaft gegangen", sagte Bürki nach dem 2:0 (0:0) beim mehr denn je abstiegsbedrohten SV Werder Bremen.

"Wir gehen ins Spiel, um zu Null zu spielen", beschrieb Bürki die neue Herangehensweise des Vizemeisters. "Wenn man kein Tor bekommt, verliert man nicht, und mit unserer Offensive werden wir immer ein Tor schießen." Hinten stabil und vorne trifft Wunderknabe Erling Haaland - mit dieser Erfolgsformel will der BVB im Titelkampf am Ende ganz vorne stehen.

In Bremen ging die neue Taktik trotz einer durchwachsenen Leistung perfekt auf. Anders als bei der 2:3-Pokal-Niederlage Anfang des Monats liefen die Dortmunder den Bremern nicht leichtfertig ins offene Messer, sondern agierten stabil und geduldig, bis sich Haaland vorne erstmals in Szene setzen konnte.

Der 19-Jährige war im Weserstadion in der ersten Halbzeit nicht zu sehen, einige Zuschauer fragten sich schon, ob der Norweger überhaupt mit an die Weser gereist sei. Doch nach der Pause drehte der neue Star der Liga auf. Bei seiner ersten Chance wurde sein Schuss im letzten Moment noch von Werder-Kapitän Niklas Moisander abgeblockt. Die anschließende Ecke drückte Dan-Axel Zagadou aber zur Dortmunder Führung über die Linie.

Eine Viertelstunde später war Haaland dann selbst zur Stelle und schloss eine schöne Kombination über Jadon Sancho und Achraf Hakimi mit einem wuchtigen Schuss zum 2:0 ab. Sein neunter Treffer in sechs Spielen - das schaffte vor ihm in der Bundesliga-Geschichte noch niemand. "Er ist ein Killer", sagte Axel Witsel über den Norweger, den Bremens Trainer Florian Kohfeldt schon vor der Partie als "einen der derzeit besten Stürmer Europas" bezeichnet hatte.

Gegen Bremen hätte Haaland in der Schlussphase sein Torekonto sogar noch erhöhen können, agierte aber ein, zwei Mal zu eigensinnig. Doch das schlug nicht ins Gewicht, weil der Erfolg gegen harmlose Bremer nicht mehr in Gefahr geriet. "Das war heute eine sehr erwachsene Leistung", lobte Nationalspieler Emre Can, wie Haaland im Winter zum BVB gekommen. "Wir haben zum richtigen Zeitpunkt zugeschlagen."

Wie stabil das neue Dortmunder Bollwerk wirklich ist, müssen jetzt die nächsten Wochen zeigen. In der Bundesliga geht es daheim gegen Freiburg und in Mönchengladbach um wichtige Punkte, ehe das Rückspiel in der Champions League gegen das offensive Star-Ensemble von Paris Saint-Germain mit Ex-Coach Thomas Tuchel ansteht. Weshalb Michael Zorc auch noch nicht komplett in die Euphorie rund um die neue defensive Stärke einstimmen wollte. "Wir arbeiten daran", sagte er mit einem Lächeln. "Und wir müssen immer weiter arbeiten."