Hamburg. Die Abwehrspielerin kann mit ihrem Herzensverein bei den deutschen Hallenhockeymeisterschaften ihren ersten Titel gewinnen.

Sie ist Abwehrspezialistin. Und wer daran zweifelt, der sollte versuchen, Fenja Poppe eine Einschätzung darüber zu entlocken, wo sie ihre eigenen Stärken sieht. Von ihrer kongenialen Defensivpartnerin Laura Saenger schwärmt sie dann, die „eine der besten Abwehrspielerinnen der Bundesliga“ sei; oder von Torhüterin Bille Koch, die „mit ihren 17 Jahren eine unfassbare Entwicklung genommen“ habe. Und ganz schnell ist sie vom „Ich“ beim „Wir“, bei der Geschlossenheit und dem Zusammenhalt, der die Hockeydamen des Harvestehuder THC auszeichne.

Poppe ist ein Teamplayer

Man muss also andere fragen, um zu erfahren, dass Fenja Poppe eine ganz entscheidende Rolle übernimmt, wenn es darum geht, ebenjene Geschlossenheit mit Leben zu erfüllen. „Fenja ist ein Musterbeispiel für das, was man Teamplayer nennt“, sagt HTHC-Cheftrainer Christian Blunck. „Sie übernimmt in allen Bereichen Verantwortung, ist für den Zusammenhalt enorm wichtig und einfach ein großartiges Mädchen.“

Wobei das Wort Mädchen als Kosewort zu verstehen ist, schließlich ist Fenja Poppe 25 Jahre alt und als Junior-Beraterin in einer Hamburger Werbeagentur seit Mai letzten Jahres in Vollzeit berufstätig.

Highlight-Videos sorgten für Extramotivation

Welchen Wert die Standardspezialistin, die Strafecken und Siebenmeter schießt, für ihr Team auch außerhalb des Spielfelds hat, zeigte sich vor dem Viertelfinale um die deutsche Hallenmeisterschaft am vergangenen Sonnabend.

Dank eines eigens zusammengeschnittenen Highlight-Videos mit den emotionalsten Szenen der Hauptrunde sorgte sie für Extramotivation, die die Mannschaft in einen 4:1-Sieg bei Ostmeister Berliner HC kanalisierte und damit den Einzug in die Final-Four-Endrunde schaffte, in der an diesem Wochenende in Stuttgart der Titel ausgespielt wird.

Der Meistertitel wäre ein Kindheitstraum

„Mir macht es Spaß, für die Mannschaft Dinge zu entwickeln. Es liegt mir am Herzen, dass alle sich wohlfühlen“, sagt die stellvertretende Spielführerin, die mit ihrem Freund, HTHC-Herren-Kapitän Xaver Hasun, eine Wohnung in Winterhude teilt. Mit ihrem Herzensverein deutscher Meister zu werden, das wäre für Fenja Poppe die Erfüllung eines Kindheitstraums.

Seit 21 Jahren gehört sie der Hockeysparte des HTHC an, ihre erste Trainerin war Hamburgs Hockeylegende Greta Blunck (81), die Mutter ihres aktuellen Cheftrainers. Sie ist die einzige Spielerin im Aufgebot, die ihre gesamte Karriere nur für den HTHC gespielt hat. „Der Verein ist mehr als ein zweites Zuhause. Es ist der einzige Club, für den ich spielen möchte. Für mich ist es etwas sehr Besonderes, dass wir wieder eine Endrunde erreicht haben“, sagt sie. 2007, beim bislang einzigen Triumph einer HTHC-Damenmannschaft unterm Hallendach, war sie Jugendspielerin.

Poppe ordnet Chancen realistisch ein

Die Chancen, den Meisterwimpel aus dem Schwäbischen mitzubringen, ordnet Fenja Poppe vor dem Halbfinale gegen Titelverteidiger Düsseldorfer HC (Sa., 13.45 Uhr) realistisch ein. „Wir sind sicherlich nicht Favorit, auch weil uns mit Sissy Hauke und Rosa Krüger zwei Nationalspielerinnen fehlen, die wir gern dabeigehabt hätten“, sagt sie. Die beiden A-Kader-Athletinnen pausieren zwecks Belastungssteuerung in der Halle.

Zwar gilt die Sportweisheit, nach der die Offensive Spiele gewinnt, aber die Defensive Titel, auch im Hallenhockey. „Aber die anderen Teams haben auch eine starke Abwehr“, sagt sie. Nordmeister Club an der Alster zum Beispiel, der mit 29 Gegentoren fünf weniger kassierte als der HTHC, und der im ersten Halbfinale (Sa., 11.30 Uhr) auf Uhlenhorst Mülheim trifft. Aber auch Düsseldorf, das mit der früheren Hamburger Nationaltorhüterin Kristina Reynolds bestens aufgestellt ist.

Andererseits können Wille und Leidenschaft auch im Hockey Berge versetzen. „Wir fahren nicht nach Stuttgart, um uns abschießen zu lassen. Wir wollen Meister werden“, sagt Fenja Poppe. Für eine Defensivspezialistin ist das eine offensive Aussage. Aber es geht ja auch nicht um sie, sondern um das Wir.