Hamburg.

Die 32. Olympischen Sommerspiele der Neuzeit finden vom 24. Juli bis 9. August in Tokio statt. Japans Hauptstadt ist damit nach 1964 zum zweiten Mal Gastgeber und nach 1988 in Seoul (Südkorea) und 2008 in Peking (China) die vierte asiatische Olympiastation. Knapp sechs Monate vor der Eröffnungsfeier sind die meisten Bauarbeiten abgeschlossen. Mitte Dezember hatte Premierminister Shinzo Abe (65) das neue Nationalstadion feierlich eröffnet. Thomas Bach (66), der deutsche Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), lobte die Organisatoren bereits überschwänglich. „Ich habe noch nie eine Olympiastadt gesehen, die zu diesem Zeitpunkt so gut vorbereitet war wie Tokio“, sagte er. Auch einen Verkehrsinfarkt befürchten die Organisatoren nicht. Tokios Nahverkehrsnetz gilt als vorbildlich.

Wie viele deutsche Athletinnen und Athleten in Japan an den Start gehen werden, steht erst im Juni fest, wenn alle 33 Sportarten – Baseball/Softball ist erstmals seit 2008 wieder im Programm, Karate, Skateboard, Sportklettern und Surfen sind neu dabei – ihre Qualifikationswettbewerbe abgeschlossen haben. Insgesamt sollen rund 10.500 Aktive aus mehr als 200 Nationen teilnehmen. Auch ein Flüchtlingsteam wird es geben, wie schon 2016 in Rio de Janeiro.

Fraglich ist noch, ob die russische Mannschaft teilnehmen darf. Diese Entscheidung muss der Internationale Sportgerichtshof CAS in Lausanne (Schweiz) fällen, nachdem die Welt-Antidoping-Agentur (Wada) Russland am 9. Dezember wegen manipulierter Daten aus dem Moskauer Doping-Kon­trolllabor für vier Jahre gesperrt hat. Sollte der CAS diese Sperre bestätigen, könnten russische Sportler als neutrale Athleten starten, sofern sie nachweisen können, nicht Teil des Dopingsystems gewesen zu sein. Dies war auch bei den Winterspielen 2018 in Pyeongchang (Südkorea) so gehandhabt worden.

Das größte Problem droht in Tokio das Klima zu werden. In den Sommermonaten herrschen in der Zehn-Millionen-Einwohner-Metropole regelmäßig Temperaturen von bis zu 40 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von nahezu 100 Prozent. „Der Sommer in Tokio ist nicht für Outdoor-Sportarten geeignet“, warnte Kimiyuki Nagashima, Vorstandsmitglied im japanischen Medizinerverband. Einer Verlegung in den Herbst, so wie sie 1964 und auch bei den Spielen 1988 in Seoul praktiziert wurde, stimmte der mächtige US-Fernsehsender NBC, der mehr als eine Milliarde Dollar für die Übertragungsrechte zahlt, nicht zu, da die Sommerspiele dann mit dem Start der Profiligen im Basketball und Eishockey kollidieren würden.

Um das Problem etwas zu entschärfen, sollen diverse Wettbewerbe bereits in den frühen Morgenstunden gestartet werden. Die Geher- und Marathonwettbewerbe wurden bereits ins gut 800 Kilometer entfernte Sapporo verlegt, wo es im Schnitt fünf bis sechs Grad kühler ist als in Tokio. Dennoch richten sich viele Athleten, deren Wettkämpfe unter freiem Himmel stattfinden, bereits darauf ein, mit extremem Flüssigkeitsverlust konfrontiert zu sein. Um sich optimal zu akklimatisieren, reisen einige Verbände, wie zum Beispiel die Ruderer, bereits gut drei Wochen vor dem Start der Spiele in Japan an. Andere absolvieren im Frühjahr Trainingslager an klimatisch vergleichbaren Orten.